Vatikan zeigt Ausstellung über die Menora

Verschlepptes Symbol

Der angeblich im Vatikan versteckte siebenarmige Leuchter aus dem antiken Jerusalemer Tempel war einst nur ein PR-Gag. Nun zeigen die Vatikanischen Museen eine Ausstellung über die Menora.

Autor/in:
Johannes Schidelko
Menora für Synagoge (dpa)
Menora für Synagoge / ( dpa )

Hält der Vatikan den siebenarmigen Leuchter, der nach der Zerstörung des Jerusalemer Tempels im Jahre 70 vom römischen Feldherren Titus nach Rom gebracht wurde, in seiner Bibliothek versteckt? Das vermutete zumindest der frühere israelische Religionsminister Schimon Schetreet. Bei einer Audienz im Januar 1996 bat er Papst Johannes Paul II., Nachforschungen über den Verbleib der Menora einzuleiten.

Später räumte ein Mitarbeiter des Ministers ein, es habe sich um einen PR-Gag gehandelt. Tatsächlich spricht alles dafür, dass der Leuchter samt den übrigen jüdischen Kultgegenständen von den Vandalen bei der Plünderung Roms 455 verschleppt wurde und später verschwand.

Darstellungen in Mailand, Essen, Braunschweig

Die Menora, das wohl wichtigste Symbol des religiösen Judentums, ist Thema einer Ausstellung, die die Vatikanischen Museen gemeinsam mit der jüdischen Gemeinde Roms von 15. Mai bis 23. Juli durchführen. Mehr als 100 Darstellungen dieses Leuchters aus unterschiedlichsten Epochen sowie begleitende Informationen zur historischen und religiösen Bedeutung sollen präsentiert werden.

Die Menora ist ins Staatswappen Israels aufgenommen. Sie ist aber auch ein gemeinsames Symbol von Juden und Christen. Mittelalterliche Leuchterdarstellungen finden sich in christlichen Domen wie Mailand, Essen und Braunschweig bis nach Tallinn in Estland. Moderne Versionen sind auf Bildern Marc Chagalls zu sehen.

Spur verlieert sich

Die Spur des Originals selbst verliert sich im Dunkel der Geschichte. Wissenschaftler gehen davon aus, dass der Leuchter zusammen mit den übrigen Jerusalemer Kultgegenständen beim Triumphzug des siegreichen Feldherrn Titus nach Rom mitgeführt wurde. Eine detailreiche Darstellung davon findet sich im römischen Titus-Bogen am südlichen Ausgang des Forum Romanum. Wie alle erbeutete Raubkunst seien die Schätze zunächst im römischen Friedenstempel deponiert worden.

Bei einem Brand um das Jahr 190 konnte der Leuchter alten Berichten zufolge gerettet werden. Später aber seien sie vom Vandalen-König Geiserich nach Karthago transportiert und dann nach Konstantinopel gelangt - wo sich seine Spuren verlieren. Allerdings gab es noch Anfang des 19. Jahrhunderts eine größere archäologische Kampagne, die ihn im römischen Tiber-Verlauf suchte.

Beschreibung im Exodus

Einer Legende zufolge soll der Leuchter unter dem Altar der Lateran-Basilika begraben sein. Das besagt eine große Tafel vor der Sakristei. Denn nachdem der Papst im vierten Jahrhundert zum Herrn über Rom wurde, habe er die Beutegüter aus dem Friedenstempel zu sich in den Lateran genommen - insbesondere die Hauptreliquien der Vorgängerreligion. Aufgeführt wird auf der Tafel alles, was in der Darstellung des Titusbogen aus Jerusalem herausgetragen und im Triumphzug nach Rom gebracht wurde: der Schaubrot-Tisch, die Trompeten - und eben der Leuchter.

Eine genaue Beschreibung des siebenarmigen Leuchters findet sich im 25. Kapitel des biblischen Buches Exodus. Dort gibt Moses die Anleitung zur Anfertigung dieser Skulptur, die die Israeliten bei ihrem 40-jährigen Zug durch die Wüste mit sich trugen und die später im Jerusalemer Tempel aufgestellt wurde. Die Beschreibung entspricht aber nicht ganz der auf dem Titusbogen: Dort steht der Leuchter auf einem breiten Fuß. Laut einer Tradition wurde der bereits beim Transport über das Mittelmeer beschädigt und das Podest erneuert.

Impuls für Dialog

Die erste gemeinsame Ausstellung der Vatikanischen Museen und der jüdischen Gemeinde Rom ist mehr als nur eine kulturelle Veranstaltung. Die Schau, die im Braccio di Carlo Magno an den Kolonnaden des Petersplatzes sowie in Räumen an der Synagoge am Tiber-Ufer zu sehen sein wird, soll auch ein Impuls für den katholisch-jüdischen Dialog sein.

 


Quelle:
KNA