US-Kongress hört Kirchen zu Religion und Klimapolitik an

Premiere in Washington

Premiere in Washington: Im US-Kongress hat am Donnerstag erstmals eine Anhörung über Religion und Klimapolitik stattgefunden.
Dabei forderten Lutheraner, der Nationale Kirchenrat und weitere Glaubensgemeinschaften von der US-Regierung eine deutliche Reduzierung des CO2-Ausstoßes. Deutlich mehr, als der US-Präsident zuvor beim G8-Gipfel mitbeschlossen hatte.

 (DR)

"Glaubensgrundsätzen zur Klimaerwärmung"
Die Vereinigten Staaten müssten ihre Kohlendioxid-Emissionen bis zum Jahr 2020 um 15 bis 20 Prozent und bis 2050 um 80 Prozent abbauen. Damit gingen die Kirchen in ihrer Forderung über die beim G-8-Gipfel angestrebten Klimaschutzziele hinaus.

Die USA hätten "überproportional" zum Treibhausgas-Problem beigetragen, heißt es in den vorgelegten "Glaubensgrundsätzen zur Klimaerwärmung", die von Bischöfin Katharine Jefferts Schori vorgestellt wurden. Nun müsse diese "Ungerechtigkeit" wieder ins Lot gebracht werden.

"Als Priesterin und Wissenschaftlerin" stehe sie zugleich auf Seiten der wissenschaftlichen Wahrheit und der Glaubens-Wahrheit, betonte die leitende Bischöfin der Episkopalkirche in den USA und gelernte Ozeanographin. Gott liebe die Menschheit, und die Wissenschaft habe aufgedeckt, dass die Klima-Erwärmung durch menschliches Handeln entstehe.

"Christen sorgen sich um die Schöpfung"
Jim Ball von der "Evangelikalen Klimainitiative" betonte, Christen sorgten sich um die Schöpfung. Marktwirtschaftliche Initiativen seien am besten geeignet, das Problem Klimawandel anzugehen. Ein Sprecher der römisch-katholischen Bischöfe betonte, der Klimaschutz müsse zusätzliche Ressourcen für arme Nationen frei machen.

US-Kirchen hatten sich bei der Klimafrage in jüngster Zeit verstärkt zu Wort gemeldet. Christliche, muslimische und jüdische Verbände appellierten im Mai an die Politik, "sofort" Maßnahmen gegen die Klima-Erwärmung zu beschließen. Nach Umfragen wächst auch unter Evangelikalen die Zustimmung zum Klimaschutz.

"Mit Hoffnung und nicht mit Furcht"
Man müsse den Klimawandel "mit Hoffnung und nicht mit Furcht" angehen, sagte Barbara Boxer, Vorsitzende des Umweltausschusses im Senat bei der Anhörung. Kirchenführer hätten bei der Klimafrage die "Ärmel hochgekrempelt" und sich eingemischt, lobte die Befürworterin weit reichender Klimaschutzmaßnahmen. Durch die Einladung kirchlicher Verbände wollten sich die Politiker ein Bild machen, wie das religiöse Amerika mit Ökofragen umgehe.

Der republikanische Senator James Inhofe äußerte Zweifel an der Klima-Erwärmung. Christen dürften nicht in die Falle der "säkularen Umweltschützer" stolpern, die glaubten, dass der Mensch nur durch Zufall entstanden und jetzt der Hauptverschmutzer der Erde sei, sagte er. Der evangelikale Autor David Barton erklärte, als Christ glaube er an "Jahrtausende alte Lehren" und nicht an wissenschaftliche Angaben, die sich ständig änderten.