Vermittlungsversuche bei anhaltenden Unruhen - Katholischer Priester gesteinigt

Annan in Kenia

Kenia kommt nicht zur Ruhe: Bei Ausschreitungen in der Provinz Rift Valley sind in den vergangenen Tagen mehr als 80 Menschen ums Leben gekommen, ein katholischer Priester soll sogar gesteinigt worden sein. Der ehemalige UN-Generalsekretär Kofi Annan versucht nun zu vermitteln.

 (DR)

In der kenianischen Unruheprovinz Rift Valley ist ein katholischer Priester gesteinigt worden. Wie der römische Pressedienst misna am Sonntagabend meldete, war Pater Michael Kamau Ithondeka (41) mit dem Auto auf dem Weg nach Nakuru, als er bei einer Straßensperre von einer Gruppe Jugendlicher der Kalenjin-Volksgruppe angehalten wurde. Dort sei er offenbar aufgrund seiner Zugehörigkeit zum Stamm der Kikuyu auf barbarische Weise getötet worden, berichtete der Pressedienst.

Nach Angaben von misna seien zwei weitere Personen im Auto gewesen, die der Priester als Anhalter mitgenommen hatte. Ein Mann sei schwer verletzt am Tatort gefunden worden und liege derzeit im Koma. Eine bislang unbekannte Frau konnte fliehen und alarmierte die Polizei.

Annan will schlichten
Annan rief die Regierung des umstrittenen Präsidenten Mwai Kibaki auf, mehr Polizisten in die Region zu entsenden, um die Bevölkerung zu schützen. Die Ausschreitungen hätten sich verselbstständigt.

"Regierung und Opposition müssen harte Entscheidungen treffen, um die politische Krise schnell zu beenden", sagte Annan am Samstagabend vor der Presse in Nairobi, nachdem er von einer Rundreise durch den von Unruhen besonders schwer betroffenen Westen Kenias zurückgekehrt war.
"Die Gewalt im Land hat katastrophale Ausmaße angenommen."

Nach einer neuen Unterredung mit Kibaki traf Annan am Sonntag mit Oppositionsführer Raila Odinga zusammen, der den Sieg bei der Wahl für sich in Anspruch nimmt. Wege zu einem Kompromiss zeichneten sich zunächst nicht ab.

Annan deutete an, er erwarte keine Einigung während seiner Reise. "Wir werden ein Verfahren vorschlagen, in dessen Rahmen Regierung und Opposition weiter verhandeln können." Kibaki hatte nach seinem ersten Gespräch mit Odinga unter Annans Vermittlung am Donnerstag die Anerkennung seiner rechtmäßigen Wahl zur Bedingung für Verhandlungen gemacht. Die Opposition wies das umgehend zurück.

EU-Außenminister drohen Kenia
Die EU-Außenminister haben Kenia indirekt mit einem Stopp der Entwicklungshilfe gedroht. Wenn es nicht zu einer politischen Lösung komme, werde das Auswirkungen auf die Beziehungen der Geberländer und der EU zu Kenia haben, heißt es in einem am Montag von den Außenministern in Brüssel gefassten Beschluss.

Bis es zu einer Lösung komme, könne die EU nicht die Zusammenarbeit mit Kenia wie gewohnt fortsetzen.

Hetzjagd und die Suche nach Schutz in Kirchen
In der Stadt Nakuru (Provinz Rift Valley) setzten Kikuyu-Milizen ihre Hetzjagd auf Angehörige anderer Volksgruppen fort. Die Milizen gelten als Unterstützer Kibakis, der selbst ein Kikuyu ist, während die anderen Volksgruppen in der Unruheprovinz mehrheitlich für die Opposition gestimmt haben. Mindestens 64 Menschen sind offiziellen Angaben zufolge seit der Nacht zum Freitag dabei ums Leben gekommen.

Überlebende, die zu Tausenden in Kirchen und Schulen Schutz suchten, warfen der Polizei vor, mit den Angreifern zusammenzuarbeiten. Zahlreiche Armenviertel wurden verwüstet, viele Häuser niedergebrannt. Nicht weit von Nakuru entfernt waren in Gebieten, wo Kikuyu die Minderheit sind, in den vergangenen Wochen auch Kikuyu systematisch verfolgt worden.

Seit der Verkündung des Wahlsiegs von Mwai Kibaki sind bei Unruhen in Kenia offiziellen Angaben zufolge mehr als 700 Menschen ums Leben gekommen. Mehr als 250.000 sind auf der Flucht. Internationale Wahlbeobachter haben die Auszählung der Wahl als fehlerhaft kritisiert und sprechen wie die Opposition von massiven Wahlfälschungen.