Mit einem ungewöhnlichen Kommuniqué versucht der Vatikan Spekulationen um eine Kardinalsversammlung im neuen Jahr zu dämpfen. In der am Samstagmittag verbreiteten Erklärung des Presseamts wird der Termin des "ersten außerordentlichen Konsistoriums des Pontifikats" am 7. und 8. Januar bestätigt. Es war erstmals im November offiziell angekündigt worden. Auf die in Medien unlängst genannten Themen des Treffens geht das Kommuniqué jedoch mit keinem Wort ein.
Verschiedene Medien hatten über einen Weihnachtsbrief des Papstes an die derzeit 245 Kardinäle berichtet. Demnach soll die Versammlung unter anderem über die alte lateinische Liturgie im Gottesdienst und über Mitsprache und Mitbestimmung in der Kirchenleitung ("Synodalität") beraten.
Ein Kompromiss bei der alten Messe?
Zuletzt hatte die Tageszeitung "Il Giornale" am Freitag gemeldet, dass der Papst in dem Brief zum Thema Liturgie einen Kompromiss zwischen dem Festhalten "an einer gesunden Tradition" und einer "Öffnung für eine legitime Weiterentwicklung" angedeutet habe. Mit ähnlichen Worten hatte das Zweite Vatikanische Konzil vor 60 Jahren eine Erneuerung der katholischen Liturgie gefordert.
Weiter habe Leo XIV. ein neues Nachdenken über die programmatische Schrift seines Vorgängers Franziskus aus dem Jahr 2013 vorgeschlagen. Mit dem Schreiben "Evangelii gaudium" hatte der Papst aus Argentinien damals einen neuen Stil der Verkündigung und eine Öffnung der katholischen Kirche in wichtigen Bereichen eingeläutet.
Statt auf diese mutmaßlichen Themen einzugehen, spricht das Kommuniqué davon, dass es bei dem zweitägigen Treffen "Momente der Gemeinschaft und der Brüderlichkeit", aber auch "Zeiten des Nachdenkens, des Teilens und des Gebets" geben werde. Letzteres solle "ein gemeinsames Unterscheiden" fördern und dem Papst "Unterstützung und Rat" bei seiner "anspruchsvollen und schwerwiegenden Verantwortung in der Leitung der Weltkirche" geben. Die Kardinäle seien dazu berufen, "in besonderer Weise an der Sorge um das Wohl der universalen Kirche mitzuarbeiten".
Treffen mit Kardinal Ghirlanda
Ebenfalls am Samstag teilte das Presseamt mit, dass Papst Leo XIV. den bevorzugten Kirchenrechtsexperten seines Vorgängers, Kardinal Gianfranco Ghirlanda (83), in Audienz empfangen hat. Der Jesuit und Kirchenrechtler entwarf unter Papst Franziskus die entscheidenden Texte zur Reform der Römischen Kurie, der Verfassung des Vatikanstaats und zur Öffnung der Bischofssynode für die Mitsprache von Laien.
Ghirlanda vertritt die Ansicht, dass die Autorität der Leitungsämter im Vatikan nicht auf dem Bischofsamt und der Apostelnachfolge basiert, sondern auf der Beauftragung durch den Papst. Diese Position ist unter Kirchenrechtlern und Theologen umstritten, weil sie in Teilen von der Lehre des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965) abweicht.