Vollversammlung der Bischöfe beendet

"Neue Dynamik für die Kirche"

Nach den Aufsehen erregenden Interviewäußerungen von Papst Franziskus sehen die katholischen Bischöfe Deutschlands eine neue Dynamik für die Kirche. In Fulda ist die Vollversammlung zu Ende gegangen. Hier die Ergebnisse.

 (DR)

Vier Tage haben die deutschen Bischöfe in Fulda beraten und gemeinsam Gottesdienste gefeiert. Im Zentrum vieler Diskussionen stand immer wieder der neue Papst. Franziskus habe deutlich gemacht, dass eine Seelsorge, die "auf Distanz zu den Menschen geht, nicht akzeptabel ist", sagte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, am Freitag zum Abschluss der Herbstvollversammlung. Die Kirche müsse sich "auf die Straße wagen" und auch den Menschen nahe sein, die "auf den ersten Blick fremd wirken und deren Leben unverständlich erscheint".

Zollitsch betonte, die 67 Bischöfe hätten die Äußerungen des Papstes bei ihrem viertägigen Treffen intensiv diskutiert. Sie hätten vielfältige Auswirkungen auch auf die Bischöfe. Er erläuterte, die Kirche müsse einerseits glaubensstark und barmherzig sein, zugleich müsse sie aber als "hörende Kirche" ein offenes Ohr für die Menschen haben und auch die Brüche in ihrem Leben wahrnehmen. "Die Verkündigung der heilbringenden Liebe Jesu Christi geht moralischen und religiösen Verpflichtungen voraus."

Der Freiburger Erzbischof begrüßte zugleich die Appelle des Papstes nach einer verstärkten Kollegialität in der Kirche. "Ich freue mich darüber, dass Franziskus angekündigt hat, das Instrument der Weltbischofssynode dynamischer zu gestalten und intensiv zu nutzen", sagte er. In diesem Zusammenhang sprach sich Zollitsch dafür aus, auch vor der Wahl des künftigen Vorsitzenden der Bischofskonferenz kollegial über die Anforderungen und die Herausforderungen zu sprechen, vor denen die Konferenz stehe. Die Amtszeit des 75-Jährigen an der Spitze der Bischofskonferenz endet im Frühjahr.

Wiederverheiratete Geschiedene: Zollitsch kündigt Bericht an

Zum Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen sowie zu Reformen im kirchlichen Arbeitsrecht wollen die Bischöfe im kommenden Jahr konkrete Vorschläge vorlegen. Im nächsten Jahr werde eine Arbeitsgruppe der Bischofskonferenz einen ersten Bericht zur Situation wiederverheirateter Geschiedener in der Kirche vorlegen, kündigte der Zollitsch an. 

Der Bericht werde einen ungeschminkten Blick auf die Realitäten enthalten und die Not zur Sprache bringen, die heute in vielen Bereichen und gerade im Bereich verbindlicher persönlicher Beziehungen bestehe, sagte Zollitsch. Zugleich gehe es um eine "kritische Reflexion auf das maßgebliche Eheverständnis" der Kirche.

In der katholischen Kirche sind wiederverheiratete Geschiedene beispielsweise vom Kommunionempfang ausgeschlossen. Kirchliche Mitarbeiter können entlassen werden, wenn sie nach Scheidung erneut zivil heiraten.

Wie Zollitsch in Fulda zudem mitteilte, arbeitet die Bischofskonferenz an einer Fortschreibung der kirchlichen Loyalitätsverpflichtungen im Arbeitsrecht. Es sei zu klären, in welchem Sinn die persönliche Lebensführung im Bereich der Ehe maßgeblich sei für die kirchliche Beschäftigung und für die Identität katholischer Einrichtungen. Konkrete Formulierungsvorschläge lägen vor und würden demnächst erörtert.

Bischöfe erneuern Wunsch nach gemeinsamem Reformationsgedenken

Ihren Wunsch, das für 2017 anstehende 500-Jahr-Gedenken der Reformation als ein gemeinsames Christusfest von Protestanten und Katholiken zu feiern, haben die Bischöfe ein weiteres Mal bekräftigt. Die Reformation habe - mit Schuld auf beiden Seiten - zu tiefen Spaltungen geführt, sagte Zollitsch: "Insofern wird die katholische Kirche auch dem Gedenken nicht den Charakter einer Jubiläumsfeier geben können."

Trotz der unbezweifelbaren Reformbedürftigkeit der damaligen Kirche könne die Reformation aus katholischer Sicht nicht einfach positiv gewürdigt werden, erläuterte Zollitsch. Daher sprächen katholische Vertreter auch zumeist nicht von einem "Reformationsjubiläum", sondern vom "Reformationsgedenken".

"Wenn es gelänge, 2017 zum Anlass eines gemeinsamen Glaubenszeugnisses zu nehmen und vor allem ein Christusfest zu feiern, dann könnte das Reformationsgedenken nicht nur die Gläubigen näher zu Christus bringen, sondern auch die Nähe der Kirchen zueinander vertiefen", fügte Zollitsch hinzu. Der Vorsitzende des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland, Nikolaus Schneider, habe in diesem Zusammenhang von einem "Christusjubiläum" gesprochen.

Hier gebe es einen gemeinsamen Anknüpfungspunkt, damit sich Christen über konfessionelle Grenzen hinweg darauf besinnen können, "wer Jesus Christus für sie ist, und wie sie dies unter den Bedingungen unserer Zeit in guter Weise bezeugen können", unterstrich Zollitsch.

Zollitsch stellt sich hinter Limburger Bischof

Dem in er Kritik stehenden Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst hat Zollitsch seine "kollegialen Solidarität" versichert. "Ich unterstütze ihn nach Kräften", sagte der Freiburger Erzbischof. Er sei sicher, dass Bischof und Bistum einen "vorwärts weisenden Weg" fänden. Berichte, nach denen er den in die Schlagzeilen geratenen Bischof zu Wochenbeginn kritisiert habe, wies Zollitsch als verkürzt zurück. Der Erzbischof hatte zu Beginn der Vollversammlung erklärt, die ganze Kirche in Deutschland leide unter dem Konflikt im Bistum Limburg.

Die Situation sei für Tebartz-van Elst, die Gläubigen und das Bistum nicht leicht, erläuterte Zollitsch. Deshalb sei er dem Wunsch des Bischofs gern nachgekommen, ein externes Prüfteam zu berufen, das die Offenlegung der Kosten für das Bauprojekt auf dem Domberg begleitet.

"Wie diese Kommission zusammengesetzt ist, wann sie ihre Arbeit aufnimmt und zu welchem Zeitpunkt Ergebnisse zu erwarten sind, wird sich in allernächster Zukunft zeigen." Der Limburger Bischof war unter anderem wegen seiner Amtsführung und der Baukosten für das Diözesane Zentrum und das bischöflichen Haus in die Kritik geraten. Nach Darstellung seines Bistums werden die ursprünglich mit 5,5 Millionen Euro veranschlagten Kosten für den Bau bei weit über zehn Millionen Euro liegen.


Quelle:
KNA