US-Bischöfe besuchen Japan zum 80. Jahrestag der Atombombenabwürfe

Reise in Zeiten geopolitischer Spannungen

Eine Friedensreise mit zwei US-Kardinälen soll ein Zeichen gegen die anhaltende nukleare Bedrohung setzen. Auch mit dabei ist ein Bischof, in dessen Diözese zwei bedeutende Einrichtungen des US-Atomprogramms liegen.

Die Atombombenkuppel in Hiroshima / © JC_STOCKER (shutterstock)
Die Atombombenkuppel in Hiroshima / © JC_STOCKER ( shutterstock )

Zum 80. Jahrestag der Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki reisen mehrere katholische US-Bischöfe nach Japan. Die "Pilgrimage of Peace" vom 5. bis 10. August soll ein Zeichen gegen anhaltende nukleare Bedrohung setzen und das Gedenken an die Opfer stärken, wie die US-Bischofskonferenz mitteilte. Die Reise erfolgt vor dem Hintergrund aktueller geopolitischer Spannungen und wachsender Sorge vor einem möglichen Einsatz von Atomwaffen.

Der Delegation gehören die Kardinäle Blase Cupich (Chicago) und Robert McElroy (Washington) sowie die Erzbischöfe Paul Etienne (Seattle) und John Wester (Santa Fe) an. Vor Ort werden sie von den Bischöfen von Hiroshima und Nagasaki begleitet. Neben interreligiösen Friedensgebeten und Gedenkmessen nehmen die Teilnehmer auch an offiziellen Gedenkveranstaltungen teil. Unterstützt wird die Pilgerfahrt von mehreren US-amerikanischen und japanischen Universitäten sowie katholischen Organisationen.

Friedensgebet am Trinity-Testgelände

Die "Kirchen-Partnerschxaft für eine Welt ohne Atomwaffen", ein gemeinsames Projekt der beteiligten Diözesen, organisiert die Friedensreise seit 2023. Santa Fes Erzbischof Wester, der bereits zum dritten Mal teilnimmt, ist ein profilierter Kritiker von Atomwaffen. In seiner Diözese befinden sich mit Los Alamos und Sandia zwei bedeutende Einrichtungen des US-Atomprogramms im und nach dem Zweiten Weltkrieg.

Im Vorfeld der Reise hatte Wester Mitte Juli ein interreligiöses Friedensgebet am Trinity-Testgelände in New Mexico geleitet, wo die ersten Nukleartests 1945 stattfanden. Dort hatte die Explosion zu Umweltbelastungen und erheblichen gesundheitlichen Folgen bei der lokalen Bevölkerung geführt. Die Opfer - die sogenannten "Downwinders" - warten bis heute auf Entschädigung. Die Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki am 6. und 9. August 1945 forderten insgesamt rund 110.000 bis 210.000 Todesopfer. Überlebende der Explosionen leiden bis heute unter physischen und psychischen Spätfolgen.

Warnung vor nuklearem Wettrüsten

In einem Beitrag für die Zeitung "Chicago Catholic" betonte Kardinal Cupich die Verantwortung demokratischer Gesellschaften für Friedenssicherung und warnte vor einer ethischen Akzeptanz des Einsatzes von Atomwaffen gegen Zivilisten. Die Kirche habe eine besondere Pflicht, einer Logik von Vergeltung, Hass und Nationalismus entgegenzutreten, so Cupich. Ziel der Reise sei, an das Leid der Vergangenheit zu erinnern und ein neues Engagement für atomare Abrüstung zu fördern.

Die Diözese Santa Fe erklärte in einer Pressemitteilung, die Welt befinde sich derzeit in einem "zweiten nuklearen Wettrüsten": Mit mehr Atommächten, Cyberwaffen und künstlicher Intelligenz sei die Gefahr eines Atomkriegs größer denn je. Die USA investierten derzeit rund zwei Billionen Dollar in eine Modernisierung ihres Nukleararsenals, so die Diözese. Abschreckung sei aber keine Sicherheitsgarantie, sondern vielmehr ein globales Risiko.

Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki

Am 6. August 1945 warfen US-amerikanische Bomber über dem japanischen Hiroshima eine Atombombe ab und zerstörten die Stadt komplett. Der Hitzeblitz tötete sofort mehrere Zehntausend Menschen, die folgende Druckwelle und Strahlen töteten und verletzten viele weitere. Bis Ende 1945 starben durch die Atombombe etwa 140.000 Menschen. Drei Tage später, am 9. August 1945, wurde die Stadt Nagasaki durch eine weitere Atombombe zerstört. Hier starben etwa 70.000 Menschen. Die Berliner Weltfriedensglocke war 1989 auf Initiative der japanischen World Peace Bell Association aufgestellt worden.

Hiroshima nach dem Atombombenabwurf 1945 / © epa (dpa)
Hiroshima nach dem Atombombenabwurf 1945 / © epa ( dpa )
Quelle:
KNA