Vatikan dementiert Spekulationen über Zölibatslockerung

Rein technische Gründe

Der Vatikan hat Spekulationen über eine Lockerung des Zölibats für römisch-katholische Geistliche zurückgewiesen. Die Verzögerungen bei der Errichtung einer neuen Kirchenstruktur für übertrittwillige Anglikaner hätten rein technische Gründen; sie hingen nicht mit vatikaninternen Meinungsverschiedenheiten über das priesterliche Keuschheitsgebot zusammen, betonte Vatikansprecher Federico Lombardi in einem Schreiben vom Samstag.

 (DR)

Der Text der Apostolischen Konstitution, der die Errichtung von Personal-Ordinariaten für frühere Anglikaner vorsieht, soll in der ersten Novemberwoche erscheinen, teilte Lombardi mit. - Unterdessen wurde bekannt, dass der Anglikanische Primas Rowan Williams am 21. November zu einem Gespräch mit Papst Benedikt XVI. in den Vatikan kommt.

Der Vatikan hatte am 20. Oktober bei einer Pressekonferenz über die geplante Einrichtung der Personal-Ordinariate informiert, in denen bisherige Anglikaner ihre Liturgie und Traditionen beibehalten könnten. Danach können anglikanische Geistliche auch in der katholischen Kirche zu Priestern geweiht werden. Das gelte - gemäß der bisherigen Praxis - auch für verheiratete Geistliche, wobei jeder Fall einzeln überprüft werden müsse.

Für bislang unverheiratete anglikanische Priester gelte die Zölibatspflicht. Noch geklärt werden müsse die Situation von Seminaristen, hieß es. Es müssten Kriterien erstellt werden, ob und in welchen Fällen verheiratete Anglikaner, die bereits in der Priesterausbildung stünden, diese fortsetzen und ebenfalls geweiht werden könnten.

Italienische Zeitungen hatten in den vergangenen Tagen spekuliert, Ursache der Verzögerung der Konstitution seien vatikaninterne Unstimmigkeiten über die Geltung des Zölibats in den Personal-Ordinariaten. - Seit geraumer Zeit hatte der Heilige Stuhl beraten, wie er mit den zahlreichen Gesuchen von Gruppen anglikanischer Priester und Laien umgesehen solle, die eine volle Gemeinschaft mit Rom suchten.