Uschi Glas blickt auf ihre evangelische Kindheit

"Wir wurden 'Ketzer' genannt"

Filmstar Uschi Glas ist in einer evangelischen Familie, aber in einem katholischen Umfeld aufgewachsen. Nun verrät die Schauspielerin, die am Samstag 80 Jahre alt wird, warum das nicht leicht war und woran sie heute glaubt.

Uschi Glas, Schauspielerin und Gründerin des Vereins brotZeit / © Tobias Hase (dpa)
Uschi Glas, Schauspielerin und Gründerin des Vereins brotZeit / © Tobias Hase ( dpa )

Schauspielerin Uschi Glas ist nach eigener Auskunft gläubig. "Ich glaube jedoch nicht daran, dass es einen evangelischen, katholischen, muslimischen oder jüdischen Gott gibt", sagte die Künstlerin in einem in der "Augsburger Allgemeinen" (Dienstag) veröffentlichten Interview. 

Glas, die am Samstag, 2. März,  ihren 80. Geburtstag feiert, ergänzte: "Aber ich glaube zu 100 Prozent an die Existenz eines höheren Wesens. Ich bete jeden Abend und lasse den Tag so Revue passieren."

"Die Welt ist aus den Fugen geraten"

Weiter sagte Glas: "Da mögen Leute drüber lachen, aber das ist mein Zwiegespräch, meine Tagesbilanz. Ich will nicht einfach sagen: 'Ist doch alles in Ordnung' und über das hinweggehen, was nicht in Ordnung ist. 

Die Welt ist so aus den Fugen geraten, dass jeder sich auch um andere kümmern muss, statt ständig nur an sich zu denken. 

Ich glaube, dass wir alle eine Verantwortung für das Funktionieren der Gesellschaft tragen und jeder sich fragen sollte: 'Wo kann ich mich engagieren? Wo muss ich aufstehen und sagen: So geht das nicht!'"

Als Kind wegen ihres Glaubens ausgegrenzt worden

In ihrer Kindheit in Landau an der Isar sei sie mit ihrer Familie ausgegrenzt worden, erzählte Glas, unter anderem aus religiösen Gründen. "Mein Vater war im erzkonservativen katholischen Niederbayern sozialdemokratischer Protestant aus Franken. Mehr Außenseiter geht kaum. 

Meine Mutter kam aus Schwaben und war ursprünglich katholisch, ist aber zum evangelischen Glauben
konvertiert, um meinen Vater heiraten zu können." Das sei damals eigentlich ein Ding der Unmöglichkeit gewesen. 

"Wir wurden 'Ketzer' genannt. Und weil ich einen etwas dunkleren Teint und dunkle Locken
hatte, wurde ich zudem 'Negerlein' genannt", so Glas.

"Das macht mich sehr traurig"

Zur Lage der Gesellschaft sagte die Schauspielerin: "Ich habe nach dem bekannt gewordenen Geheimtreffen der Rechten in Potsdam das erste Mal das unsägliche Wort 'Remigration' gelesen, letztendlich ein beschönigender Ausdruck für Deportation. Das ist doch ungeheuerlich!"

Und weiter: "Wenn ich mir überlege, wie viele Menschen sich jetzt fürchten, wie viele Menschen sich in Deutschland nicht mehr wohlfühlen und wie viel Menschen darüber nachdenken, dieses Land zu verlassen - darunter meine jüdischen Freunde, die sich nicht mehr trauen ihren David-Stern zu tragen -, dann macht mich das sehr traurig."

Quelle:
KNA