Vergeben in Paarbeziehungen

"Familiensynode hat neues Interesse an der Kirche geweckt"

Die Deutsche Bischofskonferenz hat mit Ehebratern über das Thema Vergeben und Vergessen in Paarbeziehungen diskutiert. Dazu Elisabeth Löckener vom Familienbund der Katholiken im domradio.de-Gespräch.

Eckpfeiler der Familie: Die Paarbeziehung (dpa)
Eckpfeiler der Familie: Die Paarbeziehung / ( dpa )

domradio.de: Vergeben und Verzeihen - das war die Überschrift über dem Treffen der deutschen Bischöfe mit katholischen Eheberatern am Donnerstag. Warum gerade das Thema Vergeben?

Elisabeth Löckener (NRW-Vorsitzende des Familienbundes der Katholiken): Der Verband der Ehe-, Familien- und Lebensberater hat gemeinsam mit dem Familienbund dieses Thema bearbeitet, weil das Vergeben und Verzeihen in Paarbeziehungen ein ganz wesentlicher Bestandteil ist, dass Beziehungen bestehen können. Und bestehende Paarbeziehungen sind nicht die einzige aber eine sehr wichtige Voraussetzung für das Gelingen von Familie, das heißt eine gute Basis für alle Mitglieder, die in der Familie leben.

domradio.de: Einer Studie zu Folge vergeben sich christlich geprägte Paare leichter als andere. Was hatten Sie denn da noch zu diskutieren?

Löckener: Die Studienergebnisse sind nicht ganz so eindeutig, wie das vorher erwartet worden war. Man ist ausgegangen von der These, dass in der Kontrollgruppe der Paare, die sich als christlich identifizieren, eine wesentlich größere Versöhnungsbereitschaft vorhanden ist. Das ist nicht per se nicht so deutlich herausgekommen. Es ist wohl ein größeres Wohlwollen in Bezug auf das Gelingen der Partnerschaft bei diesen Paaren feststellbar.

domradio.de: Für viele Gläubige spielt die Lehrmeinung der Kirche bei der Gestaltung von Familie keine große Rolle mehr. 

Löckener: Ich weiß aus dem katholischen Kontext heraus, dass unabhängig davon, wie Kirche sich äußert, die katholischen Beratungsstellen sehr gut angenommen werden und auch von Menschen aufgesucht werden, die sich nicht als Christen bezeichnen. Abgesehen davon wird aber auch sowohl von den Beraterinnen als auch von den Klienten im Moment der Prozess, der in der katholischen Kirche läuft, sehr wohlwollend wahrgenommen. Das heißt zum Beispiel: Es findet ein Wechsel in der Wortwahl statt. Man spricht nicht mehr von einer sündigen Beziehung, sondern von verwundeter Beziehung, wenn eine Ehe in der Krise ist.

Die Synode, die im Moment läuft, hat für viele Gläubige etwas aufgebrochen und neu Interesse an der Kirche geweckt. Es gibt Bereitschaft, die Prozesse mitzugehen, weil wahrgenommen wird, dass Kirche jetzt nach der Realität der Menschen fragt und nicht mehr sehr schnell mit einem Ideal aufwartet und versucht die Familien dem anzunähern. 

domradio.de: Im Oktober ist in Rom die nächste Familiensynode. Inwiefern bereitet das Treffen heute darauf vor? 

Löckener: Es hat Workshops gegeben, in denen danach gefragt wurde, was wir den Synodalen gerne mit auf den Weg geben möchten. Sehr viele Beteiligte haben sich dafür ausgesprochen, weiter auf die Realität zu schauen und die Familien in ihren jeweiligen Situationen wahrzunehmen. Und davon ausgehend, das Engagement der Kirche zu gestalten.

 

Das Interview führte Uta Vorbrodt.

Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Weder domradio.de noch das Erzbistum Köln machen sich Äußerungen der Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen zu eigen.

 


Quelle:
DR