Vor 150 Jahren entstand die Bayernhymne

"Gott mit dir, du Land der Bayern"

Sie gehört in Bayern zu jedem Staatsakt und wird auch bei kirchlichen Festen geschätzt: Die Bayernhymne. Papst Benedikt XVI. zählt sie sogar zu seinen Lieblingsstücken.

Autor/in:
Dominic Possoch
 (DR)

Dieses Jahr wird die Hymne 150 Jahre alt. Ein guter Grund den Komponisten zu feiern. Doch wer ist das überhaupt?

Der Musikwissenschaftler und Buchautor Thomas Göttinger nennt die Hymne "Bayerns größten Hit". Doch auch er weiß, dass kaum jemand den Urheber kennt. Im Kommunalwahlkampf 2008 habe er bayerische Politiker gefragt. "Kein einziger konnte mir damals eine Antwort geben. Auch nicht der damalige Ministerpräsident Günther Beckstein." Die Lösung: Konrad Maximilian Kunz hat 1860 ein Gedicht von Michael Öchsner vertont und somit die spätere Bayernhymne geschaffen.

"Es ist ein wunderschönes Lied mit einer Melodie, die ins Ohr geht", schwärmt Göttinger. "Da kann jeder gleich mitsingen." Darüber hinaus müsse die Hymne auch vor dem politischen Hintergrund ihrer Entstehung gesehen werden. Es war die Zeit nach der Revolution 1848. Damals wollte die Bevölkerung eine eigene Verfassung für Gesamtdeutschland. Der Kampf um bürgerliche Grundrechte fand besonders in den neu gegründeten Sänger- und Turnvereinen statt.

"Und diesen Geist atmen Kunz und seine Hymne", erzählt Göttinger. Das werde heutzutage verkannt. "Die Leute sehen in dem Werk oft einfach bayerische Folklore." Dabei seien die Themen von damals in den Augen des Journalisten und Musikwissenschaftlers wieder sehr aktuell. Als Beispiel nennt er die Sorge, dass Grundrechte wegen der Angst um die innere Sicherheit eingeschränkt werden könnten. "Häufig wird der Versuch unternommen, an der Verfassung herumzudoktern", beklagt Göttinger. Die Hymne sollte in diesem Fall als Mahnung dienen.

Seit 1964 heißt es offiziell Bayernhymne
Konrad Maximilian Kunz wurde am 29. April 1812 im oberpfälzischen Schwandorf geboren. Schon früh zeigte sich seine musikalische Begabung. 1845 wurde Kunz Chordirigent der Königlichen Oper in München und blieb dies 28 Jahre lang. Dort traf er auch Richard Wagner. Der soll den Chor unter Kunz' Leitung als "besten Opernchor in Europa" gelobt haben. Nur mit diesem sei die Uraufführung seiner Oper "Tristan und Isolde" 1865 möglich gewesen.

Bereits fünf Jahre zuvor war Kunz auf ein Gedicht des Münchner Lehrers Michael Öchsner mit dem Titel "Für Bayern" gestoßen und entschloss sich, dafür eine Melodie zu komponieren. An eine Hymne hatte er dabei nicht gedacht. Über Sängervereine verbreitete sich das Stück schnell und wurde als Volkslied populär. Als die dritte Strophe des Deutschlandlieds von Hoffmann von Fallersleben 1952 zur Nationalhymne der Bundesrepublik bestimmt wurde, setzte der Bayerische Landtag auch das Bayernlied auf die Lehrpläne der Schulen. Seit 1964 heißt es offiziell Bayernhymne.

Konrad-Max-Kunz-Tage
Doch auch gesellige Stücke stammen aus Kunz' Feder. Etwa das Chorlied "Ou, Knöd'l sind't scho!" für zwei Zischstimmen und vierstimmigen Männerchor. Es erzählt die Geschichte von zwei Knödeln, die im Kochtopf vor sich hin köcheln. "Das ist musikalisch höchst anspruchsvoll. Viele Chöre scheitern daran", erklärt Göttinger. Gerade auch wegen der Vielseitigkeit des Komponisten Kunz sei es wichtig, ihm mehr Beachtung zu schenken. Dass Benedikt XVI. sich bei seiner Pilgerreise durch den weiß-blauen Freistaat 2006 die Bayernhymne explizit gewünscht hat, freut Göttinger. "Das drückt den Heimatcharakter des Liedes aus und die Verbundenheit des Papstes mit Bayern."

Hinweis: Zum 150. Geburtstag der Bayernhymne veranstaltet Schwandorf, die Geburtsstadt von Kunz, vom 10. April bis 9. Mai erstmals "Konrad-Max-Kunz-Tage". Unter dem Motto "Kennen Sie Kunz? Sie werden ihn kennenlernen!" sollen elf Veranstaltungen an den berühmten Sohn der Stadt erinnern. Weitere Informationen gibt es unter www.konrad-max-kunz.de im Internet.