Böhm wettet in der TV-Show, "dass nicht jeder dritte Zuschauer eine Mark, einen Franken oder sieben Schilling für notleidende Menschen in der Sahelzone spendet". Böhm gewinnt die Wette, bekommt aber immerhin 1,2 Millionen Mark zusammen.
Mit viel Naivität ging der bis dato vor allem als Darsteller des Kaiser Franz Joseph in der "Sissi"-Trilogie bekannte Böhm damals ein Projekt an, das wenig später sein Leben bestimmen sollte. Der damals 53-Jährige bot das Geld zunächst den Regierungen von Tschad, Sudan und Äthiopien an. Addis Abeba zeigte Interesse. Böhm flog daraufhin nach Äthiopien, besuchte ein Flüchtlingslager und gründete am 13. November 1981 seine Stiftung "Menschen für Menschen". Heute hat sie ein Jahresbudget von 14,3 Millionen Euro und engagiert sich weiter ausschließlich in Äthiopien.
Ein Zufallstreffer, aus dem eine Erfolgsgeschichte wurde. Doch zunächst fühlten sich viele Hilfsorganisationen von der Arbeit des Amateurs auf die Füße getreten. Ganz unbedarft hatte der Schauspieler sich auf einem besonders umstrittenen Gebiet engagiert: Das kommunistische Regime des damaligen äthiopischen Diktators Mengistu Haile Mariam hatte Hunderttausende Menschen aus dem dürregeplagten Norden in den regenreicheren Südwesten schaffen lassen.
Fast 100.000 Menschen wurde geholfen
Die Zwangsumsiedlungen aus den aufständischen Nordregionen kosteten nach Schätzungen von "Ärzte ohne Grenzen" hunderttausend Menschen das Leben. "Menschen für Menschen" verteidigt die Unterstützung der umgesiedelten Äthiopier. Fast 100.000 Menschen sei durch Böhm geholfen worden, zu überleben und eine neue Existenz aufzubauen, hieß es.
Die Kritik an den Projekten, die "Menschen für Menschen" mit seinen knapp 800 Mitarbeitern heute in elf Projektgebieten auf einer Fläche der Größe Niedersachsens umsetzt, ist mit den Jahren verstummt. Die Stiftung gilt nunmehr in ihrer Arbeit als besonders erfolgreich und transparent, was zu Jahresbeginn auch Entwicklungsminister Dirk Niebel (FDP) auf einer Reise durch Äthiopien lobte.
Der Minister gab dort den Startschuss für ein neues Projektgebiet von "Menschen für Menschen", von dem 180.000 Männer, Frauen und Kinder im Nordosten profitieren sollen. Das Ministerium steuert 1,1 Millionen Euro zu dem 1,5-Millionen-Vorhaben bei - so viel staatlichen Zuschuss gab es noch nie für eine private Organisation.
Ein wichtiges Thema ist die Frauenförderung
Als Drahtseilakt sieht die Stiftung die Arbeit im autokratisch regierten Äthiopien weiterhin nicht an. Es werde bedingungslos Hilfe gegeben, aber die Regierung dürfe auch keine Bedingungen an die Stiftung stellen, erklärt Almaz Böhm das Prinzip. Die 46-jährige äthiopische Ehefrau von Karlheinz Böhm ist seit 2008 geschäftsführender Vorstand der Stiftung in Deutschland.
"Menschen für Menschen" hilft "ganzheitlich", wie Almaz Böhm es nennt - bei Landwirtschaft und Bewässerung, Gesundheit, Alphabetisierung und dem Bau von Schulen, Aufforstung und dem Bau von Brücken und Straßen. Wichtiges Thema für Almaz Böhm ist auch die Frauenförderung. Die Stärkung von Frauen in der Arbeitswelt, Programme für Familienplanung oder gegen die weit verbreitete Beschneidung könnten die teils hoch traditionelle Gesellschaft Äthiopiens tiefgreifend ändern.
"Ato Karl", Herr Karl, wie Karlheinz Böhm in Äthiopien genannt wird, ist heute 83 Jahre alt. Stiftungsgründer und Retter vieler notleidender Afrikaner zu sein, ist wohl die Rolle seines Lebens geworden. Zum 30-jährigen Jubiläum von "Menschen für Menschen" hat er Anfang Mai wieder eine Wette gestartet: Insgesamt 30 Städte in Deutschland, Österreich und der Schweiz wollen jeden dritten Bürger bis zum 9. Juni zu einer Ein-Euro-Spende bewegen. Mit dem Geld sollen vor allem neue Schulen gebaut werden. Ob er gewinnt oder verliert, spielt heute wie vor 30 Jahren kaum eine Rolle.
Vor 30 Jahren legt Karlheinz Böhm den Grundstein für seine Äthiopienhilfe
Die Rolle seines Lebens
Es ist eine Szene aus dem kollektiven Fernsehgedächtnis: Die Sendung "Wetten dass ?" ist am 16. Mai 1981 erst wenige Monate alt. Moderator und Erfinder Frank Elstner hat den österreichischen Schauspieler Karlheinz Böhm eingeladen – der Beginn der bis heute erfolgreichen Stiftung "Menschen für Menschen".
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