Vier Kinder am Tag werden Opfer des russischen Krieges

Berichte von sexueller Gewalt und Folter

Seit dem russischen Angriff am 24. Februar vergangenen Jahres wurden im Schnitt vier Kinder und Jugendliche am Tag durch Kriegshandlungen verletzt oder getötet. Andere zeigen traumatische Verhaltensweisen bei bestimmten Geräuschen.

Eine Puppe und ein Teddybär stehen auf einem Tisch in einem Spielzimmer für geflüchtete Kinder aus der Ukraine, im Aloisiuskolleg in Bonn am 23. März 2022. / © Julia Steinbrecht (KNA)
Eine Puppe und ein Teddybär stehen auf einem Tisch in einem Spielzimmer für geflüchtete Kinder aus der Ukraine, im Aloisiuskolleg in Bonn am 23. März 2022. / © Julia Steinbrecht ( KNA )

In seinem am Montag vorgestellten Bericht weist das Hilfswerk darauf hin, dass es sich bei dieser Zahl um eine vorsichtige Einschätzung handle. Die UN spreche zwar von mindestens 18.600 zivilen Opfern im Kriegsjahr, davon rund 7.100 Tote und etwa 11.500 Verwundete. Die tatsächlichen Opferzahlen könnten allerdings deutlich höher liegen, was auch die Schätzung zu den minderjährigen Opfern beeinflussen würde.

Berichte über sexuelle Gewalt gegen Kinder, Folter und Tötung

Hinzu kämen noch unbestätigte Berichte über sexuelle Gewalt gegen Kinder, Folter und Tötung. Nach Angaben der Organisation sind durch den Krieg über vier Millionen ukrainische Kinder auf humanitäre Hilfe angewiesen, etwa 45 Prozent der gesamten minderjährigen Bevölkerung.

Auch die dauerhaften Angriffe durch russische Artillerie und Bomber hätten große Auswirkungen auf das Leben der Kinder, so Save the Children.

Kinder mussten 920 Stunden in Schutzbunkern verbringen

Im Schnitt hätten Kinder seit Beginn des Krieges etwa 920 Stunden – also über einen Monat – in Schutzbunkern verbringen müssen. "So lange unter der Erde eingesperrt zu sein, ist eine schreckliche Erfahrung, die kein Kind machen sollte", betonte die Vorsitzende von Save the Children, Inger Ashing. Viele Kinder zeigten bereits traumatische Verhaltensweisen, etwa wenn sie Alarmsirenen oder andere laute Geräusche hörten.

Ukrainer im Bunker / © Francesca Volpi (KNA)
Ukrainer im Bunker / © Francesca Volpi ( KNA )

Der Schulunterricht sei zwar in kriegsbetroffenen Landesteilen vollständig auf Online-Formate umgestellt worden, hieß es weiter. Allerdings hätten nur etwa 30 Prozent der Kinder die notwendigen technischen Geräte, um am digitalen Unterricht teilzunehmen. 

Welt muss Verantwortliche zur Rechenschaft ziehen

Save the Children fordert die Kriegsparteien auf, die Zugänge für humanitäre Hilfe für kriegsbetroffene Familien unter allen Umständen offen zu halten.

Wladimir Putin / © Mikhail Klimentyev (dpa)
Wladimir Putin / © Mikhail Klimentyev ( dpa )

Gleichzeitig müsse die internationale Gemeinschaft dafür Sorge tragen, dass diejenigen, die für Verstöße gegen die Menschenrechte und Gewalt an Kindern verantwortlich sind, zur Rechenschaft gezogen werden. 

Ashing mahnte, über den Ukraine-Krieg die anderen Krisen der Welt nicht zu vergessen, von denen es auch immer mehr gebe. Mit den Menschen im Jemen oder in Afghanistan müsse die Weltgemeinschaft dieselbe Solidarität wie mit denen in der Ukraine zeigen.

Quelle:
KNA