Vor 1.650 Jahren starb Bischof Hilarius von Poitiers

Lehrer von Sankt Martin - Kirchenvater des Westens

Hilarius heißt "der Freudige". Und doch hatte der so geheißene Bischof von Poitiers in seinem Leben viel zu kämpfen, um das Glaubensbekenntnis von Nicäa in der spätantiken Kirche des Westens zu verteidigen.

Autor/in:
Alexander Brüggemann
Hilarius von Poitiers / © KNA-Bild (KNA)
Hilarius von Poitiers / © KNA-Bild ( KNA )

Sein Name ist nicht so populär wie der anderer Bischöfe seiner Zeit, etwa Sankt Martins von Tours oder des Augustinus von Hippo. In seiner Bedeutung für das Abendländische Christentum aber steht er ihnen in nichts nach. Man darf bezweifeln, ob ohne den Kampf des Hilarius von Poitiers, der an diesem Freitag (13. Januar) vor 1.650 Jahren starb, das Glaubensbekenntnis des Konzils von Nicäa in der spätantiken Kirche des Westens Bestand gehabt hätte.

Hilarius heißt lateinisch "der Freudige". Der so Geheißene war ein gallisch-römischer Gutsherr, geboren um 315 in Pictavium (Poitiers), einem verschlafenen Nest am westlichen Ende des Römischen Reiches. Hier war wenig los: wenig Zerstreuung, wenig Bildung und Unterricht. Das Christentum hatte in dieser entlegenen Region noch wenig Fuß gefasst.

Annäherung an das Christentum

Hilarius, begüterter Landmann und Familienvater, nutzte die freie Zeit der Nacht und über den Winter, um sich im Selbststudium weiterzubilden. Er machte sich mit den klassischen lateinischen Autoren vertraut und kam irgendwann auch an die Lektüre der Bibel. Die Selbstoffenbarung Gottes an die Menschen überzeugte ihn, und so näherte er sich der christlichen Gemeinde des Ortes an. Um 345 empfing er gemeinsam mit Frau und Tochter in der Osternacht die Taufe. Ein spektakulärer Schritt für die Gemeinde von Poitiers, denn ein Mann seines Standes und seiner Bildung hatte sich ihr bislang noch nicht angeschlossen.

Um das Jahr 350 starb der erste Bischof von Poitiers, dessen Name heute nicht mehr bekannt ist. Per Akklamation, wie damals üblich, wählte die Gemeinde den verheirateten Hilarius zu ihrem neuen Vorsteher und Hirten. Der nahm an, ohne Begeisterung, aber die Aufgabe seines neuen Amtes wohl begreifend. Sein Hauptaugenmerk richtete er auf die Predigt, die korrekte Auslegung der Evangelien.

Aufbau der Gemeinde

In diesen Jahren, in denen er die Gemeinde von Poitiers aufbaute, kreuzte ein weiterer sehr begabter Mann seinen Weg: Martin, ein früherer Soldat aus Pannonien, dem heutigen Ungarn. Er hielt sich in der Gegend als christlicher Einsiedler auf. Hilarius versuchte vergeblich, den künftigen Bischof von Tours durch die Diakonenweihe an sich und die Gemeinde zu binden; womöglich führte er in seiner Stadt eine Art Residenz- und Gemeinschaftspflicht für den entstehenden Klerus ein. Doch Martin fühlte sich eher zu Freiheit und Mönchtum berufen.

Bis dahin hatte sich in Gallien, fern von Rom und Konstantinopel, noch niemand um theologische Lehrstreitigkeiten gekümmert. Hilarius räumte später ein, bis 353 nichts von den Auseinandersetzungen um das Glaubensbekenntnis des Konzils von Nicäa und den Arianismus gehört zu haben, der zu dieser Zeit vor allem im Osten des Reiches bereits heftig tobte. Im Kern ging es um die Wesensgleichheit Jesu Christi mit Gottvater. Der Priester Arius hielt Christus lediglich für ein Geschöpf.

Gegen Arianismus

Kaiser Konstantius II. (337-361), ein Anhänger des Arianismus, hatte seinen schärfsten theologischen Gegner, Bischof Athanasius von Alexandria, in den Westen verbannt und den Glaubensstreit so auch in diesen Teil des Reiches getragen. Mit den kaiserlich gesteuerten Synoden von Arles und Mailand (353/355) wurde das Abendland quasi zum Arianismus zwangsüberführt.

Wie genau es geschah, ist nicht mehr nachzuvollziehen - jedenfalls trat seit 355 Hilarius als Wortführer des gallischen Widerstands gegen den Arianismus auf. Er erreichte, dass die gallischen Bischöfe ihr Urteil von Arles widerriefen. Er kritisierte die Einmischung des Kaisers in theologische und kirchliche Angelegenheiten - und wurde dafür prompt in die Verbannung geschickt; in Gegenrichtung des Athanasius - nach Kleinasien.

Doch damit bewirkte der Kaiser nur das Gegenteil. Mitten im Zentrum des Sturms zwischen nizänischen und arianischen Bischöfen lernte Hilarius die theologischen Positionen umso besser kennen, und von ferne ermunterte er die Bischöfe im Westen, sich nicht vom "Antichristen" Konstantius und einer "Rotte von Pseudoaposteln" beeinflussen zu lassen.

Zurück aus der Verbannung

Als geschulter Vermittler orientalischer Theologie kehrte Hilarius nach dem Tod des Kaisers aus der Verbannung zurück. Noch für einige Jahre agierte er in Gallien und Italien entschieden gegen den Arianismus. Seine letzte Lebensphase verbrachte er dann zurückgezogen im Studium, verfasste theologische Kommentare und Hymnen. Er starb im Ruf eines Mannes, der fern von allem menschlichen Ehrgeiz schwierigste Aufgaben zu meistern.


Quelle:
KNA