Vatikan: Weiter Protest gegen Sterbehilfe in Italien

Mord oder Erlösung?

In Italien soll die 37-jährige Komapatientin Eluana Englaro nach langjährigem Justizstreit nun Sterbehilfe erhalten. Nach örtlichen Rundfunkberichten wurde die seit 17 Jahren im Koma liegende Eluana Englaro am Montag von Lecco am Comer See nach Udine verlegt. Dort sollen unter ärztlicher Kontrolle innerhalb von drei Tagen die Therapien beendet und die Zufuhr von Flüssigkeit und Nahrung abgebrochen werden. Der Vatikan protesiert vehement und spricht von Mord.

 (DR)

Der Chef-Bioethiker des Vatikan hat das geplante Sterben der Wachkoma-Patientin verurteilt. Der vorgesehene Abbruch ihrer Ernährung sei ein regelrechter Fall von Euthanasie, sagte Erzbischof Rino Fisichella, Präsident der Päpstlichen Akademie für das Leben. Zugleich kritisierte er die Richter, die der Sterbehilfe zugestimmt hatten.

Angesichts der fehlenden Rechtsbasis hätte das Gericht beim Parlament auf eine Schließung der Gesetzeslücke dringen müssen.
Fisichella verwies auf den Widerspruch, dass nach Auffassung der Richter einerseits der Ernährungsabbruch für Englaro kein Leiden verursache; zugleich werde im Urteil die Verabreichung von Schmerzmitteln für den Todeskampf angeordnet, «der leider nicht kurz sein wird», so der Erzbischof. Er erinnerte weiter an eine im italienischen Parlament verhandelte Gesetzesvorlage über rechtliche Fragen zum Lebensende. Auch diesem Entwurf nach stelle eine Ernährung keine Therapie dar und dürfe nicht verweigert werden.

Der Präsident des Päpstlichen Rats für Krankenpastoral, Kardinal Javier Lozano Barragan, bekräftigte seine Verurteilung der geplanten Sterbehilfe für die 38-jährige Englaro in einem privaten Pflegeheim im norditalienischen Udine. Laut «Il Giornale» sprach Lozano von einem «widermenschlichen Akt» und einer «falschen Lösung für das Drama des Leidens». Der Abbruch lebenserhaltender Maßahmen komme einem «vorsätzlichen Mord» gleich.

Als Protest ordnete der Bischof von San Marino-Montefeltro, Luigi Negri, Totengeläut in allen Kirchen seines Bistums an. An drei Abenden sollten jeweils zeitgleich die Sterbeglocken erklingen. Auch zahlreiche katholische Gruppen und Initiativen sowie der Sender Radio Maria veranstalteten Solidaritätskundgebungen und Gebetswachen für Englaro.

Eluana Englaro liegt seit einem Autounfall 1992 im Koma. Ihr Vater kämpfte seit Jahren dafür, seine Tochter sterben zu lassen. Italiens höchstes Berufungsgericht erlaubte im November den Abbruch ihrer künstlichen Ernährung.