Vier Tote bei Schießerei vor jüdischer Schule in Toulouse

Entsetzen in Frankreich

Ein Unbekannter hat am Montagmorgen mindestens vier Personen, darunter drei Kinder, vor einer jüdischen Schule in Toulouse erschossen. Zwei weitere Personen wurden schwer verletzt. Religionsvertreter und Politiker verurteilten die Tat scharf.

 (DR)

Nach Ansicht des französischen Verteidigungsministers Gerard Longuet handelt es sich bei dem Täter "wahrscheinlich" um einen "Geistesgestörten". Allerdings könne er ein terroristisches Verbrechen nicht ausschließen, sagte Longuet dem Nachrichtensender LCI. Die Regierung ordnete einen verschärften Schutz aller jüdischen Schulen im Land an.



Die Vizepräsidentin des Jüdischen Weltkongresses, Charlotte Knobloch, bezeichnete sie als ein Zeugnis größter Unmenschlichkeit. Sollte es einen rechtsextremistischen Hintergrund geben, "wäre das ein neuer tragischer Höhepunkt menschenverachtender Exzesse in Europa", erklärte Knobloch. Es sei an der Zeit, das Thema Rechtsextremismus europaweit stärker zu diskutieren, so die frühere Präsidentin des Zentralrates der Juden in Deutschland.



Außenminister Guido Westerwelle (FDP) sagte, er hoffe, dass die Täter schnell gefunden werden. "Antisemitismus und Gewalt gegen jüdische Einrichtungen oder Menschen jüdischen Glaubens haben in Europa keinen Platz und müssen konsequent geahndet werden", betonte Westerwelle in Berlin.



"Wir sprechen den Familien unser Mitgefühl aus"

Nach Ansicht des Europäischen Jüdischen Kongresses (EJC) zeigt der Angriff, dass Aufklärung über Antisemitismus und Intoleranz immer noch notwendig sei. Nicht höhere Mauern und effektivere Sicherheitssysteme, sondern die Vermittlung von Toleranz bereits in den Klassenzimmern sei notwendig, sagte EJC-Präsident Mosche Kantor in Paris. Der katholische Erzbischof von Toulouse, Robert Le Gall, äußerte sich bestürzt: "Wir sprechen den Familien, die von diesem Horror betroffen sind, unser tiefes Mitgefühl aus."



Die Konferenz Europäischer Rabbiner erklärte in Brüssel, die Tat sei "bezeichnend für eine Gesellschaft, in der Intoleranz zugelassen wird". Präsident Rabbi Pinchas Goldschmidt appellierte an Frankreichs Regierung, die kriminellen Angriffe gründlich aufzuklären und die Verantwortlichen zu bestrafen.



EU-Kommissionschef Jose Manuel Barroso nannte die Bluttat nicht hinnehmbar; müsse dringend aufgeklärt werden. Der Präsident der Parlamentarischen Versammlung des Europarates, Jean-Claude Mignon, sprach den Familien der Opfer sein Beleid aus. "Nichts in der Welt rechtfertigt diesen verabscheuungswürdige Mord an unschuldigen Kindern", so Mignon in Straßburg.



Der Sprecher des israelischen Außenministeriums, Jigal Palmor, äußerte sich entsetzt. Man vertraue darauf, dass die französischen Behörden diese Tragödie vollständig aufklären und die Täter vor Gericht bringen.