Vor 100 Jahren wurde der Publizist Ernst-Alfred Jauch geboren

Vermittler zwischen Ost und West

Heute ist er vor allem als Vater von Günther Jauch in Erinnerung. Doch der katholische Publizist Ernst-Alfred Jauch hatte mehr zu bieten - als Berichterstatter über Kirche in der DDR und sein Engagement für Versöhnung.

Autor/in:
Norbert Zonker
Schreibmaschine / © slonme (shutterstock)

Das Katholische Schulzentrum Edith Stein in Berlin-Prenzlauer Berg überraschte 2018 zu seinem Patronatsfest mit einer ungewöhnlichen Initiative. Es würdigte den 1991 gestorbenen Journalisten Ernst-Alfred Jauch für seine Verdienste um die deutsch-polnische und deutsch-französische Versöhnung. Schüler der Fachoberschule hatten sich im Religionsunterricht mit der Biografie des langjährigen Leiters des West-Berliner Büros der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) beschäftigt. Am 8. September 1920 - vor 100 Jahren - wurde er in Wesel am Niederrhein geboren.

Familie und Bildung

Sein Vater war Offizier im Ersten Weltkrieg und Fabrikant, seine Mutter stammte aus einer Adelsfamilie. 1939 legte er das Abitur am Staatlichen Humanistischen Gymnasium in Wesel ab - zusammen mit Heinz Bello, der am 29. Juni 1944 wegen "Wehrkraftzersetzung" erschossen wurde. Für beide prägend war die Mitgliedschaft im katholischen "Bund Neudeutschland". Jauch selbst wurde als Soldat dreimal verwundet. Die Nachwirkungen beeinträchtigten ihn bis zu seinem Lebensende. Zudem verlor er zwei Brüder - von insgesamt fünf Geschwistern - durch den Krieg.

Ein Lazarettaufenthalt in Breslau ermöglichte es ihm 1943, mit dem Studium der Germanistik, Geschichte und Philosophie zu beginnen, das er in Freiburg und - nach kurzer Gefangenschaft - Bonn fortsetzen konnte. 1949 bestand er das Staatsexamen in Philosophie, zwei Jahre später promovierte er in Germanistik mit einer Dissertation über den mittelhochdeutschen Versroman "Tristan" Gottfrieds von Straßburg. Während seines Studiums in Freiburg unterhielt Jauch enge Kontakte zu dem deutsch-französischen Kreis um die Dialogzeitschrift "Dokumente/Documents" und zu den Straßburger Jesuiten, die sich um die Versöhnung von Franzosen und Deutschen bemühten. Auch später nahm er immer wieder an den Treffen deutscher und französischer Publizisten teil.

Journalistische Laufbahn

Seine journalistische Laufbahn begann Jauch mit einem Volontariat bei der "Rheinischen Post" in Düsseldorf. 1956 wurde er Ressortleiter Politik bei den "Westfälischen Nachrichten" in Münster. 1959 ging er nach West-Berlin als Ressortleiter Innenpolitik und später stellvertretender Chefredakteur der dem damaligen "Ostbüro" der CDU nahestehenden, 1966 eingestellten Zeitung "Der Tag". Zur KNA kam er 1962 zunächst als "Politischer Korrespondent", bevor er 1965 nach dem plötzlichen Tod von Arthur Janssen die Leitung des Berliner Büros übernahm.

Die damaligen Arbeitsbedingungen sind heute nur schwer nachvollziehbar. Dienst- oder Privatreisen nach Ost-Berlin oder in die DDR waren, wenn überhaupt, umständlich, Recherchen per Telefon kaum möglich und wurden von den DDR-Organen abgehört. Hinzu kam, dass die katholische Kirche an Berichten in der "Westpresse" über möglicherweise brisante Themen wenig Interesse hatte und das auch durchzusetzen versuchte. Bei seiner Verabschiedung in den Ruhestand Anfang 1986 bekannte Jauch, er habe "eine Menge Lehrgeld gezahlt" und "musste zeitweilig harte Kritik gerade von jener Seite einstecken, der ich durch eine möglichst umfassende Berichterstattung einen Dienst zu erweisen geglaubt hatte".

1971 erhielt er das Bundesverdienstkreuz

Im Westen wurde seine Arbeit mehr geschätzt. So erhielt er 1971 das Bundesverdienstkreuz von Bundespräsident Gustav Heinemann. Auch die Kirche in Polen lag Jauch sehr am Herzen. Dafür dankte ihm ausdrücklich der damalige polnische Primas Kardinal Stefan Wyszynski, für seine "sachlichen, von wirklicher Sympathie für unsere Verhältnisse und unser Volk und Vaterland zeugenden Informationen". Das Bistum Berlin ehrte ihn schließlich zum Ende seiner Dienstzeit mit der Verleihung der Hedwigs-Medaille.

Von Jauchs drei Kindern trat nur der älteste Sohn Günther in die journalistischen Fußstapfen des Vaters. Eine überlieferte Bemerkung aus einem Brief über dessen Erfolg zunächst beim Bayerischen Rundfunk zeigt einerseits den rheinischen Humor Jauchs, aber zugleich den charakteristischen Unterschied im Berufsverständnis: "Das, was Günther macht, verstehe ich zwar nicht, aber es wird wohl gut bezahlt: Kein Mensch weiß, warum."


Quelle:
KNA
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