US-Bischöfe schließen eigene Nachrichtenagentur CNS

Viele Fragen bleiben offen

Ende des Jahres gehen bei der traditionsreichen Nachrichtenagentur der US-Bischofskonferenz die Lichter aus. Das Ende von CNS kommt völlig überraschend. Profitieren könnte das katholische Medien-Netzwerk EWTN.

Autor/in:
Thomas Spang
Ein Stapel mit Zeitungen / © Lisa-S (shutterstock)

Die Mitteilung vom Ende der traditionsreichen Nachrichtenagentur CNS kommt so plötzlich wie überraschend.

Langgediente Redaktionsmitglieder fühlten sich am Mittwoch in ersten Reaktionen an die Entlassung des damaligen Chefredakteurs Tony Spence erinnert, der 2016 über Nacht von der Bildfläche verschwand. Von seinen Aufgaben entbunden, weil er sich in privaten Tweets zum Umgang mit LGTBQ-Menschen in einer Weise geäußert hatte, die einigen in der konservativen US-Bischofskonferenz (USCCB) aufstieß.

Signifikante Neuorganisation geplant

Diesmal geht es nicht um eine einzige Personalie, sondern um die Zukunft der gesamten Redaktion mit 21 Mitarbeitenden. Als Überbringer der schlechten Nachrichten erschien der Kommunikationsdirektor der USCCB, James Rogers, in den Räumlichkeiten der Agentur am Sitz der Bischofskonferenz in Washington.

Rogers konnte den Redakteurinnen und Redakteuren kaum Details zu der Entscheidung erläutern, warum der 31. Dezember ihr letzter Arbeitstag sein wird. In einer offiziellen Erklärung der Bischöfe heißt es, über die nächsten Monate werde Rogers' Abteilung "eine signifikante Neuorganisation unternehmen". Was das genau heißt, blieb genauso offen wie das Schicksal der Betroffenen.

Im vergangenen Jahr feierte die offizielle Agentur der US-Bischofskonferenz ihren 100. Geburtstag. Sie finanziert sich durch Abonnements und Zuschüsse der USCCB. Zielgruppe sind die US-Diözesen sowie nationale und internationale Medien.

Fest steht nur, was es nicht mehr geben wird. Von der Schließung betroffen sind die Redaktionen in Washington und New York. Das Büro in Rom soll bleiben und künftig kostenlos über relevante Ereignisse berichten. Der kostenpflichtige Abonnementbetrieb werde zum 1. Januar 2023 eingestellt.

CNS-Chefredakteur Greg Erlandson äußerte sich "zutiefst traurig über die Entscheidung" der Bischöfe. Er sei "stolz auf die Professionalität unserer Mitarbeiter" und auf alles, was die Journalisten und Fotografen hätten. Mehr als ein Jahrhundert habe CNS der katholischen Presse gedient.

Redaktion in Washington unter Schock

Die Redaktion in Washington steht unter Schock über die unerwartete Entwicklung. Mehrere Mitglieder ventilierten auf Twitter ihren Unmut.

"Danke für Eure Nachrichten zur Schließung des Catholic News Service", schrieb etwa Rhina Guidos, eine CNS-Veteranin. "Wir machen uns mehr Sorgen über die Zukunft der katholischen Medien und die Zukunft unserer unglaublichen und mutigen Kunden als über uns selbst."

Kommunikationsdirektor Rogers ließ Raum zur Spekulation über die Gründe für die abrupte Schließung von CNS. Er räumte ein, dass "der Übergang in einen anderen Job schwierig sein kann". Dies seien persönliche Angelegenheiten, die er nicht öffentlich besprechen wolle.

Mehr Informationen wünschen sich die Abonnenten von CNS, die vor dem Problem stehen, ohne ausreichendes Personal die Lücke füllen zu müssen, die das Ende der katholischen Agentur hinterlässt. Die Chefredakteurin des "National Catholic Reporter", Heidi Schlumpf, beklagte, "etwas mehr Klarheit wäre hilfreich".

Tatsächlich leidet die traditionelle Bistumspresse und andere katholische Publikationen unter denselben Problemen wie die säkularen Medien. Durch die Veränderungen in der Medienstruktur, den Wegfall von Anzeigen und zurückgehende Abonnements lassen sich vorwiegend Print-Produkte kaum mehr gewinnbringend produzieren.

Wird Krise der katholischen Medien verschärft?

Analysten fürchten, dass die US-Bischofskonferenz die Krise der katholischen Medien durch die Einstellung von CNS verschärft. In jedem Fall überlässt die USCCB das Feld den Publikationen, die zum EWTN Global Catholic Network gehören. Das von streng konservativen Geldgebern gut geölte Mediennetzwerk treibt über seine Kanäle die Agenda der amerikanischen Rechtskatholiken voran.

Zu Entlassungen kommt es bei der USCCB auch im Bereich der Öffentlichkeitsarbeit, bei kreativen Diensten und beim Marketing. Die USCCB wolle die "von den Gläubigen anvertrauten Ressourcen besser und auf eine Weise zu nutzen, die der heutigen Kommunikationsumgebung entspricht". Die verbleibenden Dienste sollten auf diese Weise "eine nachhaltigere Grundlage für ihre Arbeit" erhalten.

Ein schwacher Trost für die Mitarbeiter bei CNS, die versuchen, sich aus alldem einen Reim zu machen. Zumal Papst Franziskus ihnen im vergangenen Jahr noch ein Gütesiegel verliehen hatte. Bei einer Begegnung mit Mitarbeitern des römischen Büros 2021 sagte der Papst, CNS habe über 100 Jahre durch seine Berichterstattung über die Kirche "einen unschätzbaren Beitrag für die englischsprachige Welt geleistet". Dass dieser nun von den US-Bischöfen eingestellt wird, lässt viele Fragen offen.

Quelle:
KNA