Taubenretterin versorgt verwundete Vögel

Von wegen "Ratten der Lüfte"

Friedenstauben hin oder her: Ihr Kot ist ätzend, das Gegurre nervt – Stadttauben stoßen selten auf Gegenliebe. Ihre Anzahl zu begrenzen ist richtig, sagt eine Kölner Taubenretterin. Aber deswegen müsse man sie nicht gleich krepieren lassen.

Tauben: Ratten der Lüfte? / © Darko Vojinovic (dpa)
Tauben: Ratten der Lüfte? / © Darko Vojinovic ( dpa )

DOMRADIO.DE: Was sagen Sie den Menschen, die ständig über Stadttauben schimpfen und sie als Plage ansehen?

Gwendolin Wonneberger (Taubenhilfe Köln): Ich sage den Menschen, dass Stadttauben eigentlich wahnsinnig soziale und saubere Tiere sind und dass das ganze Stadttauben-Problem menschengemacht ist. Unsere Stadttauben, die überall in den Städten herumlaufen, sind eigentlich die Nachkommen von domestizierten Tauben, sprich von Brieftauben, Rassetauben. Und das sind alles Tauben, die ursprünglich mal jemandem gehört haben, die nicht mehr nach Hause gekommen sind, ausgesetzt worden sind und die sich dann fröhlich in unseren Städten vermehrt haben.

DOMRADIO.DE: Wie ist denn Ihre Liebe zu Tauben entstanden? Wie sind Sie auf die Idee gekommen, sich für die Tauben stark zu machen?

Wonneberger: Ich habe selber mit Anfang, Mitte 20 mal eine verletzte Taube in der Stadt gefunden. Und als ich dieses verletzte Bündel Leben in der Hand hatte, ist mir aufgefallen, in welchem Elend diese Tiere leben, wie klein die Lobby ist und wie groß das Leiden dieser Tiere.

DOMRADIO.DE: Sie haben 2013 die Taubenhilfe Köln gegründet. Was haben Sie sich da genau vorgenommen?

Wonneberger: Ursprünglich war das Ziel, betreute Taubenschläge in Köln zu gründen und so das Leben der Tiere etwas besser zu machen. Schlussendlich haben wir sehr schnell ein Notfalltelefon gegründet, als ganz normale Tierrettung, aber ausschließlich für Tauben. Und wir bieten mittlerweile einen Allroundservice um verletzte Tauben an.

DOMRADIO.DE: Das bedeutet, dass Sie regelmäßig unterwegs sind und kranke und verletzte Tauben einsammeln. Werden Sie da mal angesprochen, machen Leute Kommentare?

Wonneberger: Wir werden tatsächlich relativ häufig angesprochen, auch nicht unbedingt sehr positiv. Wir werden auch durchaus bedroht, beschimpft, weil wir diesen Tieren helfen wollen. Es gibt allerdings auch immer mehr gute Stimmen, selbst von Leuten, die keine Tauben mögen, die einfach dankbar sind, dass auch diesen Lebewesen geholfen wird.

DOMRADIO.DE: Vielleicht sind es wirklich zu viele Tauben in unseren Städten. Ist es denn nicht sogar im Sinne der Tauben, wenn wir versuchen ihre Zahl zu begrenzen?

Wonneberger: Doch, ist es, und zwar durch betreute Taubenschläge, wo die Tiere angesiedelt werden und die Eier ausgetauscht werden, wie es jetzt auch in Köln am Hansaring geplant ist. Aber Tiere zwischen uns leiden und sterben zu lassen, sehe ich nicht als den richtigen Weg in einem zivilisierten Land wie Deutschland an.

DOMRADIO.DE: Sie arbeiten auch mit dem Umweltamt der Stadt Köln zusammen, wie genau?

Wonneberger: Wir kooperieren insbesondere für den Taubenschlag am Hansaring, der durch uns auch betreut werden soll. Der wird von der Stadt Köln, vom Umweltamt errichtet und wir haben auch noch hier und da ein bisschen Hilfe für unseren Lebenshof, den wir im Kölner Süden derzeit noch unterhalten und wo wir jetzt gerade in den Kölner Norden umziehen.

DOMRADIO.DE: Was wünschen Sie sich von den Menschen für die Tauben in der Stadt?

Wonneberger: Ich wünsche mir, dass die Menschen wahrnehmen, dass auch Tauben Lebewesen sind, die Emotionen haben, die Angst haben, die Schmerzen haben, die Bedürfnisse auf ein sicheres Leben ohne Hunger oder Durst oder Bedrohung haben.

Das Interview führte Hilde Regeniter.


Quelle:
DR