Vision der katholischen Laien von einem gelockerten Zölibat

Debatte über Ehelosigkeit zieht Kreise

Die vom Zentralkomitee der deutschen Katholiken angestoßene Debatte über den Zölibat zieht Kreise. Jetzt melden sich auch Vertreter aus der Politik zu Wort.

Priesterweihe bedeutet Ehelosigkeit / © Harald Oppitz (KNA)
Priesterweihe bedeutet Ehelosigkeit / © Harald Oppitz ( KNA )

Mit dem Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki positioniert sich zudem ein katholischer Bischof.

ZdK-Präsident Thomas Sternberg hatte in der "Augsburger Allgemeinen" am Montag angesichts eines Mangels an Seelsorgern für Reformen geworben. "Wenn es nicht mehr anders geht, dass wir personell in der Seelsorge ausbluten, und wenn es so ist, dass der Zölibat ein Hindernis darstellt, dann muss er, weil weniger wichtig, gelockert werden", so der Chef des höchsten Gremiums der katholischen Laien in Deutschland.

Woelki fordert "grundlegende Neuevangelisierung"

Erzbischof Kardinal Woelki spricht sich hingegen dafür aus, an der verpflichtenden Ehelosigkeit für Priester festzuhalten und widersprach Sternberg. Diese habe als "widerständiges und scheinbar unzeitgemäßes Zeichen der Liebe Gottes mitten unter uns seine Bedeutung ganz und gar nicht verloren". Der Priestermangel sei vielmehr Ausdruck einer tiefgreifenden "Krise unsere Kirche". Um diese zu überwinden, sei jeder Getaufte gefragt, betonte Woelki. Es brauche eine "grundlegende Neuevangelisierung" mit dem Ziel, "Menschen überhaupt wieder mit Jesus Christus und seinem Evangelium bekannt zu machen".

Ähnlich hatte sich zuvor bereits der Direktor des Freiburger Zentrums für Berufungspastoral der Deutschen Bischofskonferenz, Michael Maas, in einem Interview auf katholisch.de geäußert.

Fragwürdige Rezepte gegen den Priestermangel

Kritik am Vorstoß des ZdK-Präsidenten kam auch vom Forum Deutscher Katholiken. Sprecher Hubert Gindert kritisierte im oberbayerischen Kaufering "Rezepte" gegen den Priestermangel, die Medien und das ZdK "ohne lange Überlegung" präsentierten. Sie böten keine Lösung. Stattdessen gelte es, dem Priestermangel mit einer Stärkung christlicher Familien begegnen.

"Kamen die Priesterkandidaten früher überwiegend aus kinderreichen Familien, in denen gebetet und ein katholisches Leben praktiziert wurde, so ist das bei modernen Familien mit 1,4 Kindern, denen selbst am Sonntag weithin die Bindung an die Kirche fehlt, anders geworden", so Gindert. Es müssten jene Familien gefördert werden, "die ihre Kinder wieder im christlichen Geist erziehen und so neues Leben in die Kirche bringen".

Politik teilt Idee von gelockertem Zölibat

Unterstützung für Sternberg kam dagegen aus der Politik. Der Kirchenbeauftragte der Unions-Bundestagsfraktion, Franz Josef Jung, forderte in der Mittwochsausgabe der "Rheinischen Post", die Kirche solle sich "dieser wichtigen Frage" zuwenden. Von ihr könne die Zukunft der Institution abhängen.

Zustimmung gab es in der Dienstagsausgabe der Zeitung auch von der kirchenpolitischen Sprecherin der SPD, Kerstin Griese. Am Donnerstag und Freitag treffen sich Vertreter des kirchlichen Lebens in Mülheim an der Ruhr, um in der dortigen Katholischen Akademie "Die Wolfsburg" über den Fortgang der Debatte zu Reformen in der Kirche in Deutschland zu sprechen.

Die Idee der viri probati

Eingeschaltet hat sich unterdessen auch der scheidende Abtprimas der Benediktiner, Notker Wolf. Im Interview mit der "Augsburger Allgemeinen" (Donnerstag), sagte er: "Ich würde es durchaus begrüßen, wenn die viri probati zu Priestern geweiht werden könnten". "Viri probati" (deutsch "bewährte Männer") sind Verheiratete, die sich durch vorbildliche Lebensweise für den kirchlichen Dienst empfehlen. Sie dürfen in der katholischen Kirche bislang nur zu Diakonen geweiht werden.

Zum Thema Frauendiakonat verwies Wolf auf Beispiele aus der Kirchengeschichte. So habe es etwa Äbtissinnen gegeben, die mehrere Bischöfe unter ihrer Jurisdiktion gehabt hätten. "Es war schon immer vieles in Bewegung", so der Abtprimas, der am 9. September aus dem Amt scheidet. Wolf war seit 2000 Chef des weltweiten Benediktinerordens, zu dem mehr als 20.000 Männer und Frauen gehören.

 

Quelle:
KNA