Vielstimmige Kritik an Trierer Kürzungsplänen im Bildungsbereich

Angst vor dem Kahlschlag

Die Ankündigung des Bistums Trier, in den kommenden Jahren seinen Haushalt um 42 Millionen Euro zurückfahren, sorgt für Proteste. Denn während die Bundesregierung trotz immenser Sparzwänge den Bildungsbereich verschont, drohen hier drastische Sparmaßnahmen im Bereich der Erwachsenenbildung.

 (DR)

Die Katholische Akademie im Bistum Trier versteht sich als Forum an der Nahtstelle zwischen Kirche, Politik und Gesellschaft. Sie will, so heißt es auf ihrer Internetseite, «den Boden bereiten, damit Gesellschaft, Politik oder Kirche Lösungsansätze für drängende Probleme entwickeln können».

Damit könnte es bald vorbei sein. Alle Fachstellen für Erwachsenenbildung sollen bis Ende 2012 geschlossen werden. Auch die Katholische Akademie soll ihre Pforten schließen. Auf der Streichliste stehen außerdem die Hochschulgemeinden an den Universitätsstandorten Trier, Koblenz und Saarbrücken.

Keine inhaltliche Begründung
Eine inhaltliche Begründung für die Kürzungen gerade in diesem Bereich gibt das Bistum nicht. Die Verantwortlichen hätten einen «Prozess der Priorisierung» durchgeführt, erklärte der Direktor des Zentralbereichs «Pastoral und Gesellschaft», Michael Kneib. Auf der Liste der unverzichtbaren Aufgaben hätten die «Sonderpastoral» und die «Außerschulische Bildung», zu denen Hochschulgemeinden und die Akademie gehören, nur die Plätze neun und zehn erreicht. «Daraufhin mussten dort die größten Kostensenkungsanteile erbracht werden.» Kneib verwies darauf, dass Bischof Stephan Ackermann nach der Phase der Anhörung und Information entscheiden werde, welche Maßnahmen umgesetzt werden.

Die Ankündigung hat Kritik weit über das Bistum hinaus ausgelöst. Von einem «fatalen Signal» spricht der Vorsitzende des Leiterkreises der Katholischen Akademien in Deutschland, Peter Klasvogt. Der Direktor der Katholischen Akademie des Erzbistums Paderborn in Schwerte sagte der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA), es drohe die Gefahr, dass die Kirche «ihre Dialogfähigkeit im gesellschaftlichen Diskurs» verliere.

Wider dem Auftrag des Zweiten Vatikanischen Konzils?
Zwar sei klar, dass von den Sparmaßnahmen der Kirche auch der Bildungsbereich nicht ausgenommen werde, fügte der Prälat hinzu. Doch gerade angesichts schrumpfender Gemeinden hätten Erwachsenenbildung und Akademien eine wichtige Funktion. Dass ein Bistum diesen Bereich so stark zurückschneide, entspreche nicht dem Auftrag des Zweiten Vatikanischen Konzils, die Gesellschaft mitzugestalten.

Das sieht Thomas Sternberg, Direktor der Katholisch-Sozialen Akademie des Bistums Münster, ähnlich. Er sei erschrocken über die Ankündigung, sagte er der KNA. Die Kirche brauche Orte des Austausches mit der Gesellschaft. Sternberg sieht allerdings derzeit keine ähnlichen Schließungspläne in anderen Diözesen. Im Gegenteil: «Viele Bischöfe sind dankbar dafür, dass die Akademien diese Arbeit an der Nahtstelle zwischen Kirche und Gesellschaft leisten», sagt Sternberg, der auch kulturpolitischer Sprecher der CDU-Landtagsfraktion in NRW ist. Und er verweist darauf, dass zwei derzeit amtierende Bischöfe zuvor Akademiedirektoren waren, nämlich der Münchener Erzbischof Reinhard Marx und der Rottenburger Bischof Gebhard Fürst.

"Verheerende Signale an Hochschulen und Landespolitik"
Proteste kommen auch von der Katholischen Bundesarbeitsgemeinschaft für Erwachsenenbildung (KBE) und vom Forum Hochschule und Kirche (FHoK), der bundesweiten Dachorganisation der Kirche für die Präsenz an den Hochschulen. «Einen solchen Sparvorschlag hat es bisher noch nicht gegeben», sagte der Bundesvorsitzende des Forums, Jürgen Weber. Das Bistum sende verheerende Signale an Hochschulen und Landespolitik.

Nach Meinung von Matthias Haas, Vorsitzender der Konferenz für Katholische Hochschulpastoral (KHP), sind die Bistümer nach Kirchenrecht verpflichtet, für die Seelsorge an den Studierenden Hochschulzentren zu unterhalten. «Ein Rückzug auf eine gottesdienstliche Versorgung würde die erfolgreich aufgebaute Präsenz der Kirche an den Unis praktisch zunichte machen», erklärte er. Sie bedeutete auch das Aus für einen wirkungsvollen Dialog zwischen Kirche und Wissenschaft.