Versöhnungskonferenz vertagt sich erneut - MISEREOR im domradio: Beschluss kaum zu erwarten

Schüsse in Mogadischu

Überschattet von neuen Gefechten ist am Donnerstag eine Versöhnungskonferenz für Somalia in der Hauptstadt Mogadischu eröffnet und dann vertagt worden. Bei einem Anschlag kamen mindestens sechs Menschen ums Leben, darunter fünf Kinder. - Wie groß sind die Chancen für einen Friedensschluss bei dem Treffen? Gering, glaubt im domradio-Interview Afrika-Experte Michael Hippler vom katholischen Hilfswerk MISEREOR.

 (DR)


Premier: Wollen Frieden und Stabilität erreichen
In der Nacht zum Donnerstag hatten Gegner der Übergangsregierung den Bakara-Markt im Süden Mogadischus mit Granaten, Raketenwerfern und Maschinengewehren angegriffen. Am Morgen war das Gelände durch regierungstreue Truppen weiträumig abgesperrt. Die Übergangsregierung wird von der äthiopischen Armee unterstützt.

Bei der Eröffnung der Konferenz rief Somalias Premierminister Ali Mohammed Ghedi dazu auf, die seit Monaten anhaltenden Kämpfe zu beenden. Mehr als 1.300 Clan-Vertreter sollen bei dem voraussichtlich 75 Tage dauernden Treffen über die Zukunft des Landes am Horn von Afrika beraten. "Wir wollen der internationalen Gemeinschaft beweisen, dass wir Frieden und Stabilität in unserem Land erreichen können", sagte Ghedi nach epd-Informationen aus Mogadischu.

Erstmals am Sonntag vertagt
Die Konferenz war erstmals am Sonntag zusammengetreten und unter Granatfeuer unterbrochen worden. Offiziell hieß es, man wolle mehr Teilnehmern die Möglichkeit zur Anreise geben. Maßgebliche Vertreter des oppositionellen Hawiye-Clans, der die von der Übergangsregierung und der äthiopischen Armee Ende Dezember vertriebene "Union islamischer Gerichtshöfe" unterstützt, nehmen nicht an dem Gipfeltreffen teil.

Vor allem die EU hatte die Versöhnungskonferenz gefordert und zur Bedingung für Entwicklungshilfe gemacht. Somalia hat seit der Vertreibung des Diktators Siad Barre vor 16 Jahren keine zentrale Regierung mehr. Ende 2006 hatten äthiopische Truppen die Union islamischer Gerichtshöfe aus der Hauptstadt vertrieben, die zuvor große Landesteile unter ihre Kontrolle gebracht hatten. Mit Hilfe der äthiopischen Truppen konnte sich die Übergangsregierung in Mogadischu einziehen. Vorher kontrollierte sie nur den Raum um Baidoa.

Es fehlen 26.500 Tonnen Nahrungsmittel
Unterdessen haben die Vereinten Nationen vor einem Zusammenbruch der Versorgung Somalias mit Nahrungsmitteln gewarnt. In weiten Teilen des nordostafrikanischen Landes würden Missernten erwartet, erklärte das Welternährungsprogramm Mitte der Woche in Nairobi und Berlin. Zugleich gefährdeten Piraten vor der Küste Hilfslieferungen per Schiff. Infolge der politischen Wirren litten die Menschen unter Gewalt, Unsicherheit und Vertreibungen.

Die UN-Organisation  rief die internationale Gemeinschaft zur Unterstützung des Landes auf. Den Angaben zufolge kann es drei oder vier Monaten dauern, Nahrungsmittelhilfe nach Somalia zu bringen. Somalia benötige bis Ende des Jahres 26.500 Tonnen Nahrungsmittel im Wert von 19,5 Millionen US-Dollar für eine Million Menschen. Im vergangenen Jahr hatten eine Dürre und Fluten zu Ernteausfällen geführt.