Von Auslieferung bedrohter Autor Akhanli "tief erschüttert"

 (DR)

Der Kölner Schriftsteller Dogan Akhanli sieht durch seine Festnahme in Spanien das eigene Sicherheitsgefühl tief erschüttert. "Ich dachte, die türkische Willkür und Arroganz kann Europa nicht erreichen. Aber wahrscheinlich stimmt das nicht ganz. Das internationale Recht, welches an sich ja gut ist, missbrauchen sie einfach. Das hat mit Rechtsstaat nichts zu tun", kritisierte Akhanli im Interview mit "tagesschau.de". Zugleich zeigte sich der gebürtige Türkei froh und auch "etwas stolz", dass er Deutscher sei und die Bundesregierung so rasch reagiert habe. "Das ist im Moment die einzige Sicherheit für mich."

Akhanli war am Samstag während seines Urlaubs in seinem Hotel in Granada festgenommen worden. Grundlage für die Festnahme war offenbar ein bereits seit mehreren Jahren bestehendes Strafverfahren in der Türkei gegen Akhanli und ein damit zusammenhängendes Auslieferungsersuch. Am Sonntag wurde Akhanli unter Auflagen wieder freigelassen.

Das Auslieferungsverfahren liegt nun zunächst in den Händen der spanischen Justiz. Sollte diese eine Auslieferung an die Türkei für zulässig halten, würde die spanische Regierung über eine Auslieferung Akhanlis an die Türkei entscheiden. Das Verfahren kann einige Zeit dauern; Akhanli darf Spanien währenddessen nicht verlassen.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hatte die Freilassung am Sonntagabend begrüßt und deutliche Kritik an der Türkei geübt: Internationale Einrichtungen wie die grenzübergreifende Polizeibehörde Interpol dürften "nicht für so etwas missbraucht" werden.

Außenminister Sigmar Gabriel (SPD) betonte: "Es wäre schlimm, wenn die Türkei auch am anderen Ende Europas erreichen könnte, dass Menschen, die ihre Stimme gegen Präsident Erdogan erheben, in Haft geraten würden." Er habe jedoch vollstes Vertrauen in die spanische Justiz. Aus dem Auswärtigen Amt hießt es, dass Akhanli deutscher Bürger sei und alles unternommen werde, gegen seine Auslieferung vorzugehen. Grundsätzlich würden alle Auflieferungsersuche aus der Türkei mit "größter Sorgfalt und Vorsicht" behandelt. (kna/Stand 21.08.2017)