Unternehmen FriedWald öffnet 40. Begräbnisstätte

Der Wald als letzte Ruhestätte

Der Wald als letzte Ruhestätte boomt. Immer mehr Bundesbürger lassen sich in einem der bundesweit mehr als 100 Bestattungswälder beisetzen. Dabei wird die Asche direkt an den Wurzeln eines Baumes beigesetzt. Dahinter steckt nach Einschätzung von Beobachtern der Wunsch nach einem pflegeleichten Grab, aber auch die Sehnsucht nach einem naturnahen Ort, an dem Trauer und Erinnerung an Angehörige und Freunde ihren Platz finden.

 (DR)

Zwei große Betreiber dominieren den Markt in Deutschland. Das hessische Unternehmen "FriedWald" ist der Pionier: Im Juni 2001, also vor zehn Jahren, begründete es im Reinhardswald bei Kassel den ersten Friedwald. Am Donnerstag will das Unternehmen mit dem FriedWald Bremervörde im Elbe-Weser-Dreieck den 40. Standort in Deutschland eröffnen, einen Tag darauf in Bremen den 41. "Auf einer Waldfläche von 2.124 Hektar, also umgerechnet etwa 2.000 Fußballfeldern, sind dann Bestattungen an den Wurzeln von Bäumen möglich", verkündet das Unternehmen stolz und spricht von einem Wandel in der Trauer- und Bestattungskultur. Konkurrent "Ruheforst" aus dem nordrhein-westfälischen Hilchenbach betreibt ebenfalls mehr als 40 Standorte. Beide Unternehmen kooperieren dabei mit Städten und Gemeinden, Kirchen und den Waldbesitzern.



So wie in Lohmar bei Bonn, wo Ende Juni auf rund 65 Hektar der erste Friedwald im Staatswald des Landes NRW eingeweiht wurde. Förster Axel Horn hat dabei neue Aufgaben erhalten. Normalerweise kümmert sich der 46-Jährige um den Wald und die Holzernte im Regionalforstamt Rhein-Sieg-Erft. Doch jetzt ist er auch für die Bestattung von Menschen zuständig.



Der Friedwald in Lohmar zeigt, dass auch der Staat die neue Bestattungsform als Einnahmequelle entdeckt hat. "Wir beabsichtigen, den Menschen in Nordrhein-Westfalen weitere Bestattungswälder im Staatswald anzubieten", hat der frühere Leiter des Landesbetriebs Wald und Holz NRW, Frank-Dietmar Richter, vor Monaten angekündigt. Während die "FriedWald GmbH" als Betreiber der Begräbnisstätte auftritt, ist Förster Horn für die Pflege des Areals und die Begleitung der Menschen zuständig, die einen Baum als Grabstelle suchen. Und er ist dabei, wenn Verstorbene beigesetzt werden.



Wald behält sein natürliches Gesicht

In einem ersten Schritt sind rund 350 Bäume dafür ausgesucht und registriert worden. "Auch im Friedwald behält der Wald sein natürliches Gesicht", betont Horn. Die Begräbnisstätte hebe sich nicht von der umliegenden Landschaft ab.



Die Bestattung im Wald ist dabei für die meisten Kunden eine bewusste Entscheidung: Viele der Interessenten suchten sich zu Lebzeiten einen geeigneten Baum für sich selber aus, wie Horn beobachtet. "Die Menschen kaufen nicht den Baum, sondern nur das Recht, an einem bestimmten Baum bestattet zu werden", betont der Forstbeamte. Dabei besteht die Möglichkeit, sich zwischen einem Platz am Gemeinschaftsbaum oder für den Familien- und Freundschaftsbaum zu entscheiden. An diesem können bis zu zehn Personen beigesetzt werden. Die Preise für Familien- und Freundschaftsbäume beginnen bei 3.350 Euro. Der Platz an einem Gemeinschaftsbaum kostet 770 Euro.



Welche Rituale die Beisetzung in einem Friedwald begleiten, bleibt den Wünschen der Verstorbenen und ihrer Angehörigen weitgehend überlassen. Christliche Beisetzungen sind ebenso möglich wie Bestattungen ohne geistlichen Beistand. Im Lohmarer Friedwald ist ein kleiner Versammlungsplatz angelegt worden - mit einem großen Holzkreuz. Auch Namensschilder an den Bäumen sind möglich, ebenso anonyme Bestattungen.



Die Kirchen sehen diese Waldbestattungen kritisch, beteiligen sich aber inzwischen an solch alternativen Formen: Sie fürchten, dass dabei religiös-esoterische oder pantheistische Überzeugungen zum Ausdruck kommen und das christliche Bild von der Einmaligkeit und Gottesebenbildlichkeit des Menschen in Vergessenheit gerät.