Als Papst Urban VIII. von Wartenberg 1630 die Bistümer Verden und Minden anvertraut, ist der Adlige aus einer Seitenlinie des Fürstenhauses Wittelsbach bereits Bischof von Osnabrück. Hier hat er bereits das getan, was der Vatikan auch nun von ihm erwartet: die Gegenreformation in einer lutherisch gewordenen Region voranzutreiben.
Erste protestantische Kirchenordnung Westfalens
Minden wird 799 von Karl dem Großen gegründet. Bis von Wartenberg werden insgesamt 60 Bischöfe die Geschicke des Bistums, das der Kirchenprovinz Köln untersteht, leiten. Zahlreiche Königs- und Kaiserbesuche bezeugen die Bedeutung der Diözesanmetropole. So kommt 1058 als Achtjähriger Heinrich IV und stellt für das Domkapitel eine Urkunde aus. Der deutsche König soll 1077 mit seinem Gang nach Canossa in die Geschichtsbücher eingehen.
Im Zuge der Reformation folgen nach 1517 zahlreiche bis dahin katholische Bistümer der lutherischen Lehre. In Minden wird 1530 in der Kirche St. Martini die erste evangelische Kirchenordnung Westfalens ausgerufen, andere Kirchen und die meisten Bürger folgen. Der Mindener Dom dagegen, von Beginn an Bischofssitz, bleibt katholisch. Wenn auch mit einer eigenen Lösung: einem katholisch-protestantischem Domkapitel.
Minden wird wieder katholisch
Franz Wilhelm von Wartenberg wird 1630 der erste katholische Domherr seit Julius von Braunschweig-Lüneburg, dessen Amtszeit in der längst lutherischen Stadt 1554 endet. Zunächst scheint von Wartenberg sein Ziel einer Rekatholisierung auch in Minden zu erreichen - wenn auch nur dank der Hilfe des katholischen Kaisers Ferdinand II., der Gehorsam gegenüber dem neuen Kirchfürsten befiehlt.
Unter Protest huldigt der Rat der Stadt 1632 endlich dem neuen Bischof, der bereits für neue Fakten gesorgt hat: Lutherische Kirchen werden wieder katholisch, der evangelische Klerus kommt kurzzeitig in Arrest und wird gezwungen, an der ersten Diözesansynode seit langem Ende des Jahres teilzunehmen.
Doch dann kommen die Schweden
Zwei Jahre später enden von Wartenbergs Bemühungen abrupt: Die Schweden erobern Minden und bereiten seinen gegenreformatorischen Maßnahmen ein Ende. "Er hatte nicht wirklich eine Chance", glaubt der heutige Mindener Dompropst Roland Falkenhahn (siehe Video-Reportage).
1648 wird von Wartenberg mit dem Westfälischen Frieden offiziell als Bischof abgesetzt. Obwohl das Bistum im selben Jahr de facto aufhört zu existieren, hebt es Papst Pius VI. erst 1821 endgültig auf. Bis heute gehört das Gebiet um Minden zum Erzbistum Paderborn.
Ein Kupferstich erinnert noch an von Wartenberg
Die ostwestfälische Stadt soll für Franz Wilhelm von Wartenberg nicht die letzte Station bleiben: Er wird noch Bischof von Regensburg, hier und in Osnabrück verbringt er seine letzten Lebensjahre. Papst Alexander VII., der als Fabio Chigi während seiner Zeit als Nuntius in Köln Wegbegleiter von Franz Wilhelm war, ernennt ihn anderthalb Jahre vor seinem Tod, auf kaiserlichen Vorschlag hin, am 5. April 1660 zum Kardinal.
Der letzte katholische Bischof von Minden stirbt am 1. Dezember 1661. Ein Kupferstich in der Domschatzkammer erinnert in Minden noch heute an ihn.
Vor 350 Jahren stirbt der Gegenreformator Franz Wilhelm von Wartenberg
Der letzte Bischof von Minden
Noch kurz vor seinem Tod ernennt ihn Papst Alexander VII. zum Kardinal. Für Franz Wilhelm von Wartenberg ist es eine Würdigung seiner Verdienste um die katholische Kirche. Er ist einer der bedeutendsten Fürstbischöfe seiner Zeit. Nur an einer Aufgabe muss er scheitern.
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