Vor 125 Jahren starb Vincent van Gogh

Durch die Welt des Malergenies

Holland ist nicht nur Strand und Fahrrad. Holland ist auch Vincent van Gogh, besonders in diesem Jahr, denn vor 125 Jahren starb der Maler, der heute als größter Künstler der Moderne gilt. Große Ausstellungen finden statt, so in Amsterdam mit Bildern von Van Gogh und Edward Munch. Und in Brabant, dort wo er aufwuchs, kann man per Rad seinen Spuren folgen.

Van Gogh Museum (dpa)
Van Gogh Museum / ( dpa )

Van Gogh ist Sohn eines Pfarrers. Die vielen Legenden, die sich um den Künstler ranken, beginnen schon mit seiner Geburt, nach der er denselben Vornamen erhielt wie sein verstorbener Bruder - wodurch er sich vielleicht zeitlebens als ungeliebter Ersatz fühlte.

Der kleine Vincent soll ein eigenbrötlerisches Kind gewesen sein, entwickelte aber vielseitige Interessen. Als junger Mann las er viel in der Bibel und in Erbauungsbüchern. Nach einer kurzen ersten Anstellung als Hilfslehrer an einer Schule war er denn auch als Hilfspfarrer tätig.

Unstete Lehrjahre und Autodidakt

Doch van Goghs erste Berufsjahre verliefen unstetig: Er brach ein Volontariat in einer Buchhandlung ab, ein Theologiestudium und ein Seminar für Laienprediger. Eine zweite Anstellung als Hilfsprediger wurde nicht verlängert, woraufhin er sich von der Kirche zurückgewiesen fühlte und sich vom Christentum abkehrte. Das Zeichnen hatte ihm jedoch stets Freude bereitet, und so entschied er mit 27 Jahren, Maler zu werden.

Wie viele Hobbyzeichner hatte van Gogh sich vieles selbst erarbeitet. Das blieb vorerst so, auch wenn er einzelne Unterrichtsstunden nahm. Zudem verliebte er sich unglücklich - erst in eine Cousine, dann in eine Prostituierte -, was seine Familie in der Überzeugung bestärkte, er sei ein Versager. Er fühlte sich zunehmend einsam, also zog er 1885 zunächst nach Antwerpen und wenig später in die Kunstmetropole schlechthin: Paris.

Die «blauen Töne und heiteren Farben finden»

In der französischen Hauptstadt belegte er Kurse an einem privaten Atelier und lernte andere Maler kennen, darunter Paul Gauguin. Er begann, mit den Farben des Impressionismus zu experimentieren. Nach zwei Jahren wurde ihm die Großstadt jedoch zu hektisch. Im südfranzösischen Arles wollte er die «blauen Töne und heiteren Farben» des Südens finden, wie er in einem Brief notierte.

Dort erlebte van Gogh seine produktivsten Tage, in denen etwa die berühmten Sonnenblumen-Gemälde entstanden. Im Oktober 1888 kam es zu dem Vorfall, der das Bild des Künstlers prägen sollte: Nach einem Streit mit Gauguin soll van Gogh sich einen Teil seines linken Ohres abgeschnitten haben. Ob dies Ausdruck einer beginnenden Depression mit Wahnvorstellungen war oder ob der befreundete Maler Gauguin die Tat verübte - darüber wurde viel spekuliert.

Depression mit Wahnvorstellungen

Inzwischen werben Wissenschaftler für ein differenziertes Bild. Der Künstler sei nicht wahnsinnig geworden, schreibt etwa der Kunstexperte Stefan Koldehoff in seiner van-Gogh-Biografie. Der Zwischenfall sei vielmehr ein Unfall gewesen. Zudem habe van Gogh die Kunstszene, aktuelle Strömungen und Entwicklungen zeitlebens reflektiert wie kaum ein Zweiter.

Doch van Goghs Erkrankung, posthum unter anderem als Depression mit Wahnvorstellungen diagnostiziert, beeinträchtigte ihn für den Rest seines Lebens. «Die Sternennacht» malte er in einer Nervenheilanstalt. Zu dieser Zeit fanden mehrere seiner Werke Anklang bei Ausstellungen in Paris. Dieser Erfolg verunsicherte den Künstler. Für seine letzten Monate zog er sich in den kleinen Ort Auvers bei Paris zurück und widmete sich ganz dem Malen. Am 29. Juli 1890 verstarb er, nachdem er eine Pistole auf sich selbst gerichtet hatte, mit 37 Jahren.

Mythos van Gogh

Forscher vermuteten lange, dass van Gogh seinen Bruder, der ihn stets unterstützt hatte, nicht länger belasten wollte - oder, dass eine sich anbahnende Liebesbeziehung durch den Vater des Mädchens verboten worden war. Beide Theorien beförderten den Mythos van Gogh. Die Öffentlichkeit seiner Zeit stilisierte ihn zum Märtyrer der Kunst. So schrieb der Dramatiker Carl Sternheim: «Er vermochte wie jeder Schöpfer, in sich das Chaos, die totale Verworrenheit und Finsternis als Voraussetzung zu empfinden und lehnte die Vorarbeit jedes Anderen zur Erhellung ab. Auch Gottes selbst.» 

Ausstellungen und Radrouten

In diesem Van-Gogh-Jahr würdigt Holland seinen großen Sohn mit zahlreichen Ausstellungen, unter anderem in Amsterdam mit einer großen Gegenüberstellung von Van Gogh und Edward Munch. In Brabant, wo Van Gogh die ersten drei Lebensjahrzehnte überwiegend lebte und seine ersten Werke wie ‚Die Kartoffelesser‘ schuf, kann man seinen Spuren per Rad folgen: Von seinem Geburtshaus in Zundert, über das Klassenzimmer in Tilburg, in dem er seinen ersten Zeichenunterricht erhielt, und über das Elternhaus in Nuenen, wo er sein erstes Atelier einrichtete, bis hin zu Orten, die er in seinen Zeichnungen und Gemälden verewigte. (dr/kna)

Informationen:

- Übersicht zum Van-Gogh-Jubiläumsjahr
- van Gogh in Brabant
- das Noordbrabants Museum
- Radfahren in Vincents Heimat