Vielfalt der Freiwilligendienste laut Expertin in Gefahr

Weniger Förderung, weniger Freiwilligendienste

Von den Einsparungen im Bundeshaushalt für das Jahr 2024 ist nach Angaben der kirchlichen Sozialexpertin Birgitta Kelbch jeder vierte Platz in Freiwilligendiensten bedroht. Im Bistum Essen würden 85 Plätze von 350 gestrichen werden.

Freiwilligendienste helfen Krankenhäusern und anderen Institutionen Aufgaben des täglichen Lebens zu meistern. Wie auf dem Bild, bei bei einer Essensausgabe. / © Harald Oppitz (KNA)
Freiwilligendienste helfen Krankenhäusern und anderen Institutionen Aufgaben des täglichen Lebens zu meistern. Wie auf dem Bild, bei bei einer Essensausgabe. / © Harald Oppitz ( KNA )

Das schreibt die Leiterin der Freiwilligendienste im Bistum Essen in einem Gastbeitrag für den Fachdienst "epd sozial": "In Nordrhein-Westfalen wären 5.800 Plätze betroffen und bundesweit sogar über 27.000 Plätze." Damit könnten die Freiwilligendienste nicht mehr in der gleichen Menge und Vielfalt wie bisher angeboten werden.

In Deutschland leisten nach ihren Angaben jährlich 100.000 Menschen einen Freiwilligendienst, wie etwa das Freiwillige Soziale Jahr. Sie engagierten sich für andere, brächten ihre Zeit ein und stärkten das Miteinander. Nun habe die Bundesregierung angekündigt, die Fördermittel für das Jahr 2024 um 78 Millionen Euro zu kürzen, erklärt die Expertin.

Völlig falscher Ansatz

Das sei ein völlig falscher Ansatz: "Anstatt über einen allenfalls langfristig umsetzbaren und viel teureren Pflichtdienst für junge Leute zu diskutieren, wäre es ein wichtiger Dienst an der gesamten Gesellschaft, die lange etablierten Freiwilligendienste nicht einzuschränken, sondern sie im Gegenteil weiter auszubauen."

Denn der Freiwilligendienst sei geeignet, alle Menschen in ihrer Persönlichkeitsentwicklung zu unterstützen und gesellschaftlich integrativ zu wirken. Um jungen Menschen aus allen Bevölkerungsgruppen einen Freiwilligendienst zu ermöglichen, müsste die Politik anstelle von Kürzungen deutlich mehr finanzielle Mittel bereitstellen, lautet ihre Forderung.

Einzelfallentscheidungen

Sollten die Kürzungen kommen, müsse vor Ort entschieden werden, in welchen Tätigkeitsfeldern die Freiwilligenplätze konkret wegfallen werden - ob in der Ergänzung der Pflege oder in Betreuungsdiensten, in Kindertagesstätten, offenen Ganztagsgrundschulen, Jugendverbänden oder der Eingliederungshilfe. "Wie bei unseren Freiwilligendiensten
im Bistum Essen wird das bei jedem Träger zu diskutieren sein", erklärt Kelbch.

Freiwilligendienste

Internationale Freiwilligendienste bieten engagierten Menschen die Möglichkeit, abseits von touristischen Pfaden vielfältige Erfahrungen im Ausland zu sammeln. Sie handeln nach dem Grundsatz, dass eine friedliche Welt langfristig nur durch interkulturellen Austausch und das Verständnis für andere Kulturen gefördert werden kann. Engagierte Freiwillige leisten durch ihren Einsatz im Ausland einen wichtigen Beitrag zur praktischen Umsetzung dieses Grundsatzes und haben die Chance, den Globalisierungsprozess durch eigenes Erleben zu verstehen.

Daumen hoch für Freiwilligendienste / © sharshonm (shutterstock)
Daumen hoch für Freiwilligendienste / © sharshonm ( shutterstock )
Quelle:
epd