Vatikan organisiert Friedensgespräch für Syrien

Zweiter Schritt nach Gebetskette

Vor der Syrien-Konferenz in Genf wollen Politiker in den Vatikan reisen, um über ein Ende des Konflikts zu beraten. Zum Treffen werden der britische Ex-Premierminister Blair und Friedensnobelpreisträger El-Baradei erwartet.

Kämpfer in Syrien (dpa)
Kämpfer in Syrien / ( dpa )

Bei dem Treffen am 13. Januar soll es etwa um die Möglichkeit eines Waffenstillstands, die Einrichtung humanitärer Korridore sowie die Bildung einer Übergangsregierung gehen. Wie Radio Vatikan am Donnerstag meldete, werden unter anderen der britische Ex-Premierminister Tony Blair und Friedensnobelpreisträger Mohamed El-Baradei erwartet. Blair ist Sondergesandter des Nahost-Quartetts, El-Baradei spielte eine wichtige Rolle beim Umsturz in Ägypten.

Ein Thema des Treffens soll auch die Gewalt gegen Christen in Syrien sein. Organisator der Veranstaltung mit dem Titel "Syrien - kann man gleichgültig bleiben?" ist die päpstliche Akademie der Wissenschaften. Seitens des Heiligen Stuhls nimmt unter anderem der Präsident des Päpstlichen Rates für interreligiösen Dialog teil, Kardinal Jean-Louis Tauran.

Mit dieser Initiative wolle man die von Papst Franziskus mit seiner Gebetsinitiative für Syrien eingeschlagene Linie für ein Ende der Gewalt in Syrien fortsetzen, sagte der Kanzler der Akademie, Bischof Marcelo Sanchez Sorondo, dem Sender. Am 22. Januar wollen Vertreter der syrischen Rebellen und des Assad-Regimes gemeinsam mit Repräsentanten anderer Staaten in Genf erstmals direkt miteinander verhandeln.

2013 war besonders blutig in Syrien

Nach Angaben der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte wurden im vergangenen Jahr mehr als 73.000 Menschen sind im vergangenen Jahr in Syrien getötet worden. Das ist der höchste Blutzoll seit Beginn des Konflikts im März 2011, wie die  in ihrer Jahresbilanz bekanntgab. Demnach verzeichnete die Assad-kritische Nichtregierungsorganisation mit Sitz in London zwischen dem 1. Januar und dem 31. Dezember 73.455 Personen, die in Folge der Kampfhandlungen ums Leben kamen; 34.012 von ihnen waren Zivilisten, unter ihnen 3.673 Kinder.

Zuvor hatte die Beobachtungsstelle am Dienstag ihre Statistik über die Gesamtzahl der Konfliktopfer in Syrien vorgelegt, derzufolge in den vergangenen knapp drei Jahren 130.433 Menschen starben. In 66.203 der dokumentierten Fälle handelte es sich um Zivilisten, unter ihnen 7.014 Kinder. Die tatsächliche Zahl der Toten liege vermutlich deutlich höher, weil die kämpfenden Seiten bemüht seien, eigene Verluste und zivile Opfer zu verheimlichen, so die Organisation mit Sitz in London. Die Beobachtungsstelle rief die internationale Gemeinschaft auf, den Druck auf die Konfliktparteien zu erhöhen, auch mit Hilfe des Internationalen Strafgerichtshofs in Den Haag.

Assad schrieb Brief an Franziskus

Syriens Machthaber Baschar al-Assad hat in einer Botschaft an Papst Franziskus dessen Haltung zum Syrien-Konflikt gewürdigt. Assad betonte, dass die Krise nur durch einen nationalen Dialog und unter syrischer Führung ohne Eingreifen von außen gelöst werden könne, wie die staatliche syrische Nachrichtenagentur Sana am Sonntag berichtete. Franziskus hatte zuletzt in seiner Weihnachtsbotschaft zu einer friedlichen Beilegung des Syrien-Konflikts aufgerufen.

Assad hob laut Sana zudem hervor, dass es das erklärte Ziel seiner Regierung sei, Terrorismus zu bekämpfen und er wolle sich in diesem Sinne an internationalen Gespräche beteiligen. Der Präsident betonte, dass er seine Bürger schützen wolle unabhängig von Rasse oder Religion.

Eine ranghohe syrische Delegation hatte das Schreiben des Präsidenten am Samstag in Rom dem vatikanischen Staatssekretär, Erzbischof Pietro Parolin, übergeben. Der syrische Staatsminister Joseph Sweid sowie ein Spitzenbeamter aus dem Außenministerium in Damaskus hätten Parolin sowie dem vatikanischen Außenminister, Erzbischof Dominique Mamberti, die Position der syrischen Regierung erläutert, hieß es in der Mitteilung des vatikanischen Presseamtes.


Quelle:
KNA