​Venezuela zwischen Versorgungskrise und Vermittlungsbemühungen

​Nur wenig Hoffnung vor Weihnachten

​Die angespannte politische und wirtschaftliche Situation hält Venezuela auch vor kurz vor dem Weihnachtsfest in Atem. Die kirchlichen Hilfswerke wollen die Not der Bevölkerung lindern. Doch das gestaltet sich schwierig.

Autor/in:
Tobias Käufer
Massenproteste gegen Venezuelas Präsident Maduro / © Miguel Gutierrez (dpa)
Massenproteste gegen Venezuelas Präsident Maduro / © Miguel Gutierrez ( dpa )

Wenige Tage vor Weihnachten deutet im krisengeplagten Venezuela nichts auf eine Entspannung der politischen und wirtschaftlichen Lage hin. Das sorgt für Frust bei den kirchlichen Hilfswerken, denen es kaum möglich ist, der leidenden Bevölkerung mit Medikamenten oder Lebensmitteln zu helfen. "Die Lage in Venezuela ist weiterhin besorgniserregend. Für unsere Partner der Caritas Venezuela ist es extrem schwer, unter den gegebenen Umständen Hilfe zu leisten", sagt Holger Vieth, Sprecher von Caritas International.

Caritas Venezuela ist auf den guten Willen der sozialistischen Regierung von Präsident Nicolas Maduro angewiesen. Ein monatelanges Tauziehen um Hilfsgüter, die an die Bevölkerung verteilt werden sollten, endete ergebnislos. Trotz endloser Schlangen vor den Supermärkten mit leeren Regalen verweigerten die Behörden die Freigabe. Nach offizieller Lesart gibt es keine Krise in Venezuela, sondern einen von außen gesteuerten Wirtschaftskrieg neoliberaler Kräfte.

Vatikan als Hoffnungsschimmer

Für die Hyperinflation sei eine internationale Geldmafia verantwortlich. Für den Absturz des Ölpreises, von dem das ölreiche Venezuela abhängig ist, dunkle Mächte aus dem Ausland. Für die seit zwei Jahren andauernden Unruhen, die für zahlreiche Verhaftungen von Regierungskritikern sorgten, macht Maduro die Opposition verantwortlich, die aus den USA gesteuert werde.

Für einen Hoffnungsschimmer sorgen indes die Vermittlungsbemühungen des Vatikan. "Natürlich hoffen wir und unsere Partner vor Ort, dass die Gespräche weitergehen und eine Eskalation verhindert wird", sagt Reiner Wilhelm, Venezuela-Referent des Lateinamerika-Hilfswerks Adveniat. Zugleich warnt das Hilfswerk jedoch vor übertriebenen Erwartungen. Bislang habe die Regierung Maduro ihre Zusagen aus den vom Vatikan vermittelten Gesprächen mit der Opposition nicht eingehalten.

Bischöfe schlagen Alarm

Experte Wilhelm zählt auf: "Gefordert war die Freilassung der politischen Gefangenen. Tatsächlich sind nur vier der mehr als 100 politischen Gefangenen freigelassen worden. Humanitäre Hilfe sollte in Form von Nahrungsmitteln und Medikamenten ins Land gelassen werden. Tatsächlich sind die Hilfslieferungen konfisziert worden." Zudem, fährt Wilhelm fort, hätten die Rechte des Parlaments gewahrt werden sollen. "Tatsächlich wurden die freien Plätze der Wahlkommission ohne Beteiligung des Parlaments nur mit regierungstreuen Kräften besetzt." Immerhin konnte laut Adveniat der Konflikt von der Straße an den Verhandlungstisch verlagert werden. Das sei ein Erfolg.

Nach wie vor deutet wenig darauf hin, dass die politischen Gefangenen die Festtage mit ihren Familien verbringen können. Stattdessen schlagen die venezolanischen Bischöfe Alarm. In einem am Wochenende verbreiteten Schreiben, das viel Aufsehen erregte, mahnten sie die sozialistische Regierung, ihre bisherigen Maßnahmen zur Bekämpfung der Wirtschaftskrise zu überdenken. Besonders betroffen seien die Ärmsten der Armen, die den Entscheidungen der Mächtigen schutzlos ausgeliefert seien. Die Bischöfe riefen Regierung und Opposition auf, für neues Vertrauen zu sorgen und den Ruf der Bevölkerung nach Veränderung ernst zu nehmen.

Immerhin gelingen der päpstlichen Nuntiatur kleinere Fortschritte: Der Generalsekretär des Oppositionsbündnisses "Tisch der Demokratischen Einheit» (MUD), Jesus Chuo Torrealba, dankte Nuntius Aldo Giordano für dessen Bemühungen. Laut Medienberichten wurde zudem der Hungerstreik politischer Häftlinge im Gefängnis des Inlandsgeheimdienstes nach zwei Wochen beendet.


Quelle:
KNA