Vatikan stellt Weltsynoden-Papier vor

"Wie ein Kochbuch"

Das vatikanische Synodensekretariat hat das Arbeitspapier für die internationale Versammlung im Oktober vorgestellt. Bei der Pressekonferenz waren auch die synodalen Initiativen in Deutschland und der Schweiz Thema.

Autor/in:
Severina Bartonischek
Blick auf die Kuppeln des Petersdoms / © bellena (shutterstock)
Blick auf die Kuppeln des Petersdoms / © bellena ( shutterstock )

Der Vatikan hat das Arbeitspapier für die kommende Etappe der päpstlichen Weltsynode vorgestellt. In dem sogenannten "Instrumentum laboris" fehle keine Stimme, sagte der Leiter des vatikanischen Synodensekretariats, Kardinal Mario Grech, bei der Pressekonferenz am Dienstag.

Kardinal Mario Grech / © Cristian Gennari/Romano Siciliani (KNA)
Kardinal Mario Grech / © Cristian Gennari/Romano Siciliani ( KNA )

Nicht der Vatikan sei der Autor, sondern alle Gläubigen. Es sei ein Dokument der gesamten Kirche.

Fragen statt Antworten

Der Inhalte-Koordinator der Synode, Kardinal Jean-Claude Hollerich, nannte das Papier ein Ergebnis des synodalen Prozesses auf allen Ebenen. Es gebe keine Antworten, sondern stelle Fragen. Auf diese können die Teilnehmenden der Weltsynode antworten, sie könnten auch Fragen auswählen und andere nicht behandeln.

Das in deutscher Übersetzung 71-seitige Arbeitspapier stellt viele Themen zur Diskussion. Dazu zählen etwa das Diakonat der Frau, Ämter für ungeweihte Katholikinnen und Katholiken oder die Priesterweihe für verheiratete Männer.

Der Umgang mit erneut verheirateten Geschiedenen, queeren Kirchenmitgliedern und solchen, die wie etwa auf dem afrikanischen Kontinent in einer Vielehe leben, wird ebenfalls zur Debatte vorgeschlagen.

"Wir wollen Räume schaffen, um jeden willkommen zu heißen. Die Zeiten als wir über Menschen geurteilt haben, sind vorbei. Wir sollten das Gott überlassen", sagte Grech dazu.

Eine progressive Agenda verträten die Verantwortlichen nicht, fügte Hollerich hinzu. Was in dem Dokument stehe, sei "von den Menschen gekommen".

Jean-Claude Kardinal Hollerich / © Paolo Galosi (KNA)
Jean-Claude Kardinal Hollerich / © Paolo Galosi ( KNA )

"Funktionieren nicht wie ein Parlament"

Einen Vergleich mit dem deutschen Synodalen Weg hält der Kardinal aus Luxemburg für schwierig. Es seien zwei sehr unterschiedliche Initiativen. "Wir funktionieren nicht wie ein Parlament," betonte er. Die deutsche Mentalität sei hingegen konfrontativ, auch weil einst das Schweigen den Nationalsozialismus begünstigt habe.

In anderen Kulturen könne diese Mentalität als grob empfunden werden, aber sie sei Teil der deutschen Kultur. Dies sei aber das deutsche Vorgehen, nicht das der Weltsynode. "Wir sind mehr für Harmonie", lachte der Kardinal aus Deutschlands Nachbarland.

Es soll jedem schmecken

Klerikalismus, Autorität und Machtverteilung bis hin zur Rolle des Papstes sind ebenfalls Gegenstand des neuen Papiers. Dazu betonte Grech noch einmal die Rolle des "Volkes Gottes". Dieses zu unterschätzen empfinde er als schwere Beleidigung.

In den vergangenen zwei Jahren sei er Bischöfen begegnet, die zuvor skeptisch waren, aber durch den engeren Kontakt mit ihren Gläubigen einen unschätzbaren Schatz gefunden hätten.

Die Entstehung des vom Papst bestätigten Arbeitstextes verglich Hollerich mit einem Kochbuch. Die Chefköche erhielten das Buch zusammen mit einigen Zutaten und der Aufgabe, diese so zusammenzustellen, dass es jedem schmecke.

"Eine unmögliche Aufgabe, könnte man meinen", so der Luxemburger Erzbischof. Wenn nicht im Hintergrund der Heilige Geist dazu anleite, eine neue Harmonie der Zutaten zu finden.

Synodaler Prozess in der Schweiz

Unter den Vertretern der Synode war auch die Schweizerin Helena Jeppesen-Spuhler. Sie nahm am synodalen Prozess in ihrem Heimatland sowie an der kontinentalen Phase für Europa teil. Im Vatikan gab sie einen Einblick in die synodalen Instrumente, die seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-1965) in der Schweiz eingeführt worden waren.

Neben Verantwortung von Laiinnen und Laien etwa im finanziell-administrativen Bereich, erinnerte sie an die Versammlungen auf Gemeinde-, Kantons-, Diözesan- und nationaler Ebene sowie an die gewählten Pastoralräte.

So sei es auch wichtig, dass die Schweizer Delegierten sich bei der Weltsynode nicht selbst verträten, sondern alle Kirchenmitglieder des Landes, so Jeppesen-Spuhler.

Hinweise zum Ablauf der Versammlung im Oktober

Neben Informationen zur Entstehung des Dokuments gaben die Vertreter des Synodensekretariats auch Details zur praktischen Umsetzung der Weltsynode bekannt. So werden 370 Teilnehmende im Oktober in Rom erwartet. Aufgrund ihrer Vielzahl wird die Synode nicht wie gewohnt in der Synodenaula, sondern in der großen Audienzhalle im Vatikan tagen.

In einer Mischung aus Plenarsitzungen und Gruppenarbeit sollen konkrete Vorschläge für das Wachstum als synodale Kirche erarbeitet und dem Papst nach der zweiten Sitzung im Oktober 2024 unterbreitet werden.

Weltsynode 2021-2024

Mit der Weltsynode hat Papst Franziskus in der katholischen Kirche etwas Neues geschaffen. Erstmals werden bei einer Synode Nicht-Bischöfe und Nicht-Priester im großen Umfang ein Stimmrecht haben, darunter auch Frauen.

Inhaltlich soll es vor allem um neue Wege der Mitwirkung der kirchlichen Basis bei wichtigen Entscheidungen in der katholischen Kirche gehen. Obwohl erstmals auch nicht geweihte Männer und Frauen ein Stimmrecht haben, handelt es sich kirchenrechtlich um eine Bischofssynode.

Eröffnung der Weltsynode im Oktober 2021 / © Vatican Media/Romano Siciliani (KNA)
Eröffnung der Weltsynode im Oktober 2021 / © Vatican Media/Romano Siciliani ( KNA )
Quelle:
KNA