Vatikan kritisiert Pharmaindustrie

Verantwortung übernehmen

Der Vatikan hat der Pharmaindustrie vorgeworfen, zu wenig zur Bekämpfung seltener Krankheiten zu tun. Sie investiere nur wenig Geld in deren Erforschung, kritisierte Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin.

Pietro Parolin / © Ettore Ferrari  (dpa)
Pietro Parolin / © Ettore Ferrari ( dpa )

In einigen Fällen werde die Medikamentenproduktion sogar aufgrund zu geringen Profits eingestellt, so Parolin am Donnerstag bei der Eröffnung eines internationalen Vatikan-Kongresses zum Thema seltene und vernachlässigte Krankheiten. Er ermahnte die Staaten, ihre Verantwortung für die Betroffenen ernster zu nehmen.

Die Staaten müssten die Erforschung seltener Krankheiten fördern, so die Nummer zwei des Vatikan. Nur so könnten die Ursachen entdeckt und mögliche Therapien entwickelt werden. Oft müssten die Familien der Kranken sowie verschiedene kirchliche Initiativen und Nichtregierungsorganisationen die Forschung finanzieren.

Aber auch Fortschritte zu verbuchen

Im Kampf gegen vernachlässigte Tropenkrankheiten seien jedoch Fortschritte erzielt worden. Es gebe in vielen Fällen bereits günstige Medikamente, die manchmal auch von Pharmakonzernen gespendet würden. Es müsse aber noch mehr zur besseren sanitären Ausstattung, für sauberes und allen zugängliches Wasser sowie für Bildung getan werden.

Seltene und vernachlässigte Krankheiten

Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation WHO zufolge sind etwa 400 Millionen Menschen von seltenen Krankheiten betroffen. Zwischen 5.000 und 8.000 Krankheitsbilder fallen demnach in diese Kategorie. Als seltene Krankheiten gelten etwa das Asperger-Syndrom, das eine autistische Entwicklungsstörung bezeichnet, und die Addison-Krankheit, hinter der sich eine schwere Erkrankung der Nebenniere verbirgt.

Mehr als eine Milliarde Menschen haben nach WHO-Angaben zudem "vernachlässigte" Krankheiten. Besonders hoch sei das Risiko in tropischen Gebieten mit schlechter Wasser- und Hygieneversorgung. Dazu zählen etwa Bandwurm-Erkrankungen und das Dengue-Fieber.

Antworten finden

Bei dem bis Samstag dauernden dreitägigen Treffen im Vatikan sollen nun erzieherische, kulturelle und seelsorgliche Antworten für Menschen mit seltenen und vernachlässigten Krankheiten gefunden werden. Zu der internationalen Konferenz werden laut Päpstlichem Gesundheitsrat mehr als 320 Teilnehmer aus 50 Ländern im Vatikan erwartet.


Quelle:
KNA