Vatikan beklagt Rückgang von Religionsfreiheit weltweit

"Schockierende Lage"

Die Religionsfreiheit erlebt nach Auffassung des Vatikan weltweit eine "fortschreitende Verschlechterung". Die Lage sei durch die "beispiellose Zahl von Gewalttaten gegen Christen und andere Religionsgemeinschaften" besonders schockierend.

Christenverfolgung im Nahen Osten / © Katharina Ebel (KNA)
Christenverfolgung im Nahen Osten / © Katharina Ebel ( KNA )

Das sagte der Ständige Beobachter des Heiligen Stuhls bei den Vereinten Nationen in Genf, Erzbischof Ivan Jurkovic, laut einem von Radio Vatikan verbreiteten Redeskript. Die Verfolgung von Christen sei "schlimmer als in den ersten Jahrhunderten der Kirche", so der Diplomat. Aktuell gebe es mehr christliche Märtyrer als damals.

Religion gesellschaftlich mit neuer Bedeutung

Jurkovic pochte auf das Recht, religiös motivierte ethische Überzeugungen öffentlich wie auch privat zu leben. Religion habe gesellschaftlich eine neue Bedeutung erlangt, und zwar "aufgrund der komplexen Beziehung zwischen der persönlichen Glaubenswahl und deren öffentlichem Ausdruck". Sowohl die Entscheidung für ein religiöses Bekenntnis wie auch die Glaubenspraxis müssten frei von Auflagen und Zwang sein. Der Vatikanvertreter nannte es "unverständlich und alarmierend", dass es noch immer Diskriminierung und Einschränkungen allein aufgrund der Religionszugehörigkeit einer Person gebe.

Moderner Tyrannei

Jurkovic sagte weiter, "im Namen eines falschen Toleranzbegriffs" würden am Ende jene verfolgt, die ihren Glauben verteidigen. Er sprach von "unterschiedlichen Formen moderner Tyrannei". Diese suchten die Religionsfreiheit zu unterdrücken, Glauben auf eine Subkultur zu reduzieren oder Religion als Vorwand für Hass und Gewalt zu missbrauchen.

Besonders beklagte der Vatikan-Vertreter die Lage der Christen im Nahen Osten. Dort seien in den vergangenen Jahren Millionen Menschen von ihrem angestammten Land vertrieben worden. Die übrigen lebten unter permanenter Bedrohung und Repressionen. Zahllose Kirchen und alte Kultstätten aller Religionen seien zerstört worden, so der Diplomat. Er äußerte sich bei einer UN-Veranstaltung am Dienstag in Genf.


Erzbischof Ivan Jurkovic / © Natasha Gileva (KNA)
Erzbischof Ivan Jurkovic / © Natasha Gileva ( KNA )
Quelle:
KNA