Landfunk: Die wilde Mirabelle

Von Wespen gemieden, vom Gärtner geliebt

Klein und gelb und zahlreich hängen die Früchte an diesem Baum, der eher wie ein großer überhängender Strauch daher kommt mit seinen zarten Blättern. Jetzt sind die Früchte reif. Nur: "Mirabelle" als Name stimmt nicht so ganz.

Mirabellenmarmelade / © St.Q.
Mirabellenmarmelade / © St.Q.

Schon im zeitigen Frühjahr macht der Baum Spaß mit seiner weißen Blütenpracht und dann im Juli tauchen aus dem grünen Blattwerk plötzlich die endlos vielen kleinen Mirabellen auf. So überraschend wie die wilde Mirabelle in einem Garten auftaucht, weil sie sich selbst aussät, so schwierig ist es, sie eindeutig zu bestimmen. Denn verwandt ist sie mit Pflaume, Schlehe, Reneklode, wird manchmal auch fälschlich Haferschlehe oder im Süden "Kriecherl" genannt. Richtig ist aber wohl: Kirschpflaume – "Prunus cerasifera". In meinem Fall mit gelben Früchten. Gesund und prächtig gedeiht meine "Mirabelle" und nach wenigen Jahren schon trägt der Strauch, der zum Bäumchen auswächst, reichlich Früchte, Ansprüche an den Boden stellt er kaum.

Saure Schale, süße Frucht

Das Fruchtfleisch meiner „wilden Mirabelle“ oder eben Kirschpflaume ist süß, die Schale eher sauer. Aber genau deshalb lassen sie die Wespen auch in Ruhe. Und auch Maden habe ich noch nie darin gefunden. Aber damit stellt sich auch jedes Jahr die Frage: Was tun mit der reichlich großen Ernte, so denn die frühe Blüte keinen Frost abbekommen hat? Kompott und Marmelade daraus schmecken herrlich sauer-fruchtig. Aber es gibt ein Problem. Die Kerne lassen sich nur schwer lösen, typisch für die Kirschpflaume. Hier meine Lösung:

Die kleinen wilden Mirabellen waschen, und ohne sie zu entkernen in einem großen Topf kurz aufkochen zu Kompott. Die ganze Masse dann durch ein grobes Sieb drücken, das Fruchtfleisch und Schale durchlässt, nicht aber die Kerne. Ideal eignet sich dafür das Sieb einer Salatschleuder. Den Kompott dann nur noch mit Gelierzucker aufkochen und abfüllen. Fertig.

Marmelade ganz schnell

Mit keinem anderen Obst lässt sich so schnell und reichlich Marmelade einkochen. Geschmacksvarianten mit Brombeeren, Orangesaft oder Zimt kann man probieren, aber schon in Reinform ist meine Mirabellenmarmelade ein wunderbares Give-Away: leuchtendgelb.

Übrigens: In Georgien wird aus den Mirabellen die Nationalsoße Tkemali gemacht, eine Art Mirabellen-Ketchup mit Koriander, Fenchel, Dill, Minze, Petersilie und Paprika. Probiert habe ich es noch nicht.

 

Stefan Quilitz