Vor 300 Jahren starb Jean Baptiste de la Salle

Sozialreformer und Schutzpatron der Lehrer

In Deutschland ist er so gut wie unbekannt, im Ausland dagegen leben die Ideen von Jean Baptiste de la Salle fort. Er setzte sich besonders für Kinder aus armen Familien ein. Das Schulwesen verdankt ihm bahnbrechende Ideen.

Autor/in:
Michael Jacquemain
Figur des heiligen Johannes Baptist de La Salle / © Alexander Brüggemann (KNA)
Figur des heiligen Johannes Baptist de La Salle / © Alexander Brüggemann ( KNA )

Schicksalsschläge prägten und veränderten sein Leben: Mit 21 war er Vollwaise und musste sich als Ältester um Erziehung und Ausbildung seiner zehn Brüder und Schwestern kümmern. Diese Erfahrung führte dazu, dass er sich auch den Rest seines Lebens mit Kindern und Jugendlichen, meist sozial Benachteiligten, befasste. Und die gab es in seiner Zeit zuhauf.

Am 7. April 1719, vor 300 Jahren, starb Jean Baptiste de la Salle in Rouen. 1900 sprach Papst Leo XIII. den Sozialreformer, Begründer der Ordenskongregation der christlichen Schulbrüder und heutigen Schutzpatron der Lehrer, heilig.

Der aus einer vermögenden Juristenfamilie stammende La Salle entschied sich früh für den Priesterberuf: Mit 26 erhielt er die Weihe. Ein Jahr später, 1679, gründete er in seiner Heimatstadt Reims eine so genannte Freischule, in der Kinder aus armen Schichten unterrichtet wurden. Schnell kamen weitere hinzu.

Einsatz für Lehrlinge und junge Arbeiter

Da das Bildungssystem zur Zeit des Sonnenkönigs Ludwig XIV. meist adeligen und wohlhabenden Bevölkerungskreisen vorbehalten war, gründete La Salle auch ein Lehrer-Seminar - der Beginn des französischen Volksschulwesens.

Mit anderen Lehrern rief La Salle eine klösterliche Gemeinschaft ins Leben, die rasch Zulauf fand. Auch gegen Widerstände aus der etablierten Lehrerschaft und des Klerus blieb er ein umtriebiger Kämpfer für seine Ideen und Überzeugungen: Er gründete eine Gewerbeschule für Lehrlinge und junge Arbeiter, ein Knabenpensionat mit Real- und Gewerbeschule und eine für heutige Maßstäbe pädagogisch fortschrittliche Besserungsanstalt für straffällige Jugendliche.

Er forcierte im Unterschied zum Latein-orientierten Bildungssystem seiner Zeit muttersprachlichen Unterricht, systematisierte pädagogische Prinzipien, trat für berufsnahe Ausbildungsgänge ein und engagierte sich für die Lehrerfortbildung. In der Summe verdankt das Schulwesen nicht nur in Frankreich La Salle entscheidende und bahnbrechende Ideen.

Einrichtungen in 74 Staaten

In weltweit 74 Staaten - nicht aber in der Bundesrepublik - führt die Gemeinschaft heute mehr als 1.000 Einrichtungen. Vom Kindergarten über Grundschulen bis zu Universitäten werden mehr als 900.000 Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene betreut. Die rund 87.000 Mitarbeiter - zur geistlichen Gemeinschaft gehören knapp 4.500 Brüder- wirken dabei nicht nur in traditionellen Bildungseinrichtungen, sondern leiten auch landwirtschaftliche Zentren, Waisenhäuser für Straßenkinder oder Heime für straffällige Jugendliche.

Überall wollen sie ihren Auftrag erfüllen: besonders unter Benachteiligten eine menschliche und christliche Bildung und Erziehung ermöglichen. Schwerpunkt innerhalb Europas ist nach wie vor Frankreich, aber auch auf der iberischen Halbinsel und in Lateinamerika ist die Gemeinschaft stark vertreten. Auch wenn La Salle am Karfreitag 1719 starb - seine Ideen gelten noch heute.


Quelle:
KNA