US-Theologe Faggioli sieht in Papst Leo XIV. keinen Trump-Gegner

"Zwei unterschiedliche Universen"

Der Papst nehme nach Einschätzung des Theologen Massimo Faggioli keine Frontalopposition gegen US-Präsident Trump ein. Eine Herausforderung sei jedoch der konservative Flügel in den USA, der "zunehmend stärker und militanter" werde.

Der neu gewählte Papst Leo XIV. / © Marijan Murat (dpa)
Der neu gewählte Papst Leo XIV. / © Marijan Murat ( dpa )

 Ein "Anti-Trump" sei der Papst bei aller zu erwartenden Sachkritik nicht, sagte amerikanischen Theologen Massimo Faggioli am Freitag der österreichischen Zeitung "Die Furche".

Eine besondere Herausforderung sei es für Leo, die auseinanderdriftenden Flügel der katholischen Kirche in den USA zusammenzuhalten.

"Konservative und progressiv-liberale Katholiken leben zunehmend in zwei unterschiedlichen Universen mit verschiedenen Pfarreien, Schulen, Gruppen etc. Das ist eine seltsame und ungesunde Situation." Zudem werde gerade der konservative Flügel "zunehmend stärker und militanter".

Das größere Problem des Papstes

Das Agieren von US-Vizepräsident J. D. Vance und seines Netzwerks ist für Faggioli besorgniserregend: "Er agiert viel intelligenter und hat bereits die Zeit nach Trump im Auge." Vance vereine traditionelle Sichtweisen mit moderne Methoden und Ansätze der "Tech-Gurus des Silicon Valley". 

Papst Leo XIV. begrüßt US-Vizepräsident J.D. Vance am 19. Mai 2025 im Vatikan. / © Vatican Media/Romano Siciliani (KNA)
Papst Leo XIV. begrüßt US-Vizepräsident J.D. Vance am 19. Mai 2025 im Vatikan. / © Vatican Media/Romano Siciliani ( KNA )

Er sympathisiere offen mit vielen Ideen der Integralisten und Nationalisten. So fordere er, dass nur Christen in die USA immigrieren sollen, sagte Faggioli, der an der Universität Villanova (Pennsylvania) katholische Theologie und Religionswissenschaft lehrt. Auch Robert Prevost, der heutige Papst Leo, studierte dort.

Augustinus gegen Augustiner-Papst

Im Hintergrund solcher Denkweisen stünden fragwürdige Interpretationen etwa unter Bezugnahme auf die auf Augustinus zurückgehende abgestufte Nächstenliebe ("Ordo Amoris"), so Faggioli.

Gerade hier werde es Vance jedoch schwerer haben mit dem neuen Papst, "der als Augustiner hier natürlich eine sehr große Glaubwürdigkeit mitbringt" und noch als Kardinal diese Interpretation von Vance auch in den Sozialen Medien zurückgewiesen hatte.

Die sich hinter dem Begriff "Integralismus" verbergende Auffassung eines Vorrangs einer geistlichen vor einer weltlichen Ordnung und eines damit verbundenen Verdrängens der liberalen Ordnung wird laut Faggioli nicht so rasch wieder verschwinden. 

Vertreten werde dies durch eine neue Generation ultrakonservativer Denker, die er selbst unter seinen Studierenden ausmache. "Das wird auch nach Trump nicht verschwinden", so der Theologieprofessor.

Die katholische Kirche in den USA

Die römisch-katholische Kirche ist die größte Glaubensgemeinschaft der USA, denn die Protestanten teilen sich in verschiedene Konfessionen. Ein knappes Viertel der US-Amerikaner ist katholisch, die meisten Katholiken leben im Nordosten und im Südwesten. Genaue Zahlen sind schwierig, weil in den USA der Wechsel einer Konfession sehr häufig vorkommt.

Die katholische Kirche in den USA / © rawf8 (shutterstock)
Die katholische Kirche in den USA / © rawf8 ( shutterstock )
Quelle:
KNA