Vor 25 Jahren erschien der Katholische Weltkatechismus

Ein Glaubensbuch als Bestseller

​Was sollte ein Katholik glauben? Eine große Frage, auf die der Katechismus der katholischen Kirche vor 25 Jahren Antworten formuliert hat. Er erläutert die wichtigsten Punkte im römisch-katholischen Glaubensverständnis.

Kardinal Joseph Ratzinger und Kardinal Jose Tomas Sanchez präsentieren den Katechismus / © N. N. (KNA)
Kardinal Joseph Ratzinger und Kardinal Jose Tomas Sanchez präsentieren den Katechismus / © N. N. ( KNA )

Das Projekt galt als gewagt, als kaum realisierbar. Nach der Öffnung der Kirche im Zweiten Vatikanischen Konzil schien ein Katechismus mit einer vollständigen, exakten und prägnanten Darstellung des katholischen Glaubens nicht mehr zeitgemäß - und praktisch unmöglich. Manche Theologen hätten weitere Experimentiermöglichkeiten vorgezogen, sie befürchteten eine Einschränkung von Freiheit und Offenheit.

Insbesondere die historisch-kritische Exegese verlange einen differenzierteren Umgang mit Bibeltexten, so die Einwände. Die außerordentliche Bischofssynode 1985 forderte jedoch die Abfassung eines solchen Kompendiums. Papst Johannes Paul II. stimmte zu. Und am 11. Oktober 1992, genau 30 Jahre nach der Konzilseröffnung, veröffentlichte er den "Katechismus der Katholischen Kirche".

In erster Linie für Bischöfe bestimmt

Das neue Werk, meist "Weltkatechismus" genannt, entwickelte sich zum Bestseller. Allein in den ersten zehn Jahren wurden acht Millionen Exemplare in 50 Sprachen verkauft. Inzwischen sind mehrere Dutzend weitere Übersetzungen hinzugekommen. Dabei ist das 800-seitige Buch, das in vier großen Teilen und 2.865 nummerierten Kanones den Glauben darstellt, gar nicht in erster Linie für die einfachen Gläubigen bestimmt, sondern für Bischöfe. Sie sollen auf dieser Grundlage örtliche Katechismen erstellen.

Der Weltkatechismus wolle und könne solche örtlichen oder nationalen Glaubenswerke nicht ersetzen, betonte der Papst bei der Veröffentlichung. Aber er sei eine sichere Norm für die Lehre des Glaubens, ein authentischer Bezugstext für die Ausarbeitung lokaler Katechismen und ein "gültiges und legitimes Werkzeug im Dienst der kirchlichen Gemeinschaft", schrieb er im Vorwort. Es sei eine "Darlegung des Glaubens der Kirche und der katholischen Lehre, wie sie von der Heiligen Schrift, der apostolischen Überlieferung und vom Lehramt der Kirche bezeugt oder erleuchtet wird".

Verbindung von Altem und Neuem

Der Universalkatechismus sollte Altes und Neues verbinden. Er folgte der überlieferten Ordnung des alten Katechismus von Pius V. (1566-72) mit seiner Einteilung in die vier Abschnitte Glaubensbekenntnis, Liturgie und Sakramente, christliches Handeln, Gebet. Eine Tradition, die auch der bis Mitte des 20. Jahrhunderts gebräuchliche Katechismus von Pius X. (1903-14) beibehielt. Aber "zugleich wird der Inhalt oft in neuer Weise dargelegt, um auf Fragen unserer Zeit zu antworten", betonte Johannes Paul II. In der Tat ist der Text allgemeinverständlich formuliert, wenn auch mitunter etwas sperrig.

Aber er stellt auch komplizierte theologische Sachverhalte anschaulich klar. Und er verzichtet auf die formelhaften Antworten, die frühere Generationen auswendig lernen mussten. Zuständig für die Arbeit am Katechismusprojekt war eine zwölfköpfige Kardinals- und Bischofskommission unter Leitung von Kardinal Joseph Ratzinger, dem Präfekten der Glaubenskongregation. Eine zentrale Rolle spielte dabei der Redaktionssekretär, seit 1987 der Fribourger Theologieprofessor Christoph Schönborn, heute Kardinal und Erzbischof von Wien. Bischofskonferenzen in aller Welt wurden in die Planung eingebunden, Theologen und Katecheten machten Vorschläge, mehr als 20.000 Modi wurden eingearbeitet. Nacheinander entstanden neun Fassungen - bis das Werk schließlich vollendet war.

Veröffentlichung zunächst nur auf Französisch

Bald wurde er in die wichtigsten Sprachen übersetzt. Bereits vorhandene Katechismen mussten entsprechend angepasst werden. So auch der "Erwachsenenkatechismus", den die Deutsche Bischofskonferenz in zwei Teilen 1985 und 1995 vorgelegt hatte. Die eigentliche Urfassung des Weltkatechismus kam dann freilich erst 1997 heraus, und zwar in der offiziellen Kirchensprache Latein. Sie ist verbindliche Grundlage für alle Übersetzungen und örtlichen Katechismen, die daraufhin nochmals überarbeitet und ergänzt werden mussten.

Denn in der Zwischenzeit gab es rund zwei Dutzend sprachliche Präzisierungen, aber auch inhaltliche Weiterführungen. Etwa zur Todesstrafe, die noch restriktiver gefasst wurde als zuvor, und die moralisch praktisch ausgeschlossen wird. Aber klarer sind auch Aussagen zur Notwehr gegen einen ungerechten Angreifer, zur Organverpflanzung wie auch zum Kommunionempfang.

Spezieller Jugendkatechismus "Youcat"

Auf Grundlage des Weltkatechismus erschien 2005 eine knappere Zusammenfassung, der "Kurzkatechismus" mit 250 Seiten. Insbesondere an Jugendliche richtet sich der auf deren Lebenswelt und Sprache zugeschnittene Jugendkatechismus "Youcat", der inzwischen in 30 Sprachen übersetzt ist. Herausgeber ist freilich nicht der Vatikan, sondern die Österreichische Bischofskonferenz.


"Youcat"-Stand auf der Frankfurter Buchmesse / © Melanie Pies (KNA)
"Youcat"-Stand auf der Frankfurter Buchmesse / © Melanie Pies ( KNA )
Quelle:
KNA