Kapitelsamt im Kölner Dom

Vierundzwanzigster Sonntag im Jahreskreis

domradio.de übertrug am vierundzwanzigsten Sonntag im Jahreskreis das Kapitelsamt aus dem Kölner Dom mit Domkapitular Günter Assenmacher. In seiner Predigt nahm er direkten Bezug auf das Evangelium, das von der Vergebung handelt.

domradio.de überträgt täglich live aus dem Kölner Dom (dpa)
domradio.de überträgt täglich live aus dem Kölner Dom / ( dpa )

Menschen seien "Meister der Verdrängung", so der Geistliche. Nicht nur in Kriminalromanen gäbe es die sogenannten Leichen im Keller. In manchem "Lebenshaus" seien sie in Beton gegossen und es dauere Jahrzehnte bis diese ans Licht kämen. Es sei indes wichtig, die Leichen auszugraben, betont der Domkapitular. Menschen müssten zu dem stehen, was sie getan und erlitten hätten. Es gebe kaum Gerichtsverhandlungen, in denen Täter und Opfer eine Konfrontation erspart bliebe. Und wenn Täter und Opfer diese Konfrontation aushielten, könne es zur Vergebung kommen.

Vergebung, ein Prozess

Doch Vergebung könne nicht gefordert werden, sondern sie sei eine Entscheidung, die erfolge, "weil man vielleicht auf einem langen und mühsamen Weg, durch eigenes Nachdenken oder durch Hilfe von außen, dazu gebracht worden ist." 

Vergebung heiße nicht Vergessen oder Verleugnen, im Gegenteil: "Sie setzt voraus, dass das was Geschehen ist, wahrgenommen und eben nicht verdrängt worden ist." Sie relativiere nicht die Verantwortung des Täters und sie billigt nicht, was geschehen ist. "Sie findet sich nicht ab. Sie ist auch nicht einfach eine Amnestie oder eine Verjährung."

Vergebung als Befreiung

Vielmehr sei die Vergebung ein Akt der Befreiung, mit dem die geschädigte Person sich von demjenigen lösen könne, von dem sie verletzt worden sei. Der Geistliche erinnert an Papst Johannes Paul II., der den Mann aufgesucht habe, von dem er mit zwei Schüssen beinahe getötet worden wäre.

Wer so wie der verstorbene Papst vergeben könne, der resigniere nicht, sondern er befreie sich vielmehr aus dem Gefängnis, jeden Tag etwas nachzutragen und daran zu verbittern und öffne womöglich einem anderen den Anfang eines neuen Lebens.  

Die musikalische Gestaltung des Kapitelamts übernahm die Domkantorei Köln unter der Leitung von Winfried Krane.


Quelle:
DR