Vatikan lädt bei der EXPO zu Reflexion übers Wasser ein

Symbol des Lebens

Wasser ist das Symbol des Lebens. Das ist die erste Botschaft, die der Vatikan bei der am Freitagabend im nordspanischen Saragossa eröffneten Weltausstellung zum Thema "Wasser und nachhaltige Entwicklung" vermitteln möchte. Überraschender als die Botschaft selbst ist die Art und Weise der Vermittlung: Den Vatikan-Pavillon betritt der Besucher durch einen weißen, unregelmäßig geschwungenen Raum. Er soll den Bauch einer schwangeren Mutter darstellen.

Autor/in:
Manuel Meyer
 (DR)

Den Ort, an dem im Fruchtwasser das menschliche Leben entsteht, erläutert Francisco Cabezuelo, einer der Leiter des Vatikan-Pavillons. Im Hintergrund läuft entspannende Musik. An den weich geformten Wänden strahlen Videoprojektionen einzelne Worte: Gott, Wasser, Leben, Christ. "Nach der hektischen Reizüberflutung bei der EXPO sollen die Menschen mit diesen Worten und in der entspannten Atmosphäre erst mal wieder zur Ruhe kommen und beginnen, über den Wert und die Bedeutung des Wassers in unserem Leben, aber auch in unserer Religion zu reflektieren", sagt Cabezuelo.

Im Anschluss wird der Besucher anhand von 39 Kunst-Exponaten in einem gestalterisch klar vom ersten Teil abgetrennten Raum in das Thema "Wasser und Religion" eingeführt. Dazu gehören neben frühchristlichen Sarkophagen auch Gemälde und Wandteppiche mit bekannten Wasser-Darstellungen aus der christlichen Religion, etwa dem "Zug durch das Rote Meer" oder "Jona und der Wal". Unter den Kunstwerken, die allesamt aus den Vatikanischen Museen stammen und noch nie zuvor in Spanien ausgestellt wurden, befinden sich Werke bekannter Künstler wie Francisco Goya (1746-1828), der in Saragossa das Licht der Welt erblickte, oder El Greco (um 1541-1614). Besondere Aufmerksamkeit genoss am ersten EXPO-Tag das bronzene Taufbecken, das der italienische Bildhauer Mario Toffetti 1996 für Papst Johannes Paul II. anfertigte.

Der dritte Teil des Vatikan-Pavillons beschäftigt sich verstärkt mit dem Thema Wasser, Menschen und Leben. Papst Benedikt XVI. hat darauf hingewiesen, dass das Wasser "ein unveräußerliches Recht des Menschen" sei. In diesem Sinne werden die Besucher mit Videoprojektionen auf durch fehlendes Trinkwasser provozierte Notsituationen vieler Menschen aufmerksam gemacht.

"Moralisches und politisches Gebot"
Vorgestellt werden Projekte katholischer Hilfsorganisationen, aber auch die Verschwendung des "nasses Goldes" durch die sogenannte Erste Welt. "Das Recht an Wasser ist ein moralisches und politisches Gebot, besonders in einer Welt, die über einen Kenntnis- und Technikstand verfügt, der die Mangelsituation beenden könnte", erklärt Pavillon-Leiter Cabezuelo die Botschaft, die der Heilige Stuhl in diesem Teil vermitteln möchte.

Ganz nach der Prämisse der Reflexion über das Thema Wasser, Mensch, Leben und Kirche gelangt der Besucher vor dem Ausgang noch einmal in einen leeren, weiß gestrichenen Meditationsraum. In der Mitte befindet sich ein kleiner Brunnen, in einer Ecke eine Jesus-Statue. Abgesehen von einer beruhigenden Hintergrundmusik herrscht völlige Stille. Von oben fällt Sonnenlicht durch eine kleine Öffnung in der Decke auf den Boden.

Griff in die Trickkiste
"Hier kann man noch einmal über alles in Ruhe nachdenken", sagt Josefina. Die 60-jährige Spanierin atmet ein letztes Mal tief durch. Dann öffnet sie die Pavillontür und stürzt sich mit ihren Freundinnen wieder ins Chaos der Weltausstellung, die bis 14. September die Menschen zu einem verantwortungsbewussten Umgang mit dem lebenswichtigen Element aufrufen möchte.

Das wird allerdings nicht leicht. Die EXPO-Veranstalter müssen tief in die Trickkiste greifen, um die erhoffte Besucherzahl von sechs Millionen zu erreichen. Weltausstellungen sind etwas aus der Mode gekommen - und wenn sie auch noch wie derzeit mit anderen Großereignissen wie der Fußball-EM und den Olympischen Spielen um Aufmerksamkeit buhlen müssen, sieht es meist schlecht aus, wie bereits der erste, eher schlecht besuchte Tag am Samstag zeigte.