Missbrauchsvertuschung, ein Gerichtsverfahren wegen Meineids, zahlreiche Proteste von Katholiken des sizilianische Bistums Piazza Armerina: Nun untersucht offenbar auch der Vatikan den Fall um den beschuldigten Bischof Rosario Gisana und weitere Verantwortliche der Diözese.
Wie die Tageszeitung "Giornale di Sicilia" (Dienstag) berichtete, beauftragte der Vatikan einen norditalienischen Bischof, der Mitte Januar in der betroffenen Gemeinde Enna Befragungen vornahm. Dieser Apostolische Visitator werde seine Erkenntnisse dem Papst mitteilen.
Gerichtsverfahren im Mai
Im Mai sollen sich Bischof Gisana und Generalvikar Vincenzo Murgano wegen möglichen Meineids vor dem weltlichen Gericht in Enna verantworten. Ihnen wird vorgeworfen, in einem anderen Gerichtsverfahren, in dem ein Priester des Bistums wegen sexueller Gewalt gegen Minderjährige zu viereinhalb Jahren Gefängnis verurteilt worden, gelogen zu haben.
In der Urteilsbegründung dieses Verfahrens hatte das Gericht Ende Juli 2024 zudem festgestellt, dass der zuständige Bischof jedwede ernsthafte Initiative zum Schutz von Minderjährigen unterlassen und sein Verhalten Missbrauch begünstigt habe. Er sei deshalb mitverantwortlich für Versuche, Missbrauch durch Geistliche zu vertuschen.
Bereits im Jahr 2018 hatte eines der mutmaßlichen Opfer des Priesters diesen beim Bistum angezeigt. Der Geistliche wurde anschließend versetzt - nach Bistumsangaben auch zur psychotherapeutischen Behandlung. Ein kirchliches Ermittlungsverfahren scheiterte an unklaren Zuständigkeiten, 2020 zeigte das Opfer den Priester bei der Polizei an.
Wütende Gläubige
Nach der Urteilsverkündung im vergangenen Sommer gab es mehrere Proteste von Katholiken des Bistums gegen Bischof und Verantwortungsträger. Gläubige verließen Messen und demonstrierten vor den Kirchen mit Plakaten, unter anderem mit der Aufschrift "Ich akzeptiere keine Predigten von denen, die Missbrauch vertuschen".