US-Bischof Chaput kritisiert Leiter der Glaubensbehörde

"In entscheidenden Punkten einfach falsch"

Philadelphias emeritierter Erzbischof Charles Chaput attestiert dem aktuellen Leiter der vatikanischen Glaubensbehörde, Kardinal Victor Manuel Fernandez, theologische Unzulänglichkeit. Chaput bevorzugt die Theologie eines Vorgängers.

Charles Chaput / © Paolo Galosi/Romano Siciliani (KNA)
Charles Chaput / © Paolo Galosi/Romano Siciliani ( KNA )

Die Behörde habe die Aufgabe, die Integrität der katholischen Lehre und Praxis zu schützen – "eine lebenswichtige Pflicht für die Gläubigen", schreibt Chaput in einem Beitrag für das katholische US-Magazin "First Things" (April-Ausgabe); und: "Was wir glauben, bildet den 'Klebstoff', der Katholiken als eigenständiges Volk versiegelt."

Alterzbischof bevorzugt Theologie Benedikts XVI.

Fernandez bekleide also ein einzigartig wichtiges Amt, so Chaput, genau wie vor ihm Joseph Ratzinger, der spätere Papst Benedikt XVI. (2005-2013). "Doch in seinem Denken und seiner Substanz ist Fernandez ein Mann, der sich stark von seinem großen Vorgänger unterscheidet", schreibt der 79-Jährige, der von Benedikt XVI. ernannt wurde und das wichtige Erzbistum Philadelphia bis 2020 leitete.

Victor Manuel Kardinal Fernandez, Präfekt des Dikasteriums für die Glaubenslehre / © Lola Gomez (KNA)
Victor Manuel Kardinal Fernandez, Präfekt des Dikasteriums für die Glaubenslehre / © Lola Gomez ( KNA )

Chaput räumt ein, dass der von Papst Franziskus ernannte Argentinier Fernandez als Theologe auf ein bedeutendes Werk zurückblicken könne. Sein Denken sei nicht oberflächlich; aber: "Es ist in einigen entscheidenden Punkten einfach falsch und hat weitreichende Auswirkungen."

Chaput vermisst Förderung und Verteidigung des Glaubens

In seiner theologischen Kritik stützt sich Chaput ausführlich auf einen Aufsatz des Spaniers Jose Granados in der in Washington erscheinenden internationalen Fachzeitschrift "Communio" (Ausgabe Winter 2023). 

Im Kern richte sie sich aber gegen "die Unzulänglichkeit der Ansichten von Kardinal Fernandez angesichts der eigentlichen Aufgabe des Glaubensbehörde: die katholische Lehre und den Glauben engagierter katholischer Gläubiger zu fördern und zu verteidigen". Dies werfe auch unangenehme Fragen hinsichtlich der Klugheit von Papst Franziskus auf, ihn überhaupt zu ernennen.

Leiter der vatikanischen Glaubensbehörde

Fernandez ist Theologe und ehemaliger Rektor der Päpstlichen Katholischen Universität Argentiniens und ehemaliger Erzbischof von La Plata. Er ist außerdem ein enger Mitarbeiter, Berater und gelegentlicher Ghostwriter für Papst Franziskus. Im Sommer 2023 ernannte ihn der Papst zum Leiter der vatikanischen Glaubensbehörde.

Der Argentinier verfasste unter anderem die Vatikan-Erklärung "Fiducia supplicans", die spontane Segnungen homosexueller Paare unter bestimmten Bedingungen gestattet. Dies stieß auf scharfen Widerstand in Teilen der Weltkirche. Auch frühere Schriften von Fernandez sorgten für Kontroversen, etwa ein Buch über das Küssen von 1995.

Dikasterium

Als Dikasterien werden die Zentralbehörden der vatikanischen Kurie bezeichnet. Sie sind vom Papst mit der Leitung der katholischen Kirche beauftragt. Zu ihnen zählen etwa das Staatssekretariat oder die kirchlichen Gerichtshöfe.

Präfektur für wirtschaftliche Angelegenheiten / © Romano Siciliani (KNA)
Präfektur für wirtschaftliche Angelegenheiten / © Romano Siciliani ( KNA )
Quelle:
KNA