Vatikan findet Richter für Prozess gegen Ex-Jesuiten Rupnik

"Unabhängig und diskret"

Nach schweren Vorwürfen gegen Marko Rupnik hat der Vatikan ein Richterkollegium für das kirchliche Verfahren bestellt. Es soll aus unabhängigen Personen bestehen. Der Ex-Jesuit wird des Missbrauchs mehrerer Ordensfrauen beschuldigt.

Gerichtssaal im Vatikan (Archiv) / © Cristian Gennari (KNA)
Gerichtssaal im Vatikan (Archiv) / © Cristian Gennari ( KNA )

Der Vatikan hat Richter für das kirchliche Verfahren gegen den früheren Jesuiten Marko Rupnik eingesetzt. Das meldet die italienische Nachrichtenagentur S.I.R. am Donnerstag. Rupnik wird des Missbrauchs mehrerer Ordensfrauen beschuldigt.

Dem Künstler und Priester Marko Ivan Rupnik wird sexueller Missbrauch vorgeworfen. / © Cristian Gennari/Romano Siciliani (KNA)
Dem Künstler und Priester Marko Ivan Rupnik wird sexueller Missbrauch vorgeworfen. / © Cristian Gennari/Romano Siciliani ( KNA )

Kardinal Victor Manuel Fernandez, Präfekt des Dikasteriums für die Glaubenslehre, teilte am Rande einer Pressekonferenz im Vatikan mit, dass das Richterkollegium "ausschließlich aus unabhängigen Persönlichkeiten außerhalb unseres Dikasteriums" bestehe. Damit solle der Eindruck vermieden werden, die Glaubensbehörde oder der Heilige Stuhl hätten ein besonderes Interesse an dem Verfahren oder stünden unter Druck. Der Beginn des Prozesses hänge laut Fernandez an Fristen - beispielsweise für die Benachrichtigung Betroffener. Man arbeite mit der nötigen Diskretion.

Vorwürfe gegen den Ex-Jesuiten

Gegen Rupnik hatten mehrere Ordensfrauen schwere Vorwürfe erhoben. Im Kern ging es um die Ausnutzung des geistlichen Amts für sexuelle Verführung. Solche Handlungen sind laut Kirchenrecht sündhaft, aber keine Straftaten. Auch im staatlichen Strafrecht gibt es keine Handhabe dagegen.

2019 handelte sich Rupnik die vorübergehende Strafe der Exkommunikation ein, weil er eine der betroffenen Frauen in der Beichte von den gemeinsam begangenen Sünden kraft seiner priesterlichen Vollmacht losgesprochen hatte. Im Juni 2023 wurde Rupnik wegen anhaltender Gehorsamsverweigerung aus dem Jesuitenorden ausgeschlossen; seither lebte er als Priester mit offiziellem Sitz in Slowenien. Ein gegen Rupnik anhängiges kirchliches Strafverfahren wurde im Oktober 2023 auf Anordnung des damaligen Papstes verlängert.

Quelle:
KNA