Musik zum Volkstrauertag

Unter Tränen

Über Jahrhunderte haben Komponisten Tod und Leid in beeindruckenden Werken verarbeitet. J. C. Kerll schrieb seine Messvertonung "Missa in fletu" unter dem Eindruck der verherrenden Belagerung von Wien - das Werk passt gut zum Volkstrauertag.

 Lichter im Novemberdunkel / © 4028mdk09
Lichter im Novemberdunkel / © 4028mdk09

Der Volkstrauertag ist in Deutschland ein staatlicher Gedenktag und gehört zu den so genannten „Stillen Tagen“. Dieser Tag erinnert an die Kriegstoten und Opfer der Gewaltherrschaft aller Nationen.

Die "Missa in fletu" setzt sich musikalisch ganz konkret mit dem Krieg auseinander. Messe in Tränen  - Trost für die Belagerung Wiens, so kann die Überschrift übersetzt werden.

Das Werk entstand in der Zeit nach der Belagerung Wiens – der Fall der Stadt konnte Ende des 17. Jahrhunderts nur unter größten Opfern verhindert werden. Die sogenannte zweite Türkenbelagerung 1683 von Wien zog sich über Monate hin und forderte tausende Tote auf beiden Seiten und vor allem bei der Zivilbevölkerung.

Hunger, Krankheiten und die ständige Angst vor der Eroberung setzten den Menschen in der Stadt schwer zu. Und das hört man der Mess-Komposition auch an – nirgends gibt es triumphale Töne, die an den Sieg erinnern. Eher scheinen die Opfer, die Verluste im Vordergrund zu stehen.

Auch Heinrich Schütz erlebte den Krieg in all seinen Schrecken - er war Zeitzeuge des Dreißigjährigen Krieges, der von 1618 bis 1648 dauerte.

Er schrieb ebenfalls ein Werk, das sehr gut in den Kontext von Sterben, Tod und Trauer passt. „Musikalischen Exequien in Form einer Teutschen Begräbnismissa“, so heißt die Komposition.

Schütz schrieb das Werk, wie schon der Titel verrät, für eine Beerdigung. Und zwar immerhin für einen Grafen, nämlich für Graf Heinrich von Reuss. Der starb  im Dezember 1635 und sollte wenig später in Gera beerdigt werden.

Seine Witwe beauftragte Schütz mit der Komposition der Musikalischen Exequien und die sollten entsprechend dem Rang des Grafes etwas ganz Besonderes sein. Das dreißigminütige Werk besteht aus drei Teilen. Der erste der drei Sätze heißt „Concert in Form einer teutschen Begräbnismissa“. Solistische Passagen mit Zitaten aus dem Alten und Neuem Testament wechseln sich mit Chorteilen ab. Dann folgt eine doppelchörige Motette mit dem Titel „Herr, wenn ich nur dich habe“. Über diesen Text wurde während der Beerdigung auch die Predigt gehalten.

Danach folgt das ebenfalls doppelchörige Nunc dimittis, das ist der Lobgesang des greisen Simeon aus dem Neuen Testament. Er nimmt als dritter und letzter Teil auch zugleich einen wichtigen Platz im Ablauf der Beerdigung ein: denn an dieser Stelle wurde der Sarg in die Erde gelassen.

Auch in späteren Jahhrunderten wurde natürlich Trauermusik komponiert. Robert Schumann zum Beispiel schrieb im 19. Jahrhundert sein Requiem in Des-Dur. Das Requiem und eine Messvertonung in c-moll entstanden nur vier Jahre vor Schumanns frühem Tod 1856. Bemerkenswert ist, dass im Jahr zuvor Schumann schrieb, dass das höchste Ziel eines Komponisten sei, sich um geistliche Musik zu bemühen. Das überrascht in seinem Fall, denn besagte Musik nimmt insgesamt bei Schumann keinen besonders großen Raum ein.

Das Requiem ist aber eine recht umfangreich angelegte Komposition. Die Besetzung umfasst vier Gesangssolisten, Chor und Orchester. Schumann vertonte den damals üblichen Text des Requiems.


Darstellung Tod im Kölner Dom / © dr
Darstellung Tod im Kölner Dom / © dr

Robert Schumann / © Gemeinfrei
Robert Schumann / © Gemeinfrei
Quelle:
DR