Vatikan-Sekretär Hofmann zu den Gesprächen mit dem Oberrabbinat

"Dialog war zu keinem Zeitpunkt wirklich in Gefahr"

Am Donnerstag empfängt Papst Benedikt XVI. eine Delegation des israelischen Oberrabbinats in Audienz. Zuvor treffen sich die Vertreter des Judentums auch mit dem zuständigen Kurienkardinal Walter Kasper. Die vatikanisch-jüdische Dialogrunde werde sich unter anderem mit der Karfreitagsfürbitte, der Heilig-Land-Reise des Papstes und dem Traditionalisten Richard Williamson befassen, erläuterte der Sekretär der Vatikan-Kommission für die Beziehungen zum Judentum, Pater Norbert Hofmann.

 (DR)

KNA: Pater Hofmann, worum wird es inhaltlich bei dem Treffen der vatikanisch-jüdischen Dialogrunde gehen?
Hofmann: Seit 2002 haben wir uns bislang sieben Mal getroffen. Dabei ging es immer um ein bestimmtes Thema, etwa Familienwerte, Religionsfreiheit oder Sterbehilfe. Dieses Mal widmen wir uns dagegen keinem bestimmten Thema, sondern verschiedenen aktuellen Fragen.

KNA: Dann wird es sicher auch um Williamson gehen.
Hofmann: Darüber werden wir sprechen müssen, ebenso wie über die Karfreitagsfürbitte, deretwegen das Treffen im vergangenen Jahr ausfiel. Weitere Themen werden die Papstreise ins Heilige Land und unser nächstes Treffen sein.

KNA: Wegen der Debatte um Williamson wurde die jetzige Begegnung verschoben.
Hofmann: Nein, nicht direkt. Die Querelen um Williamson verstärkten nur die ohnehin vorhandene Idee einer Papstaudienz. Das ging aber zum ursprünglich geplanten Termin vom 1. bis 4. März nicht, weil sich die Kurie zu diesem Zeitpunkt in Fastenexerzitien befand. An anderen Terminen konnten die Rabbiner oder Kardinal Kasper nicht. Die Zeitpläne aller Beteiligten führten also zu dem jetzigen Termin. Insofern ist das Treffen nur indirekt wegen Williamson verschoben worden.

KNA: Ist die Causa Williamson also ausgestanden?
Hofmann: Aufgrund der eindeutigen Erklärungen von Papst Benedikt XVI., Kardinal Kasper und dem Staatssekretariat ist die Sache zwischen dem Vatikan und dem Oberrabbinat im Lot. Die Beziehungen sind so gut, dass sie von einer solchen Geschichte nicht erschüttert werden können. Der Dialog war entgegen anderer Meldungen auch zu keinem Zeitpunkt wirklich in Gefahr oder unterbrochen. Hinter den Kulissen standen wir immer in Kontakt mit dem Oberrabbinat.

KNA: Trotzdem steht Williamson auf der Agenda ihres Treffens.
Hofmann: Es geht darum, die Positionen noch einmal klar zu machen - und mit der Papstaudienz einer breiten Öffentlichkeit zu zeigen, dass der Dialog mit dem Oberrabbinat gute Früchte gebracht hat und auf festen Füßen steht. Entscheidend ist zu demonstrieren, dass es in der Kirche keinen Platz für die Leugnung des Holocaust gibt und dass die Kirche ein zuverlässiger Partner im Kampf gegen den Antisemitismus ist.

KNA: Was erwarten Sie in dem Zusammenhang von der Heilig-Land-Reise des Papstes?
Hofmann: Die Reise des Papstes hat drei Ziele. Zunächst verfolgt Benedikt XVI. ein spirituelles Motiv: Er reist als Pilger und will für den Frieden beten. So hat er es am Sonntag beim Angelus auch selbst gesagt. Ein zweites Ziel ist, die christlichen und besonders die katholischen Gemeinden in der Region zum Bleiben zu ermutigen. Das Heilige Land soll ja kein christliches Museum werden. Drittens soll durch den Besuch der interreligiöse Dialog gestärkt werden - sowohl mit dem Judentum als auch mit dem Islam.

KNA: Und die politische Dimension?
Hofmann: Die Politik steht ganz sicher nicht im Vordergrund dieser Reise. Aber eine Friedensbotschaft für die Region, die ja auch politisch von Bedeutung ist, liegt dem Papst natürlich am Herzen.

KNA: Eine einfache Reise wird der Besuch in Israel nicht. Was ist wichtig, damit sie zu einem Erfolg wird?
Hofmann: Wichtig sind die Bilder und Gesten - etwa das Treffen mit Rabbinern, der Besuch in Jad Vaschem und an der Klagemauer. Das sind für Juden bewegende Bilder. Auch wird das Programm in etwa dem von Papst Johannes Paul II. aus dem Jahr 2000 entsprechen. Damit demonstriert Benedikt XVI., dass er auf den Spuren seines Vorgängers geht und diese doch in seiner eigenen Art fortführt. Allein die Tatsache, dass der Papst nach Israel reist, wird den Dialog vertiefen.