Vatikanexperte blickt auf Filme mit und über den Vatikan

Illuminaten, Exorzisten und Päpste

Der Vatikan ist nicht nur ein Touristenmagnet, sondern kommt auch in etlichen Filmen vor. Wie der Vatikan mit Dreherlaubnissen umgeht und wie das Verhältnis von Päpsten und Filmemachern war, weiß Vatikanexperte Ulrich Nersinger.

Steine auf dem Petersplatz zeigen die Windrichtung an. Im Blockbuster Illuminati haben sie eine besondere Bedeutung / © mirtya (shutterstock)
Steine auf dem Petersplatz zeigen die Windrichtung an. Im Blockbuster Illuminati haben sie eine besondere Bedeutung / © mirtya ( shutterstock )

DOMRADIO.DE: Wenn ich an berühmte Filme über den Vatikan denke, fällt mir direkt "Illuminati" mit Tom Hanks und Ewan McGregor ein. Ist dieser Verschwörungs-Thriller womöglich der bekannteste Blockbuster, in dem der Vatikan vorkommt?

Vatikanexperte Ulrich Nersinger (EWTN)
Vatikanexperte Ulrich Nersinger / ( EWTN )

Nersinger: Für die neuere Zeit mit Sicherheit. Im 20. Jahrhundert waren vor allen Dingen Filme wie "Der veruntreute Himmel" und "In den Schuhen des Fischers"  Blockbuster aus dem vatikanischen Milieu.

Vor allen Dingen, das war hochinteressant, haben Pius XII. und Paul VI. sogar die Erlaubnis erteilt, dass man Original-Filmszenen aus dem Vatikan einbaut. In "Der veruntreute Himmel" wurden zum Beispiel Szenen aus einer Generalaudienz eingebaut.

Die Päpste haben dem ziemlich frei und ziemlich positiv gegenübergestanden und haben das einbauen lassen. Das hat sich dann später, gerade auch bei Illuminati, leider etwas geändert.

Ulrich Nersinger

"Das war sehr dumm, meiner Meinung nach."

DOMRADIO.DE: Wie ist es heute?

Nersinger: Bei Illuminati war es so, dass der Film ja eigentlich harmlos war. Er hat auch den Vatikan eigentlich kaum in der Form kritisiert, wie man das erwartet hatte. Aber leider hat dann jemand von der Diözese Rom gesagt: "Nein, wir haben keine Dreherlaubnis erteilt. Als wir gehört haben, dass es ein Dan-Brown-Film ist, haben wir gesagt, das machen wir nicht."

Das war sehr dumm, meiner Meinung nach. Die Argumentation, dass man keine Dreherlaubnis erteilt, wäre eine ganz andere gewesen. Da gibt es ja Szenen, wo zum Beispiel Santa Maria Vittoria in Rom praktisch abgefackelt wird. Das kann man natürlich nicht in der Kirche drehen. Man kann auch nicht den Petersplatz oder die Peterskirche schließen und dort Filmaufnahmen erlauben. Es war eigentlich nicht ideologisch begründet, aber für die Filmfirma war das eine große Möglichkeit, zu sagen: "Der Vatikan verbietet das." Das hat das Ganze natürlich noch interessanter gemacht.

DOMRADIO.DE: Ein anderer Film, wo der Vatikan gar nicht nur Nebenschauplatz ist, sondern Dreh- und Angelpunkt ist, ist ein biografischer Film über die zwei Päpste Benedikt XVI. und Franziskus. So heißt der Film ja auch: "Die zwei Päpste". Wie finden Sie den?

Nersinger: Wenn man den Fokus etwas mehr auf Action gerichtet hat, ist das, glaube ich, nicht so ein Film, der das große Publikum anspricht. Da sind dann schon Filme wie "Mission Impossible" oder "Der Exorzist" etwas anderes.

Das war ganz interessant zu beobachten: Als am Montag die Vorstellung von "Mission Impossible" war, obwohl dieser Film gar nicht so sehr den Vatikan berührt, war eine der Vorstellungen am Eingang der Via della Conciliazione, also der Straße, die direkt zum Vatikan führt. Tom Cruise war da und der Menschenauflauf war bedeutend größer als zuvor beim Welttreffen für Geschwisterlichkeit auf dem Petersplatz. Man sah übrigens auch sehr viele Kleriker unter den Leuten, die da auf Tom Cruise warteten.

DOMRADIO.DE: Viele Filme über den Vatikan wie "The Pope's Exorcist" haben ja die Eigenschaft, Horrorfilme zu sein. Da geht es dann vor allem um Exorzismen und solche Dinge. Was halten Sie von solchen Darstellungen?

Ulrich Nersinger

"Das zeigt, dass an solchen 'kirchlichen' Themen doch ein großes Interesse vorhanden ist."

Nersinger: Natürlich gibt es Kritikpunkte, dass man in dem Fall etwa sagt: So hat Pater Amorth, der Exorzist, der praktisch das Vorbild für diesen Film war, nicht ganz gehandelt. Aber ich fand das ganz interessant und ich denke, es ist im Großen und Ganzen nicht kirchenfeindlich.

Meiner Meinung nach war es auch die schauspielerische Leistung von Russell Crowe, die viel dabei dazu beigetragen hat, dass der Film kein Flop geworden ist. Soweit ich weiß, hat er 18 Millionen Dollar gekostet und mittlerweile fast 75 Millionen Dollar eingespielt. Das zeigt, dass an solchen "kirchlichen" Themen doch ein großes Interesse vorhanden ist.

Das Interview führte Florian Helbig.

Quelle:
DR