Unter sanftem Schnee

Des Gärtners Winterruhe

Es gibt in diesen Tagen sicher Menschen, die unruhig sind bei all dem Schnee und Frost, bei der Glätte und den täglichen drohenden Rutschpartien. Aber es gibt auch jene, denen jetzt angesichts der sanften, weißen Schneedecke ganz wohl ums Herz wird: es sind die Gärtner. Denn endlich herrscht Winterruhe im Garten – so wie sie sein soll.

Winterruhe / © Stefan Quilitz
Winterruhe / © Stefan Quilitz

 

Gäbe es diese Ruhe nicht, dann wäre nämlich der Gärtner der eigentlich unruhige Gesell im Januar, denn: „Fällt zuwenig Schnee, brummt er mit vollem Recht, fällt zuviel Schnee, fürchtet er, dass seine Nadelbäume und Rosensträucher brechen. Gibt es keinen Schnee, jammert er über den verheerenden Bodenfrost; tritt Tauwetter ein, schimpft er über den verrückten Wind (…)“, schreibt Karel Čapek in seinem wunderbaren Büchlein „Das Jahr des Gärtners“.

Vor allem im Januar mit zu viel Frost, zu viel Regen, zu viel Sonne stimme das Wetter nie und so sieht Čapek den Januar als den eigentlichen Klage-Monat des Gärtners.

Den Pflanzen geht es gut

Aber genau dies ist in diesen Tagen anders: der Frost ist eher sanft, der Schnee ist keine Last sondern Schutz, Wolken verdecken die gefährliche Sonne. Den Pflanzen geht es also gut. Der Garten will Ruhe haben, jetzt hat er sie. Da könnte der Gärtner dann tatsächlich selbst mal ruhen, denn nichts muss im Garten getan werden.

Es ist stattdessen Zeit für eigene Betrachtungen, über das was der Garten uns lehren kann: Was Schönheit eigentlich bedeutet, wenn uns kein farbiges Blütenmeer berauscht. Oder dass es auch mal hilft, sanft eine Decke auszubreiten über all die Arbeit, die angeblich zu tun ist.

Wohl dem, der nun zufrieden ist

Winter kann gut tun, der Gärtner kann zufrieden sein. Oder um es mit Gottfried Keller zu sagen, der  im Winter dichtete:

„Wohl dem, der nun zufrieden ist
Und innerlich sich kennt!
Dem warm ein Herz beschieden ist,
Das heimlich loht und brennt!“

Zeit für die wohlige, winterliche Zufriedenheit bleibt, denn der Winter will noch nicht weichen: es wird zwar zum Sonntag von Südwesten her etwas milder, Schnee und gefährlicher Regen drohen gar, spätestens Dienstag soll es aber wieder kälter werden. (St.Q.)