Vor 100 Jahren wurde Emil Schumacher geboren

"Malerei ist gesteigertes Leben"

Er setzte auf Farbe, manche seiner großformatigen Werke machte er mit Sisal, Papier und Blei fast zu Reliefs. Der Maler Emil Schumacher gehört zu den Wegbereitern einer abstrakten Bildsprache nach dem Krieg. Vor 100 Jahren, am 29. August 1912, wurde er in Hagen geboren.

Autor/in:
Andreas Rehnolt
 (DR)

Für ihn war jedes Bild ein unvorhersehbares Wagnis. "Meine Malerei ist nichts weiter als eine Form von gesteigertem Leben", sagte Emil Schumacher (1912-1999). Der international erfolgreiche Künstler gilt als Mitbegründer der abstrakten Kunst in Deutschland.



Schumacher besucht zunächst die Kunstgewerbeschule in Dortmund, schlägt sich danach als freier Maler durch. Mit Beginn der Machtergreifung der Nationalsozialisten darf er nicht mehr künstlerisch arbeiten, die Nazis werfen ihm "Kulturbolschewismus" vor. Während des Zweiten Weltkriegs ist er technischer Zeichner in einem Rüstungsbetrieb.



Seit Ende der 40er Jahre entwickelt Schumacher seinen Malstil zunächst hin zur Abstraktion des sogenannten Informel der 50er Jahre.

Typisch für seine Arbeiten sind ein experimenteller Umgang mit Farbe und Material sowie die Verbindung von Abstraktion und Gegenständlichkeit. In sieben Jahrzehnten schafft er ein vielfältiges Werk, ist bis ins hohe Alter künstlerisch aktiv und entwickelt seine Malerei weiter.



Museum in Hagen

Im Jahr 2009 eröffnete die Stadt Hagen ihrem Ehrenbürger in einem eigens errichteten Neubau das Emil Schumacher Museum. Das Haus bietet auf zwei Etagen Raum für wechselnde Ausstellungen. Am 29. August beginnt die Jubiläums-Schau "Malerei ist gesteigertes Leben". Darin tritt Schumachers Werk in Dialog mit der Malerei großer Zeitgenossen wie Antoni Tàpies, Robert Motherwell oder Jackson Pollock, wie das Museum mitteilt.



Neben der Malerei hat sich Schumacher insbesondere mit der Grafik - zumeist in der Technik der Radierung - befasst und zahlreiche Mappen und bibliophile Editionen mit Originalgrafiken geschaffen. Im Umfeld der Künstlergruppe "junger Westen", die Schumacher 1948 zusammen mit Künstlern wie Heinrich Siepmann oder Gustav Deppe gründete, zeichnete er unter anderem für die Programmhefte der Ruhrfestspiele in Recklinghausen. Die Künstlergruppe wollte nach dem Krieg den Anschluss an die internationale Kunstwelt und die Moderne vorantreiben.



In Illustrationen für Literatur, Märchen und Theater zeigte er seine ausgeprägten künstlerischen Fähigkeiten. Liebevoll interpretierte er etwa 1948 das Märchen "Schneeweißchen und Rosenrot" der Brüder Grimm im Kölner Wienand Verlag, 2011 neu veröffentlicht.



Rubens-Preis der Stadt Siegen

Durch die Einbeziehung von Materialien wie Blei, Asphalt, Sisal, Sand, Schnüre und Papier oder die Behandlung der Maloberfläche mit Hammerschlägen machte Schumacher seine Bilder zu Objekten zwischen Malerei und Relief. Der Düsseldorfer Galerist Hans Strelow, der mit Schumacher jahrzehntelang eng befreundet war, nannte den Maler einen "einzigartigen Künstler" und einen "wunderbaren, humorvollen Menschen". Er wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, unter anderem mit dem August Macke-Preis und dem Rubens-Preis der Stadt Siegen.



Das Museum Küppersmühle in Duisburg hat dem Maler seit dem Frühjahr dieses Jahres einen festen Ausstellungsraum gewidmet. Der neu gestaltete "Emil-Schumacher-Saal" im Museum am Innenhafen zeigt fünf Gemälde aus den 80er Jahren mit den Fantasie-Namen Wangrin, Madai, Borunda, Tangun und Kerim. Museumsdirektor Walter Smerling erklärte bei der Eröffnung, die im ersten Moment so dunkel wirkenden Bilder könnten "Räume öffnen oder verengen": Je länger man auf sie schaue, umso farbiger und intensiver erschienen die Arbeiten.



Info

Die Ausstellung "Malerei ist gesteigertes Leben" im Emil-Schumacher-Museum Hagen dauert vom 29. August bis zum 20. Januar 2013. Öffnungszeiten: Dienstag, Mittwoch, Freitag 10 bis 17 Uhr, Donnerstag 13 bis 20 Uhr, Samstag und Sonntag 11 bis 18 Uhr



Buchhinweis: Schumacher. Ulrich und Lotz, Rouven (Hg.): " und Rosenrot", mit 19 Illustrationen von Emil Schumacher aus dem Jahr 1948, Wienand Verlag, Köln 2011. 14,80 Euro