Vatikan, Huber und Käßmann: Mitgefühl, Toleranz und keine falsche Rücksichtnahme gegenüber Muslimen

Weihnachtswünsche der Kirchen

Die Kirchen haben in Weihnachtsbotschaften zu mehr Mitgefühl aufgerufen. Der Kampf gegen Kinderarmut muss nach Ansicht der hannoverschen Landesbischöfin Margot Käßmann eine zentrale Aufgabe der Kirche im neuen Jahr werden. "Es ist ein Skandal, dass jedes siebte Kind von der Sozialhilfe abhängig ist", sagte die Bischöfin am Freitag. Der Vatikan beklagte eine "Kampagne gegen Weihnachtssymbole in europäischen Ländern".

 (DR)

Austausch mit dem Vatikan
Respekt für Muslime als Begründung für den Verzicht auf christliche Feiern bezeichnete der Prediger des päpstlichen Hauses, Raniero Cantalamessa, in Anwesenheit von Papst Benedikt XVI. im Vatikan als "Vorwand". Tatsächlich gehe es einer "gewissen laizistischen Welt" nicht um den Islam, sondern um die Ablehnung christlicher Symbole.

Bei einer Begegnung mit der vatikanischen Kurie tauschte Papst Benedikt XVI. Weihnachtsglückwünsche aus. "Das zu Ende gehende Jahr wird uns mit dem starken Eindruck der Schrecken des Krieges nahe dem Heiligen Land im Gedächtnis bleiben", sagte er.

Huber: "Mehr Selbstbewusstsein"
Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Wolfgang Huber, ermutigte die Christen zu mehr Selbstbewusstsein gegenüber anderen Religionen wie dem Islam.


Vor der Dresdner Frauenkirche werden zur traditionellen weihnachtlichen Vesper an diesem Samstag wieder tausende Menschen erwartet. Die Feier unter freiem Himmel wird unter anderem vom evangelischen Landesbischof Jochen Bohl und Ministerpräsident Georg Milbradt (CDU) gestaltet.

Solidarität mit den Schwachen
In Hessen riefen Bischof Martin Hein (Kassel) und Kirchenpräsident Peter Steinacker (Darmstadt) zur Solidarität mit den Schwachen auf.
Hein beklagte die "rasant wachsende Kluft zwischen dem unvorstellbaren Reichtum in Deutschland und den gleichzeitig wachsenden Nöten vieler Menschen". Diese Entwicklung könne mittelfristig den sozialen Frieden gefährden.

Der Magdeburger evangelische Bischof Axel Noack mahnte mehr Solidarität mit hilfsbedürftigen Menschen an. Schon seit biblischen Zeiten werde die Qualität des Zusammenlebens daran bemessen, wie es Witwen, Waisen und Fremden gehe, erklärte Noack in einem "Weihnachtswort". Gerieten die Schwächsten aus dem Blick, sei das ein Alarmsignal für den sozialen Frieden.

Der EKD-Ratsvorsitzende Huber kritisierte, dass manche den Weihnachtswunsch unterdrückten und nur "gute Festtage" oder "guten Rutsch" sagten. "Die Rücksicht auf diejenigen, die keine Christen sind, verpflichtet uns nicht zu solchen Verrenkungen." Muslime lachten nur über solche Zaghaftigkeit, heißt es in einem Beitrag Hubers für die Berliner Boulevardzeitung "B.Z".

"Fürchtet Euch nicht!"
Hamburgs Bischöfin Maria Jepsen sieht Weihnachten als ein Fest gegen die Furcht. "Fürchtet Euch nicht!" sei der Ruf der Engel in der Weihnachtsgeschichte gewesen. Jepsen: "Gott denkt mehr an uns Menschen, als wir denken können." Das Vertrauen, trotz aller Nöte auf Gottes Freundlichkeit hoffen zu dürfen, sei eines der Geheimnisse von Weihnachten.

Der pommersche evangelische Bischof Hans-Jürgen Abromeit rief zu mehr Solidarität mit ausländischen Mitbürgern auf. Nach wie vor gebe es rassistisch motivierte Übergriffe auf Ausländer oder Menschen, die nicht in ein bestimmtes Schema passten, betonte er in seiner Botschaft zu Weihnachten.

Der pfälzische Kirchenpräsident Eberhard Cherdron erklärte, die Weihnachtsgeschichte habe eine einzige Botschaft: Gott ist Liebe. Für eine religiös gefärbte Intoleranz ist nach Überzeugung des evangelischen Theologen im Christentum kein Platz. Der christliche Glaube übe Toleranz nicht aus einer «blinden Gutmütigkeit» heraus, sondern aus Liebe.