Verfassungsschutz überprüft Ditib-Seelsorger in NRW-Gefängnissen

Radikalisierung hinter Gittern?

Die Stimmung zwischen dem Land NRW und der Ditib wird zunehmend angespannter. NRW lässt alle 97 Gefängnis-Seelsorger des größten deutschen Islamverbandes vom Verfassungsschutz überprüfen.

Blick in einen verschlossenen Gefängnisflur einer JVA / © Marcus Führer (dpa)
Blick in einen verschlossenen Gefängnisflur einer JVA / © Marcus Führer ( dpa )

Ende Februar waren 97 von 114 Imamen von der Ditib entsandt worden, die in den Gefängnissen des Landes als Seelsorger zur Betreuung muslimischer Häftlinge eingesetzt werden.

"Die Prediger der Ditib genießen keinen Vertrauensvorschuss mehr", sagte Justizminister Thomas Kutschaty (SPD) dem "Kölner Stadt-Anzeiger" am Freitag. Die Überprüfung durch den Verfassungsschutz sei "die Konsequenz aus dem Comic der Religionsbehörde Diyanet, in dem der Märtyrer-Tod verherrlicht wird".

Hintergrund ist eine Kontroverse um einen Comic der türkischen Religionsbehörde Diyanet, mit der die Ditib eng verbunden ist. In dem für Kinder gedachten Heft wird der Märtyrertod positiv dargestellt. Deshalb hatte das NRW-Innenministerium vor einigen Wochen eine Kooperation mit der Kölner Ditib-Moscheegemeinde beim Präventionsprogramm "Wegweiser" beendet, mit dem Jugendliche vor dem Abdriften in den gewaltbereiten Salafismus geschützt werden sollen.

Ditib fühlt sich vor den Kopf gestoßen

Wie schon auf diesen Schritt, reagierte die Ditib auch auf Kutschatys Entscheidung mit Unverständnis. Sie sei "als politisch motiviert und als reiner Wahlkampfpopulismus zu bewerten" und entbehre jeder sachlichen und rechtlichen Grundlage, teilte Ditib-Vorstandsmitglied Murat Kayman der Zeitung auf Anfrage mit.

Kayman stellte zudem eine weitere Mitwirkung der Ditib bei der Gefangenen-Seelsorge infrage. Wenn das Vertrauensverhältnis "durch behördliche Aussagen auf so gravierende Weise" verletzt werde, müsse sich die Ditib fragen, ob sie sich in diesem Bereich "überhaupt noch engagieren will", sagte er der Zeitung.


Justizminister Thomas Kutschaty (SPD) vor der JVA Wuppertal-Ronsdorf / © Maja Hitij (dpa)
Justizminister Thomas Kutschaty (SPD) vor der JVA Wuppertal-Ronsdorf / © Maja Hitij ( dpa )
Quelle:
epd