Viele Bühnen in NRW kämpfen trotz anerkannter Leistung ums finanzielle Überleben

Pakt mit Land und Kommunen?

Die Theater in Nordrhein-Westfalen setzen im Kampf ums ihr finanzielles Überleben auch auf einen Pakt mit der Landesregierung, den Kommunen und kommunalen Spitzenverbänden. Bei einer öffentlichen Podiumsdiskussion unter dem Titel "Stadt und Theater in Not" am Montagabend in Oberhausen betonte NRW-Kulturstaatssekretär Hans-Heinrich Grosse-Brockhoff, er werde sich einem solchen Pakt "nicht verweigern".

 (DR)

Gleichzeitig betonte der Kulturpolitiker jedoch, das Land könne nicht generell die Haushaltslücken der Kommunen stopfen.
Grosse-Brockhoff wies die zahlreich nach Oberhausen angereisten Theaterintendanten jedoch darauf hin, dass es in Bund und Land eine Reihe von Fördertöpfen gebe, die die Bühnen vielleicht nicht ausreichend nutzen würden. Der Kultur-Staatssekretär betonte jedenfalls, es gebe in NRW «nicht zu viele Theater». Das bewiesen auch die seit 25 bis 30 Jahren konstanten Besucherzahlen der Bühnen.

An Rhein und Ruhr kämpfen derzeit vor allem die Theater in Essen, Oberhausen und Hagen um ihr finanzielles und künstlerisches Überleben, da die jeweiligen Städte aufgrund von Haushaltssicherungskonzepten oder Nothaushalten jetzt bei der Kultur sparen wollen. Hier schlagen vor allem die von den Städten mitgetragenen Tariferhöhungen im öffentlichen Dienst durch, deren Mehrkosten sie den Bühnen allerdings nicht erstatten wollen. Die Vereinigten Bühnen Krefeld und Mönchengladbach konnten in den letzten Monaten nach langem Streit mit den beteiligten Städten zumindest vorläufig ihren Bestand sichern.

Die Ständige Konferenz der Intendanten in NRW hatte am vergangenen Sonntag in Bonn an die von CDU und FDP geführte Landesregierung appelliert, anzuerkennen, dass fast alle theatertragenden Städte die finanziellen Strukturprobleme ihrer Ensembletheater nicht aus eigener Kraft lösen könnten. Der Sprecher der Konferenz, der Wuppertaler Schauspiel-Intendant Gerd Leo Kuck, mahnte am Montagabend außerdem eine stärkere finanzielle Beteiligung des Landes an den Betriebskostenzuschüssen der Bühnen und einen Dialog zur Sicherung der Theater an. Laut Jörg Stüdemann vom Kulturausschuss des NRW-Städtetages tragen die Kommunen rund 87 Prozent der Kosten für die Theater.

Fusionen lehnten die meisten der Theater-Experten in Oberhausen als falsche Lösung ab. Auch Kooperationen etwa im Bereich der Werkstätten brächten vermutlich nur mehr finanzielle und organisatorische Probleme. Der Leiter des NRW-Kultursekretariats, Christian Esch, mahnte Land und Kommunen, «die ungeheure Fülle der Theater-Landschaft» nicht aufs Spiel zu setzen. Es gelte vielmehr, «die Substanz zu wahren, ohne nur den Status Quo aufrecht zu erhalten», sagte Esch. Nach seiner Einschätzung gibt es «zwischen Fusion und Kooperation vermutlich noch viele andere Möglichkeiten», die es auszuschöpfen gelte.