Vatikan weiter für offene Migrationspolitik in Italien

"Positive Sicht fortsetzen"

Der Vatikan will angesichts des Wahlerfolgs von europa- und migrationskritischen Parteien in Italien weiter für eine aufnahmefreundliche Gesellschaft werben. Der Heilige Stuhl werde dazu "sein Erziehungswerk fortsetzen".

Migrantenaus dem Flüchtlingslager Moria  / © Petros Giannakouris (dpa)
Migrantenaus dem Flüchtlingslager Moria / © Petros Giannakouris ( dpa )

Dies brauche aber "viel Zeit", so Kardinalsstaatssekretär Pietro Parolin am Dienstag gegenüber dem katholischen Pressedienst SIR in Rom. Parolin äußerte sich am Rande einer Tagung zum Thema Migration. Die Fünf-Sterne-Bewegung erzielte in Kammer und Senat gut 32 Prozent, das Mitte-Rechts-Bündnis unter Silvio Berlusconi liegt jeweils bei 37 Prozent.

Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin / © Paulo Cunha (dpa)
Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin / © Paulo Cunha ( dpa )

"Der Heilige Stuhl muss unter den Bedingungen arbeiten, die sich bieten. Wir können nicht die Gesellschaft haben, die wir gern hätten, wir können nicht die Bedingungen haben, die wir gern hätten", sagte Parolin. Wichtig sei es, die Bevölkerung "von einer negativen Haltung zu einer positiveren Haltung gegenüber Migranten" zu bewegen. Dies gelte unabhängig davon, ob die Voraussetzungen "mehr oder weniger günstig" seien.

Appell an katholische Einrichtungen

An katholische Einrichtungen, die in der Flüchtlingsaufnahme tätig sind, appellierte der Kardinalstaatssekretär, ihr Engagement für eine "positive Sicht der Migration" fortzusetzen. Zugleich gelte es, Sicherheitsbedürfnisse der Bürger mit den Bedürfnissen der Flüchtlinge zu verbinden. Dies sei "nicht leicht", sagte Parolin.

Diese Aufgabe komme der Politik zu. Alle Beteiligten müssten sich der Schwierigkeiten bewusst sein, Lösungen finden wollen und zusammenarbeiten, betonte der Kardinal.

Über 60 tote Migranten nach Bootsunglück vor Italien

Nach dem Schiffsunglück in Süditalien ist die Zahl der toten Migranten auf 62 gestiegen. Am 27. Februar wurden nach Angaben der Feuerwehr drei weitere Leichen entdeckt. Die leblosen Körper wurden mehrere Kilometer vom Unglücksort Steccato di Cutro entfernt im Wasser und am Strand gefunden, wie die Nachrichtenagentur Ansa berichtete. In Italien und auch anderen Ländern überwogen Bestürzung und Empörung. Innenministerin Nancy Faeser (SPD) sprach von einer "erneuten schrecklichen Tragödie".

Tote bei Bootsunglück mit Migranten vor Süditalien  / © Giuseppe Pipita (dpa)
Tote bei Bootsunglück mit Migranten vor Süditalien / © Giuseppe Pipita ( dpa )
Quelle:
KNA