Vaterschaftstest an totem Priester bleibt geheim

Auf besonderen Wunsch

Ob ein vor 50 Jahren verstorbener katholischer Pfarrer und mehrfacher Missbrauchstäter aus dem sächsischen Heidenau ein Kind gezeugt hat, wird nicht veröffentlicht. Das Ergebnis der Untersuchung liegt aber inzwischen vor.

Ein graues und ein weißes Collarhemd / © Cristian Gennari (KNA)
Ein graues und ein weißes Collarhemd / © Cristian Gennari ( KNA )

Das Ergebnis des Vaterschaftstests, für den im Mai bei der Einebnung des Priestergrabs Gewebeproben entnommen wurden, liege zwar nun vor, teilte die katholische Pfarrei Heidenau am Freitag mit.

Man respektiere aber den Wunsch einer Person, auf deren Veranlassung der Test erfolgte, dass das Ergebnis nicht veröffentlicht wird, so die Pfarrei, "und möchten auch andere bitten, dies zu akzeptieren". Im vergangenen Jahr hatte sich die Person beim Bistum Dresden-Meißen gemeldet und um Hilfe bei der Klärung gebeten, ob der Priester ihr Vater sei.

Einer der schwerwiegendsten Fälle im Bistum

Bei dem Priester handelt es sich um Herbert Jungnitsch (1898-1971). Er hatte nach dem Zweiten Weltkrieg die katholische Pfarrei in Heidenau aufgebaut und bis zu seinem Tod maßgeblich geprägt. Aus den 1960er Jahren sind nach Angaben des Bistums glaubhaft mehrere Fälle sexualisierter und körperlicher Gewalt an mindestens vier Mädchen im Alter zwischen vier und acht Jahren bekannt. Der Fall gilt im Bistum Dresden-Meißen als einer der schwerwiegendsten.

Blick auf Dresden / © Philipp Dase (shutterstock)

Der Heidenauer Ortskirchenrat hatte die Einebnung seines Grabes bereits 2020 beschlossen, wollte dies jedoch in einen Aufarbeitungsprozess mit der Pfarrei einbinden. Dieser verzögerte sich wegen der Corona-Pandemie. Im vergangenen Jahr fand eine Gemeindeversammlung zu dem Fall unter Beteiligung der Bistumsleitung statt. Bischof Heinrich Timmerevers sprach damals von einem "Pilotprojekt" für die künftige Aufarbeitung der Missbrauchsfälle im Bistum.

Aufarbeitungsarbeit wird weiter vertieft

Die Pfarrei vertieft die Aufarbeitungsarbeit nach eigenen Angaben weiter. Es gelte, "das Geschehene tiefer zu begreifen und zu verarbeiten. Die Erzählungen der Betroffenen und das schwere Erbe der Taten in unserer Gemeinde sollen wach gehalten werden". Dazu solle die Gedenkkultur ausgeweitet werden, etwa in Gottesdiensten. Zudem konzipiere man derzeit eine Vortrags- und Gesprächsreihe.

Priestergrab Heidenau / © Sebastian Kahnert (dpa)
Priestergrab Heidenau / © Sebastian Kahnert ( dpa )

Die Aufarbeitung der Missbrauchsfälle aus den 1960er Jahren um Pfarrer Jungnitsch, die dem Bistum Dresden-Meißen seit 2010 bekannt waren, geht maßgeblich auf den Heidenauer Gemeindereferent Benno Kirtzel zurück. Er setzte sich dafür ein, in und mit der Gemeinde sowie mit einem Opfer die Geschehnisse aufzuarbeiten und öffentlich zu machen.

Bistum Dresden-Meißen

Blick auf die Hofkirche in Dresden / © Anton Kudelin (shutterstock)
Blick auf die Hofkirche in Dresden / © Anton Kudelin ( shutterstock )

Das alte Bistum Meißen wurde 968 gegründet und ging im Zuge der Reformation unter. 1921 erhob Papst Benedikt XV. die damalige Apostolische Präfektur Meißen zum neuen Bistum Meißen mit Bischofssitz in Bautzen. 1979 wurde der Name des Bistums in Dresden-Meißen geändert, der damalige Bischof Gerhard Schaffran verlegte den Bischofssitz nach Dresden. Gegenwärtig gehören dem Bistum rund 140.000 Katholiken an, etwa drei Prozent der Bevölkerung. Nur die Siedlungsgebieten der sorbischsprachigen Minderheit in der Oberlausitz sind katholisch dominiert. (kna/20.06.2021)

Quelle:
KNA